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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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Frau saß hinter einem Schreibtisch
und kramte in irgendwelchen Papieren. Sie blickte nicht mehr
auf. Wilhelm schloss die Tür. Dann begann er plötzlich, lautlos
in sich hineinzulachen, als hätte er sich selbst einen Witz
erzählt. Leo und Friedrich blickten ihn verständnislos an.
    Wilhelm schüttelte, immer noch lachend, den Kopf, als
könnte er etwas nicht fassen.
    »Was ist denn?«, fragte Friedrich.
    »Das wird euch nicht gefallen«, meinte Wilhelm.
    »Was denn?«, drängelte Leo.
    Wilhelm holte einmal tief Luft. »Die Wolowski-Sammlung
ist wieder aufgetaucht. Aber nicht in Berlin, sondern in einem
Bergwerk in Hessen. Alle achtundzwanzig Bilder, sauber in
Kisten verpackt.«

Auch der Rückweg von Münster nach Berlin zog sich hin.
Diesmal übernachteten sie nicht im Hotel, sondern schliefen
im Zug, um keine Zeit zu verlieren. Von verschiedenen Bahnhöfen
aus versuchte Wilhelm, Parks zu erreichen. Er bekam
ihn einfach nicht ans Telefon. Immerhin hatte der Major
einen Wagen zum Bahnhof geschickt.
    Die ganze Fahrt über hatten sie sich den Kopf darüber zerbrochen,
was der Fund der Wolowski-Sammlung zu bedeuten
haben könnte. Wenn die Sammlung in Hessen war, Sommerbier
aber in seiner Tarnung als Stefan Kugler in Berlin, dann
gab es drei Möglichkeiten: Entweder Sommerbier hatte die
Sammlung doch nicht nach Berlin gebracht, sondern in diesem
Bergwerk versteckt, wo sie nun die Amerikaner gefunden
hatten. Oder Sommerbier hatte die Sammlung nach Berlin
gebracht, von wo aus er oder jemand anders sie später nach
Hessen transportiert hatte. Oder er hatte von Anfang an etwas
ganz anderes geladen, was er jetzt abzuholen gedachte. Aber
was? Und wo, wenn nicht in diesem Stollen?
    Während sie mit dem Jeep durch Wilmersdorf rasten, fielen
Leo die beiden Toten wieder ein. Weder er noch Friedrich
hatten in der Aufregung der letzten Tage daran gedacht.
    »Sind eigentlich die beiden Leichen aus dem Stollen geborgen
worden?«, fragte er gegen Motorengeräusch und Fahrtwind
an.
    Wilhelm, der vorn neben dem Fahrer saß, wandte sich um.
    »Ja«, sagte er. »Das waren zwei Ostarbeiter. Nach dem Zustand
der Toten lagen sie schon ein paar Wochen da unten.
Sie sind erschossen worden. Wann sie genau gestorben sind,
konnte man natürlich nicht mehr sagen. Es könnte zu dem
Zeitpunkt von Sommerbiers Rückkehr nach Berlin passen,
muss aber nicht. Ansonsten war der Bunkerstollen leer. Nichts,
kein Hinweis auf irgendetwas anderes.«
    »Aber warum?«, meldete sich Friedrich zu Wort. »Warum
mauert er zwei fremde Leichen ein, wenn er eigentlich was
ganz anderes zu verstecken hat?«
    »Wer sagt, dass das Sommerbier war?«, fragte Wilhelm
zurück. »In den letzten Kriegstagen sind so viele Leute ums
Leben gekommen, dass sie keiner zählen kann, vor allem solche
armen Teufel wie die beiden. Vielleicht hatten sie sich
beim Barrikadenbau verdrückt und da unten versteckt, um
auf die Russen zu warten. Und irgend so ein Fanatiker hat sie
aufgespürt und erschossen. Da waren Leute unterwegs, die
dich schon für weniger umgebracht hätten.«
    Leo dachte an die beiden Männer, die ihn in Wilhelms Keller
aufgespürt und verfolgt hatten. Sein Freund hatte wohl
recht. Ein Menschenleben war vor drei Monaten wirklich
nicht viel wert gewesen. Aber wer auch immer die Morde begangen
hatte – warum hatte er sich die Mühe gemacht, seine
Opfer einzumauern und auch noch die Gerätschaften wegzuräumen?
Da unten hatte noch nicht einmal eine Maurerkelle
gelegen.
    »Vielleicht waren die Kisten ja tatsächlich da unten«, vermutete
Leo schließlich, während sie über den Fehrbelliner Platz
rauschten. »Und die beiden Männer hat er erst umgebracht,
als er die Kisten wieder abgeholt hat.«
    »Kann auch sein«, sagte Wilhelm fast widerwillig. »Aber das
bringt uns auch nicht weiter. Ob die Kisten einmal dort unten
waren oder nicht – jetzt sind sie jedenfalls weg. Und wir sind
so schlau wie vorher.«
    Ein paar Straßen weiter waren sie am Ziel. Military Government
– Special Tasks Detachment , verkündete wieder das Schild.
Vor dem Eingang stand eine Leiter. Ein Arbeiter war damit
beschäftigt, den Adler, von dem vorher schon das Hakenkreuz
entfernt worden war, ganz abzumeißeln. Kleine und große
Brocken von Sandstein fielen auf die Treppe.
    Wilhelm dankte dem Fahrer und dieser legte seine Hand
an die Mütze. Sie stiegen aus und gingen hinein. Steinsplitter
knirschten unter ihren Sohlen.
    Die Sekretärin von Major Parks lachte Wilhelm an, als wäre
sie die

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