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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Erde, wir, die gleißende Glut,
    Drum vorwärts, Bergleute! Wir sind die Wut!
     
    »Ach ja«, giftete Deler, nachdem er das Lied bis zu Ende angehört hatte, »Hallas kann doch einfach zu schön plärren!«
    »Du bist ja nur neidisch, dass ihr in euerm Sam-da-Mort nicht solche Lieder zustande bringt«, blaffte Hallas in Vorfreude auf den üblichen Streit zwischen ihnen zurück.
    »Wir bringen im Schloss des Todes so einiges zustande, und das weißt du ganz genau«, erwiderte Deler nur.
    »Davon habe ich bereits gehört«, sagte Hallas, der mit einem Mal ernst war und keine weiteren Lieder mehr anstimmte.
    Gegen Mittag hatte sich das Wetter aufgeklart, und sogar die Sonne lugte hervor. Glo-Glo wandte sich überraschend nach Westen, sodass der Bach, der so lange unser Begleiter gewesen war, hinter Bäumen zurückblieb. Mylord Alistan missfiel das offenbar. Doch Glo-Glo erklärte ihm, in der Nähe liege eine Orkstadt und um die sollten wir besser einen Bogen machen, falls wir nicht den Wunsch verspürten, die Gastfreundschaft der Ersten kennenzulernen.
    Wir marschierten zügig durch das Walddickicht und trafen schon am Abend unseren alten Bekannten, den Bach, wieder. Im letzten Tageslicht erreichten wir einen dichten Tannenwald, der den Bach in seine zottigen, pikenden Arme schloss. Darin schlugen wir, durch die hohen Bäume gut gegen fremde Blicke abgeschirmt, unser Nachtlager auf. Egrassa verbot es allerdings, ein Feuer anzuzünden, da die Orks zu nahe waren. So mussten wir die Nacht ohne Wärme verbringen.
    Hallas und Deler schliefen sofort ein (sie sollten in der zweiten Hälfte der Nacht Wache schieben), Glo-Glo nahm Kli-Kli zur Seite, aber worüber der alte Schamane mit seiner Enkelin sprach, blieb ein Geheimnis. Offenbar gab er ihr ein paar Ratschläge. Ich hoffte inständig, dass sie nicht einen gewissen Garrett betrafen. Als auch ich mich ausstreckte und fest in eine warme Decke hüllte, gesellte sich Mumr zu mir.
    »Zeig’s mir mal, ja?« In seiner Stimme schwang ein bittender Ton mit.
    »Was denn?«
    »Das Horn. Als wir noch in der Nähe des Labyrinths gewesen sind, konnten wir kaum einen Blick darauf werfen. Aber ich würde zu gern wissen, wofür wir die ganze Mühe auf uns genommen haben.«
    »Bei der Dunkelheit siehst du ohnehin nichts.«
    »Da ließe sich vielleicht Abhilfe schaffen«, mischte sich Egrassa überraschend ein. Unmittelbar darauf erglomm zwischen seinen Händen ein kleines Feuer. »Ich verstehe nicht viel vom Schamanismus, aber drei Minuten werde ich dieses Licht schon halten können.«
    Das magische Licht reichte gerade aus, um unsere Gesichter zu erkennen. Außer Deler und Hallas schlief niemand. Alle warteten gespannt darauf, dass Garrett ihnen das Horn zeigte. Also musste ich mich noch einmal erheben und meine Tasche öffnen, von der ich mich keine Minute getrennt hatte.
    »Ziemlich unscheinbar«, murmelte Aal.
    »Du gestattest?«, bat Mylord Alistan.
    Bereitwillig hielt ich ihm das Horn des Regenbogens hin. Von mir aus konnte er es gern ganz an sich nehmen, denn er würde die Tröte mit Sicherheit seinem König bringen.
    »Was wohl geschieht, wenn ich da jetzt reinblase?«, fragte Kli-Kli, ganz wie es sich für einen Hofnarren geziemte.
    »Ich werd dir gleich was blasen, du Narr!«, drohte Mylord Alistan dem Kobold und hielt mir das Artefakt wieder hin.
    Doch bevor ich es nehmen konnte, fand sich das Horn in Glo-Glos Händen wieder. Der alte Schamane schloss die Augen, schmiegte die Stirn gegen das Artefakt, verzog das Gesicht, als habe er einen Teller voll saurer Stachelbeeren verspeist, und verkündete sein Urteil: »Es ist schwach. Sehr schwach. Seine Kraft ist fast ganz aus ihm gewichen, es wird nur noch wenige Wochen dauern, bis sie …« Glo-Glo ließ den Satz unvollendet, aber auch so war allen klar, was er meinte.
    »Dann müssen wir noch schneller vorwärtskommen«, sagte Alistan Markhouse.
    »Wir haben jede Menge Zeit, Mylord«, beruhigte Lämpler den Grafen. »Anfang November ist der S’u-dar bereits völlig zugeschneit. Es würde den Unaussprechlichen enorme Kräfte kosten, seinen Unterschlupf zu verlassen und von den Nadeln des Frosts zum Einsamen Riesen vorzudringen. Nein, seine Armee wird nicht vor Mitte Januar am Einsamen Riesen eintreffen«
    »Mumr hat recht, Mylord. Im Winter wäre ein Kriegszug für den Unaussprechlichen viel zu mühselig. Die Öden Landen sind unter Schnee begraben, der Schlummernde Wald ist dann selbst für sein Gesindel gefährlich. Auch das

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