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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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werden die Russen dort auch nichts finden«, sagte
Parks. »Wenn Sie mich fragen, geht es denen um was anderes.
Vielleicht liegen bei Glöckner noch ein paar Rollen mit Draht
herum, was weiß ich. Die nehmen doch alles.«
    Es klang, als glaubte er das selbst nicht.
    Der Major stand auf und wandte sich zur Tür. »Jedenfalls
wüsste ich nicht, was wir in dieser Sache jetzt noch unternehmen
sollten. Gorbatow bekommt von uns eine Abfuhr. Und
egal, ob er nach irgendeinem angeblichen Schatz fahndet oder
am Ende doch nur nach Drahtrollen – er ist so oder so auf
dem Holzweg.«
    »Wissen Sie denn, ob die Russen nach Sommerbier suchen?«, fragte Wilhelm.
    »Keine Ahnung«, sagte Parks. »Vorstellbar wäre es. Mit
Künsberg und dem ERR haben sie auf jeden Fall noch eine
Rechnung offen. Genauer gesagt, einen ganzen Stapel von
Rechnungen. Wenn wir Sommerbier erst haben, werden die
Russen wahrscheinlich sogar verlangen, dass wir ihn an sie
ausliefern. Das wiederum können wir ihm beim Verhör schön
auf die Nase binden. Ich denke, das wird ihn gesprächiger
machen.«
    Damit nickte er ihnen zu und verschwand wieder. Draußen
hörten sie ihn noch ein paar Worte mit der Sekretärin wechseln.
Dann klappte eine Tür.
    Wilhelm grunzte enttäuscht. »Ich fürchte, wir können jetzt
auch nichts anderes tun, als zu warten, bis Sommerbier uns
ins Netz geht«, sagte er.
    »Ich glaube einfach nicht, dass er so dumm sein wird«, sagte
Friedrich. »Seit fast drei Monaten läuft er frei herum, taucht
ab, taucht wieder auf, ändert seinen Namen und hält alle zum
Narren. Und jetzt soll er einer Streife in die Arme rennen? Im
Leben nicht!«
    Wilhelm seufzte. »Ich fürchte, du hast recht. Irgendwo in
der Stadt hat er seinen Schatz versteckt. Und er allein weiß, um
was es sich dabei handelt und wo er versteckt ist. Es ist zum
Verrücktwerden!«
    Sie saßen noch eine Weile frustriert im Besprechungszimmer
herum, dann schlug Wilhelm mit resignierendem Schulterzucken
vor, sie nach Hause zu bringen.
    Draußen war der Arbeiter mit der Entfernung des Adlers
fertig und klappte gerade die Leiter zusammen. Der Fahrer
stand mit gelangweiltem Gesicht neben seinem Auto und beobachtete
den Betrieb auf der Straße. Als er sie sah, nahm
er Haltung an, grüßte wieder mit unbewegter Miene und
klemmte sich hinter das Steuer. Auf dem Weg in die Ebereschenallee
sprachen sie kaum ein Wort.
    Für den Rest des Tages wollte keine rechte Stimmung mehr
aufkommen. Friedrich und Leo verbrachten den Spätnachmittag
im Garten, aßen dann mit Marlene und ihrer Mutter
zu Abend und beantworteten alle Fragen zu ihrer Reise. Nach
dem Essen spielten sie eine Runde Schach auf der Terrasse,
um sich abzulenken. Die Befürchtung, Sommerbier könnte
ihnen im letzten Augenblick entwischt sein, wurde langsam
zur Gewissheit. Sie gingen früh zu Bett.
    Natürlich konnte Leo nicht einschlafen, er war viel zu aufgeregt.
Seine Gedanken kreisten immer wieder um die Ereignisse
der letzten Tage. Immer wieder spulte er Gespräche ab,
rief sich Schauplätze in Erinnerung, horchte auf eine innere
Stimme, die ihm vielleicht einen Hinweis zuflüsterte. Wilhelm
hatte schon recht: Es war zum Verrücktwerden.
    Er wusste nicht, wie viele Stunden er so dagelegen hatte. Es
kam ihm vor, als sei die Nacht schon vorbei, doch am Rand des
Verdunklungsrollos zeigte sich noch kein Lichtstreif. Langsam
wurde er doch müde.
    Und als er zum ersten Mal seit Stunden für einen kurzen
Augenblick an gar nichts Bestimmtes dachte, fiel es ihm ein.
    An dem Plan auf dem Tisch war etwas merkwürdig gewesen.

Der sandige Innenhof der Firma leuchtete bleich unter den
Strahlern an den Ziegelwänden, die großzügig Licht ausschütteten. Köpenicker Lampenfabrik stand oben an der Wand in
gebogenen Neonröhren. Klar, eine Lampenfirma durfte bei
der Beleuchtung nicht geizen.
    Sirinow stand auf der Verladerampe der Anlage, die die sowjetische
Armee als Lebensmittellager beschlagnahmt hatte,
und schaute zu, wie seine Männer die letzten Vorbereitungen
trafen. Er trug eine britische Uniform, die ihm passte wie maßgeschneidert.
Dennoch fand er sie etwas weniger bequem als
seine eigene. Selbst jetzt, in der Nacht, war es noch so warm,
dass er schwitzte.
    Während er zuschaute, wie einer seiner Leute, ebenfalls
schon in britischer Uniform, mit einer Schablone eine Nummer
auf die Stoßstange des vorderen der beiden Lastwagen
pinselte, dachte er noch einmal über seinen Plan nach. Eigentlich
konnte kaum etwas schiefgehen. Die

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