Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
wimmeln.«
    »Unke nicht«, verlangte Hallas von ihr.
    »Ich unke nicht, ich mache mir nur Gedanken.«
    »Nimm dir ein Beispiel an Aal!«
    »Er bewahrt stets die Ruhe. Ich bin da anders.«
    »Dann jammer wenigstens nicht rum«, murrte Hallas, »sonst höre ich nämlich nicht, wenn sich ein Ork an dich anschleicht.«
    »Ich vertraue den Dryaden«, mischte sich nun Aal ein. »Wenn sie uns hierher gebracht haben, muss es hier sicher sein, alles andere wäre widersinnig.«
    »Gut, sie haben uns hierher gebracht! Aber sie haben uns auch verlassen!«, nuschelte Hallas, der noch nicht vergessen hatte, wie Sonnenlichter Strahl ihm zum Abschied einen bitteren Sud zu trinken gegeben hatte.
    »Sie sind die Töchter des Waldes. All ihre Kräfte schwinden, sobald sie Sagraba verlassen«, machte sich Kli-Kli für die Dryaden stark. »Und die Menschen halten sie eher für Mädchen, nicht aber für Herrscherinnen im Königreich der Wälder.«
    Danach riss das Gespräch ab, denn wir alle hielten nach möglichen Gefahren Ausschau.
    Unser Floß hatte heute Morgen am linken Ufer der Isselina angelegt. Von jener Stelle aus waren es nicht mehr als dreihundert Yard bis zur Grenze Sagrabas. Die Dryaden hatten uns geführt. Am späten Abend hatte der Regen aufgehört, mitten in der Nacht hatte dann aber der erste leichte Frost eingesetzt. Inzwischen waren der Boden und die Bäume mit Raureif überzogen, und über allen Pfützen hatte sich eine Eiskruste gebildet.
    Kaum hatten wir die Grenze zum südlichen Vagliostrien erreicht, da hatten die Dryaden kurz mit Egrassa auf Orkisch gesprochen, uns dann wortlos zugenickt, noch einmal auf die Tasche mit dem Horn gestarrt und sich zurückgezogen.
    Egrassa hatte den silbernen Reif zurechtgerückt und uns aus Sagraba herausgeführt. Nach fünfhundert Yard hatte ich mich noch einmal umgedreht, um einen letzten Blick auf den legendären Wald zu werfen, den ich wohl kaum je wiedersehen würde. Wie eine dunkle Mauer hatte Sagraba schweigend hinter uns aufgeragt. Nichts erinnerte noch an das grüne Land, das ich von den Mauern Kuckucks aus gesehen hatte, oder an den goldenen Herbstwald. Es war ein gewöhnlicher, wenn auch riesiger Wald, dem der November alle Farben genommen hatte. Elfen und Orks nannten diesen Monat mit gutem Grund den Grauen Monat.
    Obwohl wir bislang nirgendwo auf Spuren gestoßen waren, die auf den Durchmarsch einer vielköpfigen Armee hingewiesen hätten, rechneten wir insgeheim wahrscheinlich alle damit, auf Orks zu treffen. Egrassa führte uns an der Isselina entlang nach Moizig. Dort wollten wir Pferde kaufen (die Preise waren angesichts des Krieges gewiss in schwindelerregende Höhen geschnellt) und in Erfahrung bringen, was sich an den Grenzen des Königreiches tat.
    Nachdem wir einen flacheren, mit Espen bestandenen Hügel hinter uns gebracht hatten, lag eine recht breite Straße vor uns. Dank des Frosts war der Schlamm, der sich nach dem gestrigen Regen gebildet hatte, zu bizarren Buckeln und Höckern gefroren. Sie entzückten uns zwar nicht, waren aber weit besser als der Matsch, der uns sonst viel Zeit gekostet hätte. Schon mehrfach hatte ich bedauert, kein Pferd mehr zu haben, schließlich hatte ich inzwischen genug Zeit auf meinen eigenen zwei Beinen verbracht. Wenigstens hatte mich der Schuster nicht übers Ohr gehauen, Sagoth sei gepriesen, und meine Schuhe waren im Labyrinth nicht aus dem Leim gegangen.
    »Hier stimmt doch was nicht«, bemerkte Aal plötzlich.
    »Richtig«, sagte Egrassa. »Mir gefällt es hier auch nicht.«
    »Was meint ihr?«, wollte Kli-Kli wissen – und griff nach einem Wurfmesser.
    »Seit einer Stunde laufen wir diese Straße hinunter«, erklärte Aal, »aber wir haben noch niemanden getroffen.«
    »Was soll daran so merkwürdig sein?«, fragte Mumr. »Die Straße führt nach Sagraba – und wer will da schon hin?!«
    »Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, liegen an der Grenze zu Sagraba aber noch ein paar Fischerdörfer«, entgegnete Egrassa. »Um diese Zeit müssten die Fischer gerade aus Moizig zurückkehren, nachdem sie dort ihren Fang verkauft haben.«
    »Vielleicht hat ja kein Fisch angebissen?«, hielt ich dagegen. »Oder niemand kauft mehr Fisch?«
    »Mitten im Krieg?! Wo die Preise für alle Nahrungsmittel in die Höhe schießen!«, widersprach Hallas. »In Zeiten wie diesen verdient ein Fischer an einem Tag so viel wie sonst in einem Monat!«
    »Dann kann ich mir das Ganze auch nicht erklären.«
    »Dann will ich das für dich tun!

Weitere Kostenlose Bücher