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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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richtigen Verabredung zum Weinen brachte. Da konnte ich noch sooft erklären, dass es nicht an Sams Verhalten, sondern an meinen starken Gefühlen für ihn lag, dass mich schon die kleinste Unachtsamkeit aus dem Gleichgewicht brachte.
    Ich ging ins Badezimmer, das ich mir mit Rufus und seiner Unordnung teilen musste, und wusch mir ausgiebig das Gesicht mit kaltem Wasser. Nachdem ich mir so ein wenig Farbe auf die Wangen gezaubert hatte, kämmte ich noch meine Haare und griff sogar zum Lipgloss. All diese Handgriffe kosteten mich zwar viel Kraft, aber letztendlich fühlte ich mich danach besser, gefestigter. Als ich die Treppe runterging, gelang mir sogar ein Lächeln.
    Meine Mutter hatte einige Einkaufstaschen auf den Küchentresen gestellt und räumte nun zusammen mit meinem Vater Lebensmittel und Haushaltskram weg. Gerade hielt sie eine Kaviarstange in der Hand und deutete damit auf mich. »Na, Schatz, hast du Hunger?«
    »Klar doch«, sagte ich, obwohl mein Magen sich wie zugeknotet anfühlte. Mein Vater schlängelte sich mit Katzenfutterdosen beladen an mir vorbei und sein vertrautes Aftershave stieg mir in die Nase. Einen Moment lang glaubte ich, meine guten Vorsätze über Bord werfen und mich an ihn klammern zu müssen. Auf keinen Fall! Ich holte tief Luft, dann sagte ich: »Übrigens werde ich mich morgen Nachmittag mit Sam an der Strandpromenade treffen. Nichts Großes, nur Eisessen, Leute anschauen und so.«
    Mein Vater schob die Dosen mit einem Schwung in den Schrank. »Morgen ist Familientag«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Ich bin ja auch fast die ganze Zeit über mit von der Partie. Wenn ihr tatsächlich noch zum Segeln kommen solltet, könnt ihr froh sein, dass ich nicht seekrank in der Kajüte sitze.«
    Mein Vater schloss betont langsam die Schranktüren und strich sogar noch einmal über die Leiste. »Wie du meinst«, sagte er, dann verschwand er in Richtung Garage. Das war heute nun schon der zweite Levander-Mann, der mir wegen Sam das Gefühl gab, ihn verraten zu haben.
    Ich schluckte meinen Frust hinunter, ehe ich mich meiner Mutter zuwandte, die mich mitfühlend ansah. Sie machte einen Schritt auf mich zu, aber ich hielt sie auf Abstand. Gern hätte ich mich von ihr trösten lassen, aber ich wusste, ich musste mit dieser Situation allein fertig werden. Reza nickte kurz, als wolle sie mir deuten, dass sie mich verstand, dann ging sie zurück zu ihren Einkäufen.
    »Du musst ihn verstehen. Für deinen Vater bist du halt sein kleines Mädchen. Diese ganzen Umstellungen in der letzten Zeit setzen ihm zu. Das geht vermutlich allen Vätern so«, sagte Reza, während sie die beim Schlachter gekaufte Minestrone in einen Topf umfüllte und fürs Abendessen erhitzte. So kreativ meine Mutter ansonsten in alle Lebenslagen war, beim Kochen wollte die Muse sie einfach nicht küssen. Deshalb gab es bei uns fast ausschließlich Fertigessen, wobei man ihr allerdings zugute halten musste, dass sie einige hervorragende Quellen aufgetan hatte. Schon duftete es in der Küche nach Tomaten, Knoblauch und Cabanossi.
    »Meinetwegen kann Dad ja auch gern ein wenig schlecht gelaunt sein. Aber ich komme mir jedes Mal wie eine Verbrecherin vor, wenn Sam anruft und ich mich darüber freue. Und morgen … das ist die erste Verabredung nur zwischen uns beiden. Ich meine: eine richtige Verabredung. Kein Rufus, keine Nachhilfe. Kann Dad sich nicht mit mir freuen?«
    Reza blinzelte. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte: Nur allzu gern hätte sie mir versichert, dass Daniel sich schon noch entspannen würde, wenn mit Sam alles gut lief. Aber sie hasste Lügen. Sam würde bei meinem Vater noch unter Generalverdacht stehen, wenn wir bereits als das größte Liebespaar aller Zeiten in die Geschichte eingegangen waren. Mittlerweile beschlich mich der Verdacht, dass mein Vater auch bei anderen Jungen einen ähnlichen Aufstand geprobt hätte, nur, dass Sams Familiengeschichte ihm auch noch in die Hände spielte.
    »Das ist unfair«, sagte ich. »Rufus kann treiben, was er will. Ihm werft ihr höchstens egoistisches Verhalten vor.«
    »Das Wort ›Promiskuität‹ ist in Bezug auf deinen Bruder auch schon gefallen, und das ist bestimmt kein Kompliment. Selbst wenn Rufus das anders sehen mag.« Reza hatte begonnen, den Tisch zu decken, wobei sie sich vor allem dem Falten der Servietten widmete. Das war echte Origamikunst. Und ein perfektes Ablenkungsmanöver, mit dem sie meine Aufmerksamkeit einzufangen versuchte. Normalerweise

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