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Schattenstunde

Schattenstunde

Titel: Schattenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gemeinsamen Weiberausflug nach New York, wenn ich aus Lyle House entlassen würde. Ich brachte es nicht über mich, ihr zu sagen, dass ich dann am liebsten einfach nach Hause gehen, Dad sehen und mit meinen Freundinnen herumhängen würde. Mein normales Leben wieder aufzunehmen würde die beste Lyle-House-Abschlussfeier sein, die ich mir vorstellen konnte.
    Mein normales Leben …
    Ich dachte an die Geister. Würde mein Leben jemals wieder normal werden? Würde
ich
jemals wieder normal werden?
    Mein Blick glitt über das Meer von Gesichtern in dem Lokal. War irgendjemand hier ein Geist? Woher sollte ich es wissen?
    Was war mit dem Typ da hinten, dem in dem Heavy-Metal-T-Shirt, der aussah, als käme er gerade von den Dreharbeiten zu
I Love the
80
s?
Oder der alten Frau mit den langen grauen Haaren und der gebatikten Bluse? Oder dem Mann im Anzug, der dort am Eingang stand und wartete? Solange nicht gerade jemand in sie hineinrannte, konnte ich nicht wissen, ob sie nicht vielleicht Geister waren, die nur darauf warteten, dass ich sie bemerkte?
    Ich senkte den Blick auf meinen Orangensaft hinunter.
    O ja, das ist eine tolle Idee, Chloe. Verbring den Rest deines Lebens damit, jeden Blickkontakt zu vermeiden.
    »Und wie läuft es mit dem Einleben? Kommst du mit den anderen dort aus?«
    Die Frage wirkte wie eine Ohrfeige. Sie erinnerte mich daran, dass ich wichtigere Probleme hatte als irgendwelche Geister.
    Tante Lauren lächelte, die Frage war nicht ernst gemeint gewesen.
Natürlich
würde ich mit den anderen auskommen. Ich war vielleicht nicht das geselligste Mädchen der Welt, aber man konnte sich bei mir darauf verlassen, dass ich keinen Ärger machen und die Harmonie nicht stören würde. Aber als ich aufsah, verblasste ihr Lächeln.
    »Chloe?«
    »Hm?«
    »Gibt es Probleme mit den anderen dort?«
    »N-nein. Alles in O-o-o…« Ich hörte meine Zähne klicken, als ich den Mund zuklappte. Für jeden Menschen, der mich kannte, war mein Stottern ein Stressometer. Es hatte keinen Zweck, behaupten zu wollen, dass alles in Ordnung war, wenn ich die Lüge nicht mal aussprechen konnte.
    »Was ist passiert?« Ihre Hände umklammerten Messer und Gabel, als wäre sie im Begriff, sie gegen den Verantwortlichen einzusetzen.
    »Es ist nicht …«
    »Erzähl mir nicht, dass es nichts ist. Als ich nach den anderen Kids gefragt habe, hast du ausgesehen, als würde dir gleich schlecht.«
    »Das waren die Eier. Ich hab zu viel scharfe Soße draufgegossen. Die anderen sind okay.« Ihre Augen bohrten sich in meine, und ich wusste genau, ich würde nicht damit durchkommen. »Mit einer Ausnahme, aber das ist nicht weiter wichtig. Man kann sich schließlich nicht mit jedem gleich gut verstehen.«
    »Wer ist es?« Sie winkte die Kellnerin weiter, die sich versuchsweise mit der Kaffeekanne genähert hatte. »Und verdreh jetzt nicht die Augen, Chloe. Du bist in diesem Wohnheim, damit du dich ausruhen kannst, und wenn jemand dir das Leben schwermacht …«
    »Ich komme klar.«
    Sie löste ihren harten Griff um das Besteck, legte Messer und Gabel hin und strich ihr Platzdeckchen glatt. »Darum geht es nicht, Liebes. Du hast im Moment schon genug um die Ohren. Sag mir, wer dieser Junge ist, und ich sorge dafür, dass er dir keine Probleme mehr macht.«
    »Er hat mir …«
    »Es ist also wirklich ein Junge. Welcher? Es gibt drei … nein, jetzt sind es nur noch zwei. Es ist dieser große Junge, stimmt’s? Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Ich wollte mich vorstellen, aber er ist einfach weggegangen. Darren, Damian …«
    Ich hielt mich gerade noch zurück, bevor ich sie verbessern konnte. Sie hatte mich bereits dazu gebracht, zuzugeben, dass mein Peiniger ein Junge war. Ich wünschte mir wirklich, dass sie zur Abwechslung einfach mal zuhören, sich meine Probleme anhören und mir vielleicht einen Ratschlag geben würde, statt sich ins Gewühl zu stürzen und alles in Ordnung bringen zu wollen.
    »Derek«, sagte sie jetzt. »Das war der Name. Als er mich heute Morgen einfach ignoriert hat, hat Mrs. Talbot gesagt, so wäre er eben. Unhöflich. Habe ich recht?«
    »Er ist einfach … nicht besonders freundlich. Aber das ist okay. Wie gesagt, man kann sich ja nicht mit jedem verstehen, und die anderen sind schon okay. Ein Mädchen ist ziemlich hochnäsig, bisschen wie die, mit der ich mir letztes Jahr im Sommerlager das Zimmer geteilt habe. Weißt du noch? Dieses Mädchen, das …«
    »Was hat dieser Derek getan, Chloe?«, fragte sie, ohne

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