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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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das ihn hier halten würde. Ich wollte wirklich reden. Nicht über Dr. Gill. Nicht über Schizophrenie. Über alles
außer
diese Themen. Simon kam mir normal vor, und ich brauchte verzweifelt etwas Normales.
    Aber sein Blick war bereits zur Tür geglitten. Ja sicher, er fand, ich sollte herumhängen, aber bitte mit jemand anderem. Er hatte der Neuen einfach ein paar Ratschläge geben wollen.
    Die Türöffnung wurde dunkel, und Simons Lächeln leuchtete wieder auf.
    »Hey, Bro. Keine Sorge, ich hab dich nicht vergessen. Hab bloß mit Chloe geredet.«
    Er zeigte mit einer Handbewegung zu mir herüber. Derek warf einen Blick in den Raum, so ausdruckslos, dass man hätte meinen können, Simon hätte auf ein Möbelstück gezeigt.
    Die Szene im Keller jagte an mir vorbei, wie Derek mich beschuldigt hatte, mit Geistern zu reden. Hatte er Simon davon erzählt? Wahrscheinlich. Ich wette, sie hatten sich bestens über die Irre amüsiert.
    »Wir gehen raus in den Garten«, sagte Simon. »Kicken in der Pause ein bisschen rum. Du kannst dich gern anschließen.«
    Die Einladung kam leichthin, automatisch, und er wartete nicht auf meine Antwort, bevor er sich mit einem »Ich sage Talbot, sie soll uns die Tür aufmachen« an Derek vorbeischob.
    Derek blieb, wo er war. Er beobachtete mich immer noch.
    Starrte mich an.
    Als ob ich eine Irre wäre.
    Als ob ich schizo wäre.
    »Mach ein Foto«, schnappte ich. »Das kannst du noch länger angaffen.«
    Er zwinkerte nicht einmal. Ging auch nicht fort. Studierte mich einfach weiter, als hätte ich nichts gesagt. Er würde gehen, wenn er so weit war. Und irgendwann tat er es, ging ohne ein Wort aus dem Zimmer.
     
    Als ich das Medienzimmer verließ, war nur Mrs. Talbot da. Die anderen Teenager waren nach der Pause in den Unterricht zurückgekehrt. Sie schickte mich in die Küche zum Schälen, dieses Mal Kartoffeln.
    Bevor ich anfing, gab sie mir noch eine Pille. Ich hätte gern gefragt, wann ich damit rechnen konnte, dass sie zu wirken begannen, aber wenn ich das tat, würde ich zugeben müssen, dass ich immer noch Stimmen hörte. Allerdings sah ich nichts. Nur diese Hand heute Morgen, unmittelbar nachdem ich die erste Pille genommen hatte. Vielleicht wirkten sie ja. Und wenn es nicht besser würde? Was sollte ich dann machen?
    Schauspielern. Die Stimmen verdrängen und so tun, als hörte ich nichts. Lernen, es …
    Ein Aufschrei hallte durchs Haus.
    Ich fuhr zusammen, und das Schälmesser landete scheppernd im Ausguss. Ich horchte mit hämmerndem Herzen auf eine Reaktion. Keine Reaktion würde bedeuten, dass die Stimme nur in meinem Kopf war. Da, seht ihr? Ich lernte.
    »Elizabeth Delaney! Komm hierher zurück!«
    Eine Tür knallte zu. Schritte donnerten den Gang entlang, unterbrochen von Schluchzern. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, als mir das weinende Mädchen an meiner Schule einfiel. Aber ich zwang mich, zur Tür zu gehen und sie einen Spalt weit zu öffnen, gerade rechtzeitig, um Liz die Treppe hinauftaumeln zu sehen.
    »Guck nicht so blöd!«
    Ich fuhr zusammen und fing einen finsteren Blick von Tori auf, bevor die ihrer Freundin nachrannte. Miss Van Dop kam aus dem Wohnzimmer in den Flur gestiefelt.
    »Mir reicht’s!«, donnerte die zweite Stimme aus dem Unterrichtszimmer. »Auf ein paar Verhaltensprobleme bin ich gefasst an einem Ort wie diesem, aber dieses Mädchen braucht professionelle Hilfe!«
    »Ms. Wang, bitte«, sagte Miss van Dop. »Nicht vor den …«
    »Sie hat einen Bleistift nach mir geworfen. Ihn zurückgebogen und nach mir schnappen lassen. Wie eine Waffe. Noch ein Zentimeter, und sie hätte mir das Auge ausgestochen. Die Haut hat es aufgerissen. Es blutet. Von einem Bleistift! Und alles, weil ich zu erwähnen gewagt habe, dass man in der zehnten Klasse allmählich die Grundlagen der Algebra beherrschen sollte.«
    Miss van Dop zerrte Ms. Wang in den Gang hinaus, aber diese riss sich los und stürmte in ein anderes Zimmer.
    »Wo ist die Telefonnummer des Leiters? Ich gehe. Dieses Mädchen ist eine Gefahr für …«
    Ein Schatten glitt an mir vorbei, ich drehte mich um und sah Derek hinter mir. Als die Esszimmertür hinter ihm zufiel, konnte ich einen kurzen Blick auf einen mit Büchern und einem Taschenrechner bedeckten Tisch werfen. Er musste die ganze Zeit dort drin gewesen sein und selbständig gearbeitet haben.
    Als er auf mich heruntersah, rechnete ich mit einer sarkastischen Bemerkung über das Lauschen, aber er murmelte nur: »Willkommen im

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