Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
mühte sich gerade ein Phlini, die fest verschlossene Weinflasche zu öffnen. Wenn er jetzt bloß nicht erschrickt! Wenn er nur nicht wegfliegt!
    Langsam stemmte ich mich auf den Ellbogen hoch. »He, Phlini!«, flüsterte ich.
    Er fuhr herum und zog einen winzigen Dolch. Der Libzick ließ von dem Essen ab und flog mit aufgebrachtem Gebrumm seinem Herrn zu Hilfe. Zu meinem großen Bedauern war es nicht Aarroo g’naa Spock.
    »Zurück, du Langlatte!« Der Phlini fuchtelte mit seiner lächerlichen Waffe.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass unter den Phlinis auch Diebe sind.«
    »Ich bin kein Dieb!«, maulte das Kerlchen. »Dieses Essen gehört doch niemandem!«
    »Das ist mein Essen, und das weißt du ganz genau!«
    »Von mir aus!«, murrte der Phlini und schwang sich voller Wut auf den Libzick. »Pass auf, dass du nicht daran erstickst, du Geizhals!«
    »Flieg nicht weg!«, flüsterte ich rasch.
    »Und warum sollte ich das nicht tun?«, fragte er unhöflich, schwang sich aber auch nicht auf seinem Libzick in die Luft auf.
    »Du musst eine Nachricht für mich überbringen.«
    »Daraus wird nichts!«, erklärte der Winzling kategorisch. »Ich will mit euerm Volk nichts zu tun haben!«
    »Ich bezahle!«
    »Was kann ein Gefangener, den die Orks fünfmal am Tag durchsuchen, schon bieten?«
    Allerdings machte der Mistkerl keinerlei Anstalten davonzufliegen. Vielleicht hatte ich ja doch was … Und das hatte ich in der Tat. Shokren hatte das Geschenk des toten Elfenherrschers übersehen oder nicht wahrgenommen. Vielleicht besaß der Fingerring auch keinerlei magische Fähigkeit, und der Herzschlag in dem schwarzen Brillanten ging auf einen billigen Trick zurück.
    Kli-Kli hatte behauptet, Phlinis seien schier verrückt nach Ringen. Wenn dem so war, würde mir das Geschenk des Elfen jetzt wertvolle Dienste leisten. Ich zog den Handschuh ab und zeigte dem kleinen Tunichtgut den Schatz. Selbst im schwachen Licht des weißen Obelisken und des kalten Mondes züngelte in der Tiefe des Steins ein Feuer, das dem wilden Tanz meines Herzens folgte.
    »Oh!«, rief der Phlini mit überraschend dünner Stimme.
    Der kleine Kerl verschlang den Ring förmlich mit Blicken. Sobald der Libzick neben meinen Beinen niederging, streifte ich den Ring vom Finger, drehte ihn hin und her und brachte den schwarzen Brillanten damit dazu, das fahle Mondlicht einzufangen. Ich glaube, der Phlini war rundum verzückt.
    »Reicht der aus, damit du einen einfachen Auftrag für mich übernimmst?«
    Der Bursche brachte kaum ein Nicken zustande, so gebannt hingen seine Augen an dem Schmuckstück. »Ich bin Iirroo s’maa Olok aus dem Zweig des Seeschmetterlings. Was muss ich dafür tun?!«
    »Kannst du uns befreien, ohne dass die Orks etwas davon mitbekommen?«
    »Nein.« Er seufzte bedauernd. »Gibt es vielleicht etwas anderes, das ich tun kann?«
    Der Phlini war die Höflichkeit selbst.
    »Ich gebe dir den Ring, wenn du eine Mitteilung überbringst.«
    »Einverstanden. Welche, wem und wohin?«, ratterte der kleine Künder von Neuigkeiten herunter.
    »Flieg zum Osttor von Hrad Spine, finde Egrassa aus dem Haus des Schwarzen Mondes oder Mylord Alistan Markhouse und übermittle ihnen, dass Garrett lebt, aber von Orks gefangen genommen wurde. Die Orks haben auch das Horn an sich gebracht und wollen mich ins Labyrinth stecken. Sag ihnen, wo du mich getroffen hast. Ist das klar?«
    Der Phlini wiederholte alles wie ein Papagei aus fernen Landen. Ich nickte zufrieden und legte den Ring auf die Erde. Sofort stürzte der Libzick zu dem Juwel hin, sofort band der Phlini den Ring am Bauch seines Flugtiers fest – damit ich es mir ja nicht anders überlegte.
    Ich beobachtete die Szene und litt unter verständlichen Zweifeln: Der Bursche hatte seinen Lohn eingestrichen. Führte er den Auftrag jetzt auch wirklich aus, oder flog er geradewegs nach Hause, um sich in Gesellschaft seiner Artgenossen über denjenigen vor Lachen auszuschütten, den er so trefflich ausgenommen hatte?
    Diese Gedanken mussten sich in meinem Gesicht widerspiegeln, denn der Phlini schenkte mir ein verstehendes Grinsen. »Keine Sorge, Mensch«, beruhigte er mich. »Wir führen unsere Aufträge immer aus, das verlangt die Ehre unseres Berufsstandes.«
    Na, wenn die Ehre seines Berufsstandes das verlangte, dann konnte ich ja beruhigt sein.
    »Vielleicht sind sie nicht mehr am Tor.«
    »Dann werde ich sie suchen.« Gelassen zuckte der Phlini die Schultern. »Wie weit können sie gekommen sein?«
    »Drei,

Weitere Kostenlose Bücher