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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Abendessen verkündete sie dann gemeinschaftlich mit meinem sichtlich glücklichen Vater, dass sie tatsächlich mit zur Konferenz reisen würde und dass sie beide abschließend noch ein paar Tage dranhängen wollten, um auf alten Pfaden durch Amsterdam zu wandeln. Augenblicklich lebte ich auf. Gut eine Woche elternfreie Zone war so ungefähr das Großartigste, was uns zur Zeit überhaupt passieren konnte.
    Prompt versuchte Rufus die Lorbeeren dafür einzuheimsen,
als wir später den Tisch abdeckten: »Habe ich mir doch gedacht, dass ich unsere alte Hippie-Dame mit dem passenden Grünzeug rankriege.«
    »Sag mal, gibt es in deinem Leben eigentlich auch Momente, in denen sich wenigstens ansatzweise Selbstzweifel einschleichen, oder sind die bei dir im genetischen Programm schlicht nicht vorgesehen?«, fragte Lena gereizt.
    »Nein«, erwiderte Rufus grinsend. »Die Selbstzweifel und der damit verbundene schlechte Geschmack sind in Milas Genpool gelandet. Deshalb traut sie sich auch mit dir und der Farbexplosion auf deinem Kopf zusammen in die Öffentlichkeit, du Reihenhaus-Punkerin.«
    Normalerweise hätte ich Rufus für solche Kommentare über Lena angemacht, aber ich hatte den Verdacht, dass sie nicht wirklich beleidigt war. Auch wenn sie über Rufus hinweg war, so schmeichelte ihr jedwede Form seiner Aufmerksamkeit.
    »Macht dir nichts draus, dass ist Rufus’ Art zu flirten«, erklärte ich ihr vorsichtshalber. »Falls du willst, dass er dich um ein Date bittet, musst du ihm jetzt einfach die Saftreste aus dem Krug über den Kopf gießen.«
    Lena warf einen nachdenklichen Blick auf den Krug in ihren Händen. »Ach nöö, den Saft zu trinken macht bestimmt mehr Spaß, als sich mit deinem unter den Mädels in St. Martin weit herumgereichten Bruder in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Ein bisschen Exklusivität muss schon sein.«
    Autsch, das saß. Da konnte Rufus noch so tapfer grinsen. Ohne eine Spur von Mitleid, begann ich den Geschirrspüler einzuräumen und mir dabei auszumalen, wie wundervoll die elternfreien Tage sein würden. Eine Überdosis Sam würde genau das Richtige für meine strapazierten Nerven sein … vor allem, wenn ich ganz sichergehen konnte, dass nicht mit einem Mal Reza in der Tür stand.

4
Auf engem Raum
    Die Surfschule lag nicht weit vom Hafen entfernt. Um dort hinzugelangen, musste man erst einmal eine ordentliche Düne erklimmen, und schon befand man sich in einer vollkommen anderen Welt. Auf der anderen Seite erwartete einen dann ein fantastischer Blick auf eine natürliche Einbuchtung, die je nach den Gezeiten Watt oder Wasser aufwies. Eingerahmt wurde sie von weich geschwungenen Dünen, auf denen frischgrünes Seegras wuchs. Die Surfschule selbst war ein Holzgebäude auf Pfählen, um das herum stets emsiges Treiben herrschte: Kinder, junges Volk und überdurchschnittlich Junggebliebene in Neoprenanzügen, die bunte Segel über den Sand trugen.
    Jetzt, am frühen Abend, hatte sich der harte Kern um ein Lagerfeuer versammelt und grillte. Als Rufus und ich mit Tüten beladen an ihnen vorbeikamen, winkte Toni, Lucas Cousin, dem die Surfschule gehörte, uns zu sich. Er saß, wie es sich für einen König gehört, ein wenig abseits des Trubels und fütterte seinen in ganz St. Martin bekannten Bernhardiner Seppel mit Bratwürstchen, womit denn einmal die massige Form des Hundes erklärt wäre. Im Lichtschein des Lagerfeuers sah Toni leicht unwirklich aus: Das ausgeblichene Haar stand im krassen Gegensatz zu seiner sonnengegerbten Haut, die jetzt in einem dunklen Rotbraunton schimmerte. Als er lächelte, blitzten seine Zähne regelrecht auf. Würde er diesen Laden nicht schon seit gut zehn Jahren
leiten und hätte er nicht meinem Bruder beigebracht, wie man sich auf einem Brett über Wasser hält, dann hätte ich ihn in diesem Augenblick eher für ein Wesen aus einer anderen Welt gehalten. Zum Beispiel einer, in der man Schwingen trug. Jedenfalls erfüllte er alle Vorurteile, die man gegenüber Surfern haben konnte, über seine lässige Art bis hin zur blonden Nixe als Freundin.
    »Servus, Mila und Rufus Viridis«, begrüßte Toni uns und musste für das Benutzen von Rufus’ ungeliebtem Spitznamen, den er unserer pflanzenwütigen Mutter zu verdanken hatte, einen ziemlich harten Schlag auf die Schulter hinnehmen. »Eigentlich hatte ich das so verstanden, dass ihr in Lucas Wohnwagen nur etwas abhängen wollt, bis er wieder da ist. Was ihr da alles mitschleppt, sieht allerdings mehr nach einem

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