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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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nicht wirklich zu Ende war. Zwar stimmte die Farbe
des Putzes mit der der Seitenwände überein. Selbst die Betongrate
waren im Mörtel mit einer Kelle nachgezogen worden,
sodass bei flüchtigem Hinsehen vielleicht noch nicht einmal
aufgefallen wäre, dass diese Wand ebenfalls später eingezogen
worden war. Aber schon auf den zweiten Blick erkannte Leo,
dass das Material nicht das gleiche war. Die Oberfläche war
eine Spur rauer und körniger und es fehlten die kleinen Löcher
von den Luftbläschen zwischen Beton und Verschalung.
Es war gut gemacht. Aber eben nicht gut genug für jemanden,
der wusste, dass hier etwas nicht stimmte.
    Auf dem Boden lag immer noch die schwere Eisenstange.
    Friedrich blickte Leo von der Seite an. »Du hattest recht«,
sagte er. »Bringen wir's hinter uns.«
    Er griff sich die Stange und begann wie beim ersten Mal,
auf die Wand einzuschlagen. Wieder flogen Mörtelbrocken.
Und wieder kamen darunter Ziegel zum Vorschein, nachlässig
übereinandergeschichtet und vermauert. Sommerbier hatte
augenscheinlich weniger Wert auf Stabilität gelegt als darauf,
dass die Fassade stimmte.
    Nach zwei Minuten hatte Friedrich auf Hüfthöhe ein erstes
Loch in die Wand gehämmert.
    Diesmal aber gähnte keine Dunkelheit hinter der Öffnung.
Es war hell.
    Sie blickten sich fragend an. Einen Moment lang hatte Leo
den absurden Gedanken, dass sie gleich in ein voll eingerichtetes
Wohnzimmer blicken würden, mit einer Familie am Kaffeetisch,
die sie verständnislos anschaute. Dann begriff er: Das
Kabel, das unter der Decke des Stollens von einer Lampe zur
nächsten lief, verschwand dahinter in einer winzigen Aussparung
in der künstlichen Wand. Was sie sahen, war nur der
Schein von der letzten Lampe in der Kette.
    Sie gingen auf die Knie und spähten durch das Loch.
Leo spürte Friedrichs Griff an seinem Oberarm, fest wie ein
Schraubstock.
    »Da haben wir's«, rief Friedrich. Seine Stimme hallte durch
den Gang.
    Und wirklich: Hinter der Öffnung stapelten sich mehr als
zwei Dutzend lang gestreckte Kisten aus Holz, jeweils vier
übereinander, grob gezimmert und verstärkt durch aufgenagelte
Querlatten.
    Sie hatten Sommerbiers Versteck tatsächlich entdeckt und
jetzt gab es auch für Leo kein Halten mehr. Er riss Friedrich
die Eisenstange aus der Hand und schlug auf die Wand ein,
bis er einen breiten Durchlass hineingebrochen hatte. Sie traten
ein und standen auf einmal mitten zwischen den Kisten.
Sieben Viererstapel. Achtundzwanzig Stück. Friedlich und
schwer lagen sie da wie der Schatz eines Pharaos in einer seit
dreitausend Jahren unberührten Pyramide.
    Die Deckel waren aufgelegt und vernagelt worden. Friedrich,
der Leo die Stange wieder abgenommen hatte, fand an
einer Kiste ein Astloch genau an der Kante zwischen dem
Deckel und der Seitenwand. Leo konnte vor Aufregung kaum
zusehen, wie sein Freund die Stange in das Loch steckte und
sich mit aller Kraft gegen die widerspenstigen Nägel stemmte.
Am liebsten hätte er ihm das Werkzeug aus der Hand gerissen
und es selbst gemacht.
    Es knackte und ächzte, als der Deckel sich schließlich bog.
Leo griff unter die Kante und half nach. Etwas Weißes wurde
sichtbar. Stoff.
    Friedrich warf die Eisenstange weg und riss nun ebenfalls
am Kistendeckel, der unter ihren vereinten Kräften endlich
nachgab. Es krachte noch einmal laut, dann fiel er polternd
auf die Seite.
    Sie blickten auf eine große Steppdecke wie aus einem ganz
normalen Bett. Friedrich streckte seine Hand aus. Sie zitterte
so stark, als hätte er seit Stunden im Hemd in sibirischer Kälte
ausgeharrt. Das Bild einer halb verwesten, grinsenden Leiche
erschien vor Leos innerem Auge. Dann griff auch er zu.
    Sie schlugen die Decke zurück. Als er sah, was darunter
war, musste Leo sich an der Kante der Kiste festhalten. Und
noch ehe er oder Friedrich etwas sagen konnte, begriff er: Es
hatte einen Hinweis auf das hier gegeben. Sie hatten ihn nur
nicht verstanden.

Die englischen Posten hatten sie durchgewinkt, ohne auch
nur einen Blick auf die Papiere zu werfen. Die Fahrt durch
den britischen Sektor hatte keine halbe Stunde gedauert.
    Vor der letzten Biegung bremste Sirinow den schweren
Lastwagen ab und schaltete den Scheinwerfer aus. Von einem
Augenblick auf den anderen standen sie in völlige Dunkelheit
gehüllt. Hinter ihnen erstarb der Motor des anderen Fahrzeugs.
Dann schälten sich die Umrisse der Fabrikanlagen aus
der Dunkelheit. Der Halbmond stand hoch am Himmel und
leuchtete auf die von den Bomben halb

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