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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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geschlagen?«
    Ich brauchte einen Moment, um mich zusammenzureißen. Dass mich ausgerechnet in dieser Runde der Gedanke an meine Familie überkommen musste, war der reinste Hohn. »Vermutlich war es einfach zuviel ›Buntes Essen‹.« Ich quälte mir ein Lächeln ab, auf das alle bei Tisch gern eingingen.
    Nun konnte ich gut verstehen, warum Herr Levander alles andere als glücklich über meine Anwesenheit war: Jemand wie ich brachte die Harmonie seiner Familie durcheinander. Sie waren wie eine Glasschale mit klarem Wasser und ich war die schwarze Tinte, die hineinfiel. Ein paar Tropfen mochten nicht schaden, aber … Mir gelang es ja nicht einmal, mich für die Dauer eines Mittagessens anzupassen und den normalen Typen von nebenan zu spielen.
    Erneut beobachtete ich Mila, während Herr Levander ausgiebig ihre Kochkünste lobte, was ihr sichtlich peinlich war. Sie warf mir einen Blick zu und kräuselte die Nase, als wollte sie sagen »Väter!«. Obwohl mir die Geste ein Kribbeln durch den Körper jagte, entging mir nicht, dass sie eine Spur gestellt war. Etwas hatte sich seit der Mathenachhilfe verändert. Zwar war Milas vibrierende Energie ungebrochen, die sich über die letzten Monate immer stärker aufgebaut hatte, bis ich mich ihr vor ein paar Tagen nicht länger hatte entziehen können. Aber die Unbefangenheit, die sie mir gegenüber an den Tag gelegt hatte, hatte einen Dämpfer erfahren. Hatte ich irgendwas falsch gemacht?
    Ich grub die Fingernägel in meine Oberschenkel, bis ich den Drang, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, abgeschüttelt hatte. Ich wollte hier sein, ein Teil dieser Gemeinschaft, wollte reden und lachen. Ich wollte Mila keinen weiteren Anlass dazu geben, mich nachdenklich zu mustern.
    »Chris ist ein komplettes Ferkel. Nach dem Training pinkelt er sich unter der Dusche auf die Füße, weil er meint, dass er dann keinen Fußpilz bekommt.« Nachdem Rufus seinen Magen bis auf den letzten Winkel gefüllt hatte, verspürte er offenbar den Wunsch, etwas zur Unterhaltung beizutragen. Storys vom Muay Thai rangierten in seiner Top-Themen-Liste dicht hinter »Mein Auto« und »Meine Frauen«. Gut, Letzteres war nichts für ein Sonntagsessen im Familienkreis, so dreist war nicht einmal Rufus. »Ich meine - hallo! - die Lache verteilt sich doch auf dem Duschboden, wo zufällig auch wir anderen stehen. Und was sagt Chris dazu? Schadet doch nicht. An Ekligkeit ist der einfach nicht zu toppen.«
    »Ach, komm schon. Ihr spielt beide in ein und derselben Liga, wenn es ums Ekligsein geht.« Kaum, dass die Worte draußen waren, hätte ich mich auch schon ohrfeigen können. Großartiges Gesprächsthema bei Tisch.
    Rufus sah mich auch gleich herausfordernd an. »Na, dann nenn mal ein paar Beispiele.«
    »Braucht Sam nicht«, kam Mila mir zu Hilfe. »Schließlich leben wir mit dir zusammen unter einem Dach und ich teile mir sogar die Dusche mit dir. Ich möchte manchmal auch nicht so genau wissen, was da an der Glaswand klebt.«
    »Kannst ja mal probieren.«
    »Rufus, reiß dich bitte zusammen.« Herr Levander gelang das Kunststück, streng und amüsiert zugleich zu klingen.
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück und grinste einen störrisch dreinblickenden Rufus breit an. Es war wirklich nett von ihm, dass er an meiner Stelle den bösen Buben gab. »Ich sag ja: ein und dieselbe Liga«, flüsterte ich laut genug, dass Rufus mich gerade noch hören konnte. Augenblicklich zeigte er mir den Mittelfinger, doch ich wendete mich bereits Mila zu. »Kann ich dir beim Abräumen helfen?«
    Sie nickte und der Sonnenbrand auf ihren Wangen färbte sich tiefrot. Während wir gemeinsam das Geschirr zur Küchenzeile trugen, ging ich so dicht hinter ihr her, dass mir ihr Maiglöckchenduft in die Nase stieg.

    Der Tisch war abgedeckt, Herr Levander in den Keller zu seiner Angelausrüstung verschwunden und Frau Levander arbeitete an einem Blumengesteck, das wie ein Kunstwerk aussah. Rufus, Mila und ich standen etwas verloren im Wohnzimmer herum. Jeden Augenblick würde Rufus damit rausplatzen, dass wir beide jetzt losmussten, dass wir dringenden Männerkram zu erledigen hatten, und Mila solle mal schön zusehen, dass sie die Töpfe wieder sauber bekam. Da klingelte sein Handy. Er warf einen Blick auf die Nummer, kratzte sich verlegen an der Brust und hastete die Treppe nach oben, bevor er das Gespräch annahm. Seinem Gesichtsausdruck nach würde er eine Zeit lang beschäftigt sein.
    Ich befürchtete trotzdem, dass ich mich nun artig

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