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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Einzug aus. Ist für mich kein Problem, wenn’s dem Luca recht ist.«
    »Logisch ist das Luca recht, dem alten Saupreuß. Der ist doch froh, dass mal einer sein Sumpfloch aufräumt, bevor es zumodert.« Ohne zu fragen, schnappte Rufus sich eine Bierflasche. Wo gefeiert wurde, war mein Bruder sofort zu Hause.
    »In den Tüten sind übrigens nur ein paar Klamotten und Vorräte«, erklärte ich vorsorglich, um Toni zu beruhigen. Dann kniete ich mich neben Seppel und nachdem er wohlwollend meine Hand beschnüffelt hatte, begann ich, ihm den Nacken zu kraulen. Was sich als harte Arbeit herausstellte, denn dafür musste man sich durch eine ordentliche Schicht Fell durchgraben.
    »Seppel, lässt du dir etwa schon dein Winterfell wachsen? Und eine dicke Speckschicht gleich mit, so wie sich das anfühlt.«
    Toni lachte schallend. »Seppel sieht zwar aus, als hätte er die Seele eines Lämmchens, aber sobald er ein Haarschneidegerät
sieht, verwandelt er sich in einen wilden Wolf. Ungelogen. « Toni deutete auf die Narbe in seinem Handrücken. »Den Biss haben sie mit drei Stichen genäht und ich habe Stunden damit verbracht, die von der Klinik herbeigerufene Polizistin davon zu überzeugen, dass Seppel definitiv keine kleinen Kinder frisst. Aber seitdem darf er im Sommer schwitzen, selber schuld.«
    »Böser Seppel«, sagte ich und zog ihn spielerisch an den Ohren, bis er ein zufriedenes Grunzen von sich gab. Mein Herz gehörte zwar unabänderlich meiner Katze Pingpong, aber so ein zotteliger Bernhardiner war auch nicht zu verachten.
    Erst als Rufus eine weitere Bierflasche öffnete, wurde mir bewusst, wie lange wir schon beim Lagerfeuer herumsaßen. Die entspannte Stimmung, die witzigen, unangestrengten Gespräche, das Rauschen des Meeres im Hintergrund hatten mich beinahe vergessen lassen, warum wir uns überhaupt über den Hügel zur Surfschule gequält hatten. »Es ist dunkel«, raunte ich Rufus zu, der sofort die Flasche abstellte und aufstand.
    »So, nun müssen Mila und ich mal los, sonst wird das heute nichts mehr mit dem Wohnwagen.«
    »Nur zu«, sagte Toni, der seine in eine Decke gewickelte Nixe vor sich sitzen hatte und ihr sanft das Haar streichelte. »Kannst dich ruhig wieder mal öfter blicken lassen, Rufus Viridis. Deine Schwester ist natürlich auch herzlich eingeladen, vor allem, da es ihr gelingt, diesem faulen Köter ein Geräusch abzuringen. Seit dem Frühjahr habt ihr beiden euch am Strand ganz schön rar gemacht.«
    Was Toni nicht sagte, was aber in seiner Stimme mitschwang, war: seit Sam im Frühjahr verschwunden war. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Schon bald würden die Leute von St. Martin mir und meinem Bruder gegenüber
nicht mehr so tun müssen, als ob Sam nie existiert hätte, um unsere Gefühle zu schonen. Er würde nämlich wieder da sein. Als ganz normaler Junge, der sich ein Leben in dieser Stadt aufbaute.

    Sam
    Es war wirklich ein Glücksfall, dass Lucas Wohnwagen inmitten der Dünen lag. So konnte ich an einer Stelle des Strandes wechseln, wo kaum mit Spaziergängern zu rechnen war, weil die alle den Weg über den Deich bevorzugten, und musste mich dann nur noch ein kurzes Stück querfeldein schlagen. Das war wirklich eine gute Idee von Rufus gewesen.
    Meine Einschätzung änderte sich allerdings, als ich beim Wohnwagen anlangte und durchs Fenster ins Innere lugte. Das sah verdammt eng aus. Unwillkürlich griff ich mir an die Kehle, die sich anfühlte, als würde ich zu wenig Luft bekommen. Da drin sollte mein neues Zuhause sein? Selbst wenn ich die meiste Zeit in der Sphäre verbracht, so würde ich doch nicht darum herumkommen, gelegentlich in diesem Kasten zu sitzen. Meine Schwingen konnte ich dort keinesfalls öffnen. Zwar hatte ich das ohnehin nicht vor, aber da drinnen würden sie geschlossen bleiben müssen , und dieses Müssen war ganz schlecht. Allein der Gedanke würgte mir endgültig die Luft ab.
    Im nächsten Moment schon verschwand meine Beklommenheit, denn ich hörte Milas Stimme. Da kam sie bereits in Begleitung ihres Bruders um eine Düne herum. Ohne mein Zutun flackerte meine Aura auf, fast als wollte sie Mila den Weg zu mir weisen. Gelegentlich war es tatsächlich ausgesprochen nützlich, eine Schattenschwinge zu sein. Mila schrie kurz auf, dann rannte sie auch schon los, wobei Rufus ihr dicht auf den Fersen blieb und ihr mit der Taschenlampe
den Weg zu leuchten versuchte. Vollkommen nutzlos. Milas Blick war fest auf mich gerichtet, genau wie meiner auf sie.

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