Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
»Das kriegen wir nur, damit sie uns besser im Auge behalten.«
    »Als ob ich das nicht selbst wüsste!«, blaffte Glo-Glo und schob sich ein ordentliches Stück Fleisch in den Mund.
    »Warum sind sie so großzügig?«, fragte ich, während ich den Obelisken betrachtete, der in der Dunkelheit schimmerte.
    Was für ein Anblick!
    »Wir sind schließlich wertvolle Gefangene! Und morgen müssen wir nicht weiterziehen. Wir werden mindestens sechs Tage hierbleiben, da dürfen alle das Leben ein wenig genießen.«
    »Woher weißt du das, Grünling?« Mys hielt mir die Flasche hin.
    »Ich bin immerhin Schamane«, antwortete der Kobold. »Vor zwei Stunden, als wir das Moor gerade hinter uns hatten, kam ein Rabe mit einem Schreiben zu Shokren.«
    »Beherrscht ein Schamane denn auch die Kunst des Fernlesens?«, stichelte ich.
    »Dumme Frage!«, polterte Glo-Glo. »Nein, wir Kobolde haben einfach ein gutes Ohr. Ein wesentlich besseres als ihr Ungetüme von Menschen es besitzt. Deshalb habe ich auch gehört, was Shokren diesem Bagard mitgeteilt hat. Laut Botschaft sollte uns Bagard in die Namenlose Stadt führen und hier auf eine andere Einheit warten. Diese ist noch an den Fuchsbergen, braucht also noch mindestens sechs Tage, um zu uns zu stoßen.«
    »Weißt du eigentlich, wie weit es von hier bis zum Osttor von Hrad Spine ist?«, fragte ich Glo-Glo.
    »In euren League kann ich es nicht ausdrücken«, gestand er. »Aber in Tagen … da wären es für dich vermutlich zwei Wochen, möglicherweise auch noch länger. Ich würde es allerdings in anderthalb schaffen, wenn ich mich beeile, die Orks und die Elfen sogar in einer Woche. Glaubst du, dass deine Leute noch auf dich warten?«
    »Selbst wenn, vermuten sie mich unter der Erde.«
    »Oder sie halten dich für tot.« Glo-Glo verstand es wirklich, einem Mut zu machen. »Schließlich hat der Schamane deinen Armreif vernichtet, da liegt dieser Schluss nahe.«
    »Wenn ich ihnen nur eine Nachricht zukommen lassen könnte«, sagte ich und hoffte, der Schamane werde auf der Stelle ein Wunder für mich wirken.
    »Wie willst du das anstellen? Indem du einen Vogel bittest? Oder einen Falter? Nein, dergleichen bringen Tiere nur im Märchen zuwege. Aber lass uns jetzt schlafen, es ist ja schon fast Mitternacht. Morgen sehen wir weiter.«
    Meine Albträume werden mich noch umbringen. Nach den Erlebnissen in Hrad Spine war erst recht keine Nacht vergangen, in der mich nicht ein schrecklicher Traum heimgesucht hätte. Heute träumte ich, ich befände mich wieder in jenem Raum, dessen Decke sich langsam senkte, nur dass es diesmal keine Luke im Boden gab. Ich hetzte von einer Ecke in die andere und wartete darauf, zerquetscht zu werden.
    Irgendwann wachte ich zum Glück auf. Der Mond sagte mir, dass es noch mehr als drei Stunden bis zum Morgengrauen waren. Die Fackel, die uns Olag gebracht hatte, war längst erloschen, und natürlich hatte sie niemand durch eine neue ersetzt. Auf der Lichtung brannten vier Lagerfeuer, und auch der Obelisk spendete genug Licht, um zu sehen, dass die Orks schliefen. Der Einzige von ihnen, der wachte, kümmerte sich um die Feuer.
    Was für eine vortreffliche Fluchtmöglichkeit! Wenn doch bloß dieser verdammte Kreis Shokrens nicht gewesen wäre! Ob Glo-Glo etwas gegen den Orkschamanen ausrichten könnte, wenn ihm seine Hände frei zur Verfügung stünden? Seit zwei Tagen zerbrach ich mir nun schon den Kopf, wie ich den alten Kobold von seinen magischen Fesseln befreien könnte. Leider hatten sich die Schlösser bei genauerer Betrachtung doch als recht raffiniert herausgestellt. Mit einem gewöhnlichen Holzspan würde ich sie nicht knacken können. Ich bräuchte was Feineres, das aus Eisen war, doch weder ich noch Mys oder Glo-Glo hatten etwas Entsprechendes zur Hand. Deshalb hieß es abwarten.
    Aber vielleicht spielt sich Glo-Glo auch bloß auf, schoss es mir durch den Kopf. Vielleicht taugt er als Schamane nicht mehr als Kli-Kli? In diesem Fall wäre es Selbstmord, ihn von den Fesseln zu befreien. Aber hatte ich eine Wahl?
    Immerhin würden die Orks mit uns verschmurgeln, sollte uns der Kobold am Ende doch alle in die Luft jagen. In diesem angenehmen und trostreichen Wissen drehte ich mich auf die Seite, fest entschlossen, friedlich bis zum Morgen zu schlafen. Aber daraus wurde nichts!
    Als mein Blick zufällig auf die Reste unseres Festmahls fiel, klappte mir der Unterkiefer runter. Auf einem übrig gebliebenen Stück Elchfleisch saß ein Libzick. Neben ihm

Weitere Kostenlose Bücher