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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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gerechnet. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dem Fahrrad ist so gut wie nichts passiert. Ein paar Kratzer im Lack, die bessere ich noch aus. Du bekommst es auf jeden Fall vor Montagmorgen zurück, okay?«
    Von einer Sekunde zur nächsten saß ich aufrecht im Bett. Pingpong, die sich erschrocken auf die Fensterbank geflüchtet hatte, sah mich vorwurfsvoll an. »Ist dir etwas passiert?« Zu meinem Entsetzen dauerte es einige Sekunden, ehe Sam antwortete.
    »Nichts Schlimmes. Nur ein aufgeschrammtes Knie und der Ellbogen scheint irgendwie kaputt zu sein.«
    »Was meinst du mit kaputt ?«
    Wieder herrschte einen Moment lang Schweigen, als würde Sam abwägen, wie viel er mir erzählen konnte und was sich vor mir verheimlichen ließe. Schließlich stieß er einen leisen Seufzer aus. »Der Ellbogen lässt nicht besonders gut bewegen.«
    »Sam, du musst damit zum Arzt. Das muss doch geröntgt werden.« Ich klang wie meine besorgte Mutter, aber das war mir gleich.
    »Glaub mir, dass Letzte, worauf ich heute Lust habe, ist ein Besuch in der Notfallaufnahme. Die würden mir nur mit tausendundeiner Frage auf die Nerven gehen. Ob ich wirklich mit dem Fahrrad gestürzt sei, ob da nicht etwas ganz anderes passiert sei und blablabla.«
    Unwillkürlich dachte ich an Sams gewalttätigen Vater und die dicke Krankenhausakte, die meine Mutter einmal erwähnt hatte. »Bist du wirklich bloß mit dem Fahrrad gestürzt?«
    Dieses Mal dauerte das Schweigen unerträglich lange. Meine Finger schlossen sich so fest um das Handy, dass ich schon befürchtete, die Plastikverschalung könnte zerbrechen. Trotzdem konnte ich den Griff nicht lockern. Am anderen Ende der Leitung erklang nur das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos.
    »Ja, bin ich«, sagte Sam schließlich, die Stimme so neutral, dass ich nicht heraushören konnte, ob ich mit meiner Frage vielleicht eine Grenze überschritten hatte. »Und was ist mit dir, Mila? Hast du schon herausgefunden, was deinen Blackout heute Nachmittag ausgelöst hat?«
    Ich hatte also tatsächlich eine Grenze überschritten. Weil ich auf seine Frage genau so ungern eingehen wollte, wie er auf meine, wechselte ich kurzerhand das Thema. »Wo sollen wir beiden uns morgen denn treffen? Es bleibt doch beim Strandbesuch, oder?«
    »Ja, klar. Falls es dir nichts ausmacht, mit einem Invaliden gesehen zu werden. Soll ich dich bei eurem Segelboot abholen? Ich weiß, wo es liegt.«
    »Nein, lass uns besser direkt an der Strandpromenade treffen.«
    Es würde schon schwierig genug sein, meinem Vater beizubringen, dass ich mich mit Sam treffen wollte. Wenn Sam ihm dann auch noch zerschunden unter die Augen trat, würde Daniel vermutlich ein ähnlicher Verdacht kommen wie mir: dass Sam wieder einmal seinem gewalttätigen Vater in die Hände gefallen war. Mehr würde es nicht brauchen, damit Daniel seine väterliche Autorität ausspielen konnte und mich nicht gehen ließ. Und Rufus würde sich bestimmt freudig die Hände reiben und ihn ohne Rücksicht auf Verluste unterstützen. Aber noch ein anderer Gedanke trieb mich an: Der Hafen war bestimmt nicht das sicherste Pflaster für Sam.
    Wenn er meine Bedenken ahnte, so ließ Sam sich zumindest nichts anmerken. »Okay, was hältst du von dem Plateau unten am Strand als Treffpunkt? Da ist immer am meisten los. Sicherlich spielt irgendeine Band. So gegen siebzehn Uhr? Vorher helfe ich meiner Schwester mit den Kindern, das habe ich ihr versprochen. Mein Schwager hat kurzfristig irgendeinen Sonderauftrag übernommen und ist am Wochenende nicht da.«
    Im Hintergrund hörte ich das Dröhnen einer Hupe, dann ein unterdrücktes Ächzen. Vermutlich war Sam gerade aufgestanden.
    »Siebzehn Uhr klingt gut«, beeilte ich mich zu sagen. »Dann haben wir ja den ganzen Abend für uns.«
    Sam brummte bejahend. Erneut ertönte das Hupen. »Mila, ich muss jetzt leider Schluss machen.«
    Kein »Ich rufe dich später noch einmal an«.
    Ich riss mich zusammen. »Also, bis morgen dann.«
    Bevor ich mich in etwas hineinsteigern konnte, drückte ich das Gespräch weg. Das Handy warf ich aufs Bett, als hätte ich mich daran verbrannt. Unten in der Küche hörte ich meine Eltern gut gelaunt miteinander reden. Am liebsten wäre ich runtergegangen und hätte mich bei ihnen ausgeweint. Nur war das leider keine gute Idee, wenn ich mich morgen mit Sam treffen wollte. Nicht einmal meine lockere Mutter hätte Verständnis dafür, wenn ich mich mit einem Jungen traf, der mich noch vor unserer ersten

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