Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
Vom Netzwerk:
immerhin – diese Firma.«
Friedrich reichte Leo den Brief zurück.
    Leo überflog die maschinengeschriebenen Zeilen noch einmal.
»Er spricht von dem Betrieb, als ob er der Chef wäre.«
    »Kann ja sein. Solche Leute wie er haben ihre Finger doch
überall drin. Vielleicht hat Sommerbier vor dem Krieg die
Firma geleitet und sie dann einfach weiterlaufen lassen, während
er auf Beutezug in Paris und in Riga und wer weiß wo
sonst war.«
    »Das Holzlager hat gebrannt«, fasste Leo nachdenklich zusammen.
»Vielleicht haben die Möbel hergestellt?«
    »Wahrscheinlich eher Bilderrahmen«, mutmaßte Friedrich.
»Passt doch zusammen. Bilderrahmen oder Staffeleien oder
Kisten.«
    »Kisten«, echote Leo. Ihm schoss ein Gedanke durch den
Kopf. Was hatte Sommerbier in jener Nacht noch gesagt?
    Friedrich hatte offenbar den gleichen Gedanken. »Du hast
mir doch erzählt, dieser Sommerbier hätte in dem Schloss von
Kisten gesprochen. Erinnerst du dich?«
    »Ja, es waren achtundzwanzig Kisten. Ich hab's noch genau
im Ohr. Er hat den anderen umgebracht, weil er der Einzige
war, der wusste, was in diesen Kisten war!«
    »Oder ist. Irgendwo müssen sie ja noch sein.«
    Vor Leos innerem Auge erschien wieder das fassungslose
Gesicht des Soldaten im Licht der Taschenlampe, kurz bevor
Sommerbier ihn eiskalt erschossen hatte.
    Plötzlich wurden Friedrichs Augen ganz groß. »Aus wie vielen
Gemälden bestand nochmal die Wolowski-Sammlung?«
    Leo stutzte. »Ich glaube, ohne den zweiten Rembrandt
waren es achtundzwanzig Kunstwerke«, sagte Leo leise.
    »Mein Gott«, murmelte Friedrich.
    »Das kann aber auch Zufall sein«, wandte Leo ein.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Friedrich aufgeregt und schlug
mit dem Handrücken auf den Brief, der zwischen ihnen auf
dem Boden lag. »Zufall, dass du bei uns gelandet bist. Zufall,
dass mein Vater auf Wilhelms Liste steht. Zufall, dass uns
dieser Brief hier in die Hände fällt. Und Zufall, dass dieser
Sommerbier dir mit genau achtundzwanzig Kisten fast über
die Füße gefahren wäre?«
    Leo hatte immer noch Zweifel, obwohl auch er von der
Vorstellung elektrisiert war, dass sie vielleicht einem der größten
Kunstschätze auf der Spur waren, die während des Krieges
abhandengekommen waren.
    »Lass uns das noch mal durchgehen«, sagte Friedrich. »Sommerbier
war mit diesen Kisten unterwegs. Er kam von Königsberg.
Aber wo wollte er hin? Nach Berlin? Dann hätte er einen
Umweg gemacht. Dieses Schloss liegt westlich von Berlin.«
    »Aber im Osten standen schon längst die Russen«, wandte
Leo ein. »Da wäre er mit seinem Lastwagen niemals durchgekommen.«
    Friedrich runzelte die Stirn. »Stimmt leider«, sagte er. »Das
spricht dafür, dass er nicht aus Königsberg kam. Und das wiederum
würde bedeuten, dass er nicht die Wolowski-Sammlung
geladen hatte.« Der Gedanke schien ihm gar nicht zu
gefallen.
    »Es sei denn, sie wurde schon vorher aus Königsberg rausgeschafft.
Das müsste dann aber schon im Januar gewesen sein.«
    »Stimmt. Also: Die Sammlung wurde aus Königsberg evakuiert,
bevor die Russen angekommen waren. Sommerbier
hat sie in Berlin zwischengelagert. Drei Monate später ist klar,
dass die Stadt bald erobert wird. Also laden er und sein Komplize
die Kisten wieder auf und fahren nach Westen.«
    »Aber die Stadt war schon so gut wie eingeschlossen. Ich bin
den Russen am nächsten Tag ja selbst in die Arme gelaufen«,
gab Leo zu bedenken.
    »Stimmt schon wieder«, räumte Friedrich ein. »Und das
muss Sommerbier auch gewusst haben. Denk an das Gespräch
zwischen den beiden! Gab es da gar keinen Hinweis?«
    »Doch!«, rief Leo. Langsam kam die Erinnerung an die
Nacht im Jagdschloss zurück. »Natürlich! Dass mir das nicht
gleich eingefallen ist! Nachdem er diesen Verfolger erschossen
hatte, machte er den anderen zur Schnecke, weil der gar nicht
gemerkt hatte, dass ihnen jemand die ganze Zeit auf den Fersen
gewesen war. Er sagte, der sei wahrscheinlich schon seit
Weimar hinter ihnen her! Sie kamen aus Weimar!«
    Friedrich wurde jetzt richtig zappelig. »Also waren die Kisten
in Weimar zwischengelagert und nicht in Berlin. Und
dann ergibt die Strecke auch wieder einen Sinn. Denn wenn
sie von Weimar nach Westen gewollt hätten, dann hätten sie
doch nicht diesen riesigen Schlenker nach Norden gemacht.
Leo! Sommerbier wollte nicht raus aus dem Belagerungsring!
Er wollte rein!«
    »Aber dann hätte er doch das gleiche Problem gehabt!«
    Friedrich biss sich kurz auf die Unterlippe, dann hellte

Weitere Kostenlose Bücher