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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Herzogtum des Krebses wird erst in zwei Monaten ausrücken können«, erläuterte Aal. »Der Feind wird auf den Frühling warten, wenn die Pässe wieder passierbar sind.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Egrassa. »Wenn der Unaussprechliche unsere Schwäche spürt und keine Angst hat, sich ins Maul der Kobra zu stürzen?«
    »Im Winter verfügt die Armee nur über ein Viertel ihrer Kräfte, Trash Egrassa.«
    Die Wilden Herzen stritten nun hitzig über die verschiedenen Möglichkeiten, wann der Feind angreifen könnte. Kli-Kli gähnte herzhaft, wobei sie sogar die Hand vor den Mund hielt. Und auch mir fielen beinah die Augen zu. Bevor ich einschlief, verstaute ich das Horn des Regenbogens wieder in der Tasche. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass der Schlüssel für das Flügeltor zwar noch da war, von den Smaragden aber jede Spur fehlte. Wäre ich nicht viel zu müde gewesen, hätte ich aus voller Kehle losgelacht. Diese verfluchten Orks! Da hatten sie mir doch tatsächlich meine durch harte und ehrliche Arbeit erworbenen Steinchen geklaut, der H’san’kor soll sie alle fressen!
    In der Nacht setzte der Regen wieder ein, doch der Elfenumhang schützte mich ausgezeichnet, sodass ich bis zum Morgen schlief. Seit ein paar Tagen suchten mich keine Träume mehr heim. Sobald ich die Augen schloss, tauchte ich in tiefen Schlaf ab, aus dem mich dann meist Mumr weckte. Auch heute wachte ich erst auf, nachdem Lämpler mich am Oberarm gepackt und wach gerüttelt hatte.
    (Wo sollte das bloß enden?! Früher war ich bereits beim leisesten Geräusch aus dem Schlaf geschreckt – und heute bekamen mich kaum ein paar Salven aus einer Gnomenkanone wach.)
    Der Regen hatte zum Glück wieder aufgehört, dafür war Nebel aufgezogen. Und das Ende Oktober! Er hing wie ein milchiger Vorhang zwischen den Tannen, sodass wir nur knapp fünfzig Yard Sicht hatten.
    Alle anderen waren längst auf den Beinen. Hallas teilte das kärgliche Essen aus. Als er mich bemerkte, winkte er mich herbei und gab mir ein Stück harten Brotes und etwas Dörrfleisch. Was für ein appetitliches Frühstück!
    »Wie spät ist es?«, fragte ich.
    »Weiß das Dunkel«, grummelte Deler, der die Schneide seiner geliebten Streitaxt schärfte. »Bei dem Nebel kann ich das nicht sagen. Aber getagt hat es erst vor fünfzehn Minuten.«
    »Wir brechen auf.« Alistan Markhouse hatte nicht die Absicht zu warten, bis ich endgültig aufgewacht war. »Garrett, roll deine Decke zusammen!«
    Da im Nebel sonst was lauern konnte, zogen wir heute langsamer weiter. Um uns herum herrschte vollkommene Stille, alle Laute wurden von dem Nebelvorhang geschluckt. Selbst das Rauschen des Baches klang jetzt so leise – und dabei so bedrohlich – wie ein gedämpftes Fauchen. Kli-Kli riss immer wieder den Kopf herum. Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, schnitt sie mir eine Grimasse. »Ich hasse den Nebel«, gestand sie. »Er macht dich blind.«
    »Wenn hier eine Gefahr lauern würde, hätte die doch schon längst zugeschlagen«, sagte Hallas. »Das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Stimmt ja«, brummte sie. »Trotzdem gefällt mir der Nebel nicht. Der hält noch eine unschöne Überraschung für uns bereit, das spüre ich.«
    »Verbreite hier keine Panik, Narr«, bat Aal, überzeugte sich aber dennoch, dass er den »Bruder« und die »Schwester« leicht würde aus der Scheide ziehen können.
    Keine vierzig Minuten später fiel uns allen Kli-Klis Warnung wieder ein. Der Nebel hing noch immer in der Luft, und genau das war der Grund, warum wir das Donnern nicht gleich hörten.
    Bumm! Bumm! Bumm!
    »Orks!«, zischte Deler und griff nach der Streitaxt.
    »Haben sie unsere Spur also doch wieder aufgenommen!«
    In einem Gemisch aus Menschen- und Gnomensprache verwünschte Hallas die Orks, die nur versehentlich in Siala aufgetaucht sein konnten, und setzte dann zu einer Aufzählung der Abartigkeiten an, derer sich die Ersten schuldig machten, wenn sie nicht auf ihre Trommeln eindroschen. Jedes Wesen von Verstand, das diese Tirade hörte, musste die Orks daraufhin bis ans Ende seiner Tage verachten.
    Deler hörte der Rede seines Freundes gebannt zu, Kli-Kli schien etwas verlegen. Vergleichbare Ausdrücke hatte sie gewiss auch schon früher zu Gehör bekommen, wohl aber noch nie derart gehäuft. Zu anderer Zeit hätte mich Hallas’ Fähigkeit, eine solche Kette aus Flüchen zu knüpfen, vermutlich begeistert, aber jetzt galten all meine Gedanken dem Umstand, dass uns die Orks erneut auf den

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