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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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inmitten von
anderen Industrieanlagen war zu erkennen, zwei Hallen, ein
Bürohaus und ein rundes Ding, das einen langen Schatten
warf. Die beiden Hallen waren völlig zerstört, wie man an den
riesigen Löchern im Dach erkennen konnte.
    »Ich spare mir die Frage, wie ihr an diese Bilder gekommen
seid«, sagte Sirinow und legte die Fotos behutsam auf den
Tisch.
    Tarassow grinste. »Es war leichter, als Sie denken.«
    Sirinow lachte kurz auf. »Dann lass mich in dem Glauben,
dass es schwierig war. Das beschleunigt deine Beförderung.«
    Der Leutnant sprach ungerührt weiter: »Die ganze Geschichte,
die dieser Leo Ihnen erzählt hat, lässt eigentlich nur
den Schluss zu, dass Sommerbier damals nach Berlin wollte.
Und die achtundzwanzig Kisten konnte er ja schlecht in seine
Wohnung schleppen. Oder in einem Bankschließfach verstauen.«
    Sirinow warf noch einmal einen Blick auf die Fotos. »Ich
weiß, was du denkst. Sommerbier und sein Helfer könnten
die Kisten auf dem Fabrikgelände verstaut haben. Aber soweit
ich das auf den Fotos erkennen kann, ist da alles zerbombt.«
    Tarassow lächelte triumphierend und griff erneut in seine
Aktentasche. »Im Bezirksamt gab es noch einen Bauplan der
Firma.«
    Sirinow zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Der
Mann war wirklich auf Zack, auch wenn er nicht so aussah.
    Der Adjutant fischte ein mehrfach gefaltetes Pergamentpapier
aus der Tasche. Es knisterte, als er es auf dem Tisch ausbreitete.
Eine saubere Zeichnung. Feine schwarze Umrissstriche
und Maßangaben. Sirinow erkannte sofort den Grundriss
der Fabrik mit den beiden Hallen und dem Büro wieder.
    »Schauen Sie, hier«, sagte Tarassow und zeigte auf ein zickzackförmiges
Gebilde auf dem Hof. Es war in anderer Farbe
eingetragen als die sonstigen Gebäude.
    »Ein unterirdischer Luftschutzstollen.«
    »Genau. Der wurde bei Kriegsbeginn für die Belegschaft
eingebaut. Und deswegen lag der Plan auch beim Bezirksamt.
Wegen der Baugenehmigung. Die Deutschen sind da ja sehr
korrekt.«
    Sirinow seufzte. »Aber den Stollen muss doch längst jemand
durchsucht haben. Unsere Leute haben die Industriegebiete
praktisch auf links gekrempelt.«
    »Vielleicht hat er es da unten eingemauert?«, mutmaßte
Tarassow.
    »Vielleicht hat er es auch längst abgeholt?«
    »Vielleicht sollten wir uns davon selbst überzeugen?«
    Sirinow lächelte. »Einen Versuch wäre es wert. Wo liegt
denn überhaupt diese Fabrik?«
    »Ganz im Norden von Charlottenburg.«
    »Also im britischen Sektor. Verdammt. Wir sind eine Woche
zu spät dran.«
    Sirinow dachte nach. Langsam kam ihm eine Idee.
    »Sag mal«, meinte er, während sein Einfall weiter Form annahm.
»Die Umbettungsaktion läuft doch noch, oder?«
    Eine Sonderabteilung der Roten Armee war seit einigen
Wochen damit beschäftigt, die letzten Gräber der im Kampf
um Berlin gefallenen Männer auszuheben, um die Toten auf
Soldatenfriedhöfen zu bestatten. In den Gärten und auf den
Grünstreifen standen immer noch hier und da die weißen
Holzkreuze mit den roten Sternen und Namensschildern hinter
Glas.
    »Ja«, sagte Tarassow. »Aber in den Westsektoren ist die Arbeit
natürlich schon abgeschlossen.«
    »Könnten wir da nicht ein paar Gräber vergessen haben?«
    Tarassow lächelte wieder sein dünnes Lächeln. »Das müssten
Sie mit den britischen Besatzungsbehörden klären. Sie
haben doch einen guten Draht zu diesem Major Parks, oder?«
    Sirinow biss die Lippen zusammen und schüttelte langsam
den Kopf. »Parks ist viel zu gerissen. Wenn ich dem mit Umbettung
komme, lacht er mich aus. Der weiß sofort, dass wir
was ganz anderes im Schilde führen.«
    »Wir könnten jemanden vorschicken«, schlug Tarassow vor.
    »Versuchen können wir es. Aber wenn das nicht klappt,
müssen wir es anders machen. Und vor allem muss es dann
ganz schnell gehen!«
    Tarassow legte die Stirn in Falten.
    »Dann bleibt nur noch die ganz dreiste Methode«, sagte
Sirinow.
    Er zeigte auf die Fotos und auf den Plan. »Du bist ja offenbar
sehr begabt darin, Dinge zu beschaffen«, stellte er fest und
lächelte, als stünden sie vor dem Abschluss eines lukrativen
Geschäfts. »Erstens: Besorg zwei Lkws, Modell Diamond T.
Die haben die Briten im Krieg von den Amerikanern bekommen.
Und wir haben auch ein paar davon.«
    »Kein Problem.«
    »Zweitens: britische Kennnummern.«
    »Auch kein Problem.«
    »Drittens: ein halbes Dutzend britische Uniformen.«
    »Das könnte ein bisschen länger dauern.«
    Sirinow zog eine Augenbraue hoch. Dann sagte

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