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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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eilte davon.
    »Setz dich!«, befahl Olag und ging mir selbst mit gutem Beispiel voran, indem er sich auf die gelben Blätter fallen ließ, die den ganzen Boden bedeckten.
    Also musste auch ich mich setzen. Mit nur einem Ork zur Bewachung hätte ich vielleicht doch einen Fluchtversuch gewagt – hätten mich nicht zwei Dinge abgehalten: zum einen der Dolch, den Olag gezogen hatte, sobald sein Gefährte sich entfernt hatte, zum anderen die Tatsache, dass uns alle sehen konnten. Noch ehe ich den Wald erreicht hätte, wäre ich mit Pfeilen gespickt. Deshalb nahm ich lieber von jedem Gedanken an Flucht Abstand.
    »Du bist eine dumme Meerkatze«, bemerkte Olag überraschend. »Warum bist du denn nicht auf Fagreds Spiel eingegangen?«
    »Ich bin keine dumme Meerkatze, und ich habe auch nicht die geringste Absicht, deinen Freund zu unterhalten.«
    Im Gespräch mit Olag durfte ich mir offenbar manches erlauben, das mich bei Fagred mein Wohlbefinden gekostet hätte.
    »Du bist keine Meerkatze?« In den Augen des Orks glomm Neugier auf. »Was bist du dann?«
    »Bestimmt kein Affe.«
    »Alle Menschen sind Affen!«, erklärte Olag unumstößlich. »Ihr seid schlimmer als Tiere, ihr seid Niedere, ein Fehler der Götter, genau wie die Elfen, die gleich nach uns kamen. Diese Welt muss uns gehören! Uns! Früher, da waren wir die einzigen Herren auf dieser Welt! Bis dann die Niederen aufgetaucht sind! Was ihr euch darauf einbildet, sprechen zu können! Gib mir zwei Monate, dann bringe ich auch einem Raben das Sprechen bei. Wenn ein Wesen sprechen kann, bedeutet es längst nicht, dass es auch denken kann. Ihr seid alle – ausnahmslos alle – in unsere Gebiete eingefallen, habt unsere Wälder zerstört und uns den Zugang zu unseren Ländern versperrt! Ihr seid keinen Deut besser als dreckige und stinkende Affen, auch wenn ihr gelernt habt, zu sprechen und Waffen herzustellen! Wir Orks sind die Ersten, die Kinder der Götter! Wir sind die Höheren! Warum also sollen wir Siala mit Elfen teilen, die nach Sagraba kamen, nachdem wir die letzten Oger von hier vertrieben und dabei Tausende verloren haben? Mit diesen grausamen und blutdürstigen Wesen, die das Blut meiner Vorfahren vergossen haben? Aber früher oder später werden wir die Elfen vernichten! Und die Menschen … Ihr seid als Letzte hier aufgetaucht, selbst die Doralisser, diese Missgeburten von Ziegenmüttern, waren noch vor euch da! Ihr seid in unserer Welt aufgetaucht, und wir haben die Gefahr nicht gleich erkannt! Wie dumm wir waren! Während wir noch gegen die Elfen kämpften und versuchten, die Zwerge und Gnome aus den verdammten Bergen zu jagen, habt ihr euch in der ganzen Welt ausgebreitet. Und dann war es zu spät. Ein Dorf, in dem die Pest wütet, muss man ausräuchern! Und ihr seid schlimmer als die Pest! Ihr seid noch schlimmer als Kakerlaken! Ihr vermehrt euch mit der Schnelligkeit von Elfenpfeilen und seid so wahnsinnig wie ein tollwütiger Wolf! Ihr könnt nur töten und alles Schöne vernichten, das es in unserer Welt gibt! Ihr gebt nicht eher Ruhe, als bis ihr Siala in tausend kleine Stücke zerrissen habt und trunken von Wein und Blut geworden seid!«
    Er atmete tief durch.
    »Es ist unsere Pflicht, euch aufzuhalten, die menschliche Rasse vom Antlitz der Erde Sialas zu tilgen! Nicht einmal die Erinnerung an euch darf fortbestehen! Und wenn das Letzte eurer Kinder im Ozean ertrunken ist, werden wir mit den Elfen und allen anderen abrechnen, die sich mit euch eingelassen haben. Haben wir euch erst überwunden, wird uns das auch bei allen anderen gelingen! Diesmal werden wir schaffen, woran wir im Krieg der Schande gescheitert sind! Während wir uns noch unterhalten, Meerkatze, ruft Hand, unser Heerführer, die Orks zu den Waffen. Es dauert nicht mehr lange, da werden wir gegen Awendum und Schamar ziehen. Danach kommen die anderen Nester von euch Menschen an die Reihe! Keiner von euch wird überleben, denn für solche wie euch ist in unserer Welt kein Platz. Und das, was du uns gebracht hast, wird uns in dieser Schlacht helfen!«
    Schweigend ließ ich diese Tirade eines Irrgläubigen über mich ergehen. In Olags Augen funkelte ein goldenes Feuer, er hielt den Dolch gepackt, als wollte er Gebrauch von ihm machen, sobald er ein Widerwort vernahm. Die Ersten! Was er wohl sagen würde, wenn er von den Gefallenen hörte?
    »Ihr, die ihr ehrlose Tiere seid, verlangt von uns, dass wir euch Respekt zollen! Dass wir uns mit euch verbünden! Euch unseren Wald abtreten!

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