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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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abgestellt, damit er auf den Wald achtet, während sie ratzen.«
    »Da hat der Junge aber Pech gehabt«, bemitleidete ich den Waldgeist. »Jetzt muss er sich hier den ganzen Winter um die Ohren schlagen.«
    »Was hilft’s? So ist das Leben«, erwiderte Kli-Kli. »Wenn du willst, kannst du ihn ja mitnehmen. Dann hast du ein Haustier.«
    »Du reichst mir völlig«, konterte ich – und fing mir einen Schlag in die Seite ein.
    In diesem Augenblick flog eine Kugel aus dem Wald heraus. Sie gab ein ruhiges goldenes Licht ab und landete auf der Schulter von Sonnenlichter Strahl. Als ich genauer hinsah, stellte sich die Kugel als gigantisches Glühwürmchen heraus. Ein Glühwürmchen! Ende Oktober! Nach allen Gesetzen des Universums hätte es längst gestorben sein oder sich für den Winter in irgendeine Ritze verkrochen haben müssen, nicht aber wie das Feuer eines Heiligen durch den Wald flattern dürfen. Entweder gelten die Gesetze des Universums für dieses Geschöpf nicht – oder es hatte sich noch nicht mit ihnen vertraut gemacht.
    »Lasst uns jetzt zum Wasser hinuntergehen. Alles ist bereit«, sagte Sonnenlichter Strahl und ging sicheren Schrittes zum Fluss hinunter. Das Licht des Glühwürmchens reichte vollauf, den Weg zu erkennen.
    »Das habe ich mir gedacht! Ein Kahn!«, brummte Hallas, als wir am Ufer ankamen. »Ich hasse Kähne!«
    »Das ist kein Kahn, sondern ein Floß«, klärte Kli-Kli ihn auf.
    »Ja und?! Kahn, Floß, Schiff, Boot oder Waschtrog – ich hasse alles, was schwimmt!«
    »Willst du lieber hier im Wald bleiben?«, fragte Egrassa.
    Daraufhin seufzte Hallas nur und kletterte auf das Floß.
    Es war groß genug für uns alle. Aal, Lämpler, Egrassa und ich griffen uns die Stangen, die Dryaden, Kli-Kli und Hallas, der auf der Stelle seekrank wurde, verteilten sich in der Mitte.
    Der Elf löste das dicke Seil, mit dem das Floß am Ufer vertäut war, dann bedurfte es noch einiger Anstrengung mit den Stangen, um unser neues Fortbewegungsmittel in die Mitte des Flusses zu bringen.
    »Wie kommt dieses Floß hierher?«, fragte Lämpler, während er stakte.
    »Die Dryaden müssen dafür gesorgt haben«, antwortete ich.
    »Was spielt das schon für eine Rolle, woher es stammt? Hauptsache, es ist da. Und ob die Dryaden es nun besorgt haben oder Sagra es uns geschickt hat, das ist mir völlig einerlei«, brummte Aal, zog die Stange aus dem Wasser und legte sie auf dem Floß ab.
    Auch ich zog meine Stange ein, denn das Floß schipperte nun langsam dahin, und den Grund erreichten wir ohnehin nicht mehr.
    Sobald es heller wurde, erhob sich das Glühwürmchen von Sonnenlichter Strahls Schulter und flog in den Wald, der wie ein finsterer Riese zu beiden Seiten des Schwarzen Flusses aufragte. Die Isselina war hier wesentlich schmaler als bei Boltnik. Mit etwas Geschick würde ein Elf gewiss einen Pfeil von einem Ufer zum anderen schicken können. Die Strömung wirkte jedoch genauso träge wie an jener Stelle, an der wir zum ersten Mal über diesen Fluss gesetzt waren. Das würde doch glatt eine Woche dauern, bis wir Sagraba hinter uns ließen! Wäre es da nicht klüger gewesen, weiter auf den Elchen zu reiten?
    So dachte nicht nur ich. Egrassa kleidete meine Überlegungen in Worte, aber Flaumige Wolke sagte bloß, wir würden bald schneller vorankommen. Der Elf nickte, doch Kli-Kli bestürmte sie mit Fragen (die allesamt unbeantwortet blieben), und ich grübelte darüber nach, ob die Töchter des Waldes vielleicht die Absicht hatten, die Strömung zu beschleunigen.
    Lämpler fragte in die Runde, ob wir nicht allmählich frühstücken wollten. Freudig wurde der Vorschlag von allen aufgegriffen. Nun gut, von fast allen. Als Kli-Kli dem Gnom einen Bissen anbot, funkelte Hallas sie mit seinem einen Auge wütend an, stand auf, ging auf wackligen Beinen zum anderen Ende des Floßes, beugte sich vor und fütterte die Fische. Kli-Kli erbarmte sich großherzig der Portion des Gnoms – wer wollte denn etwas umkommen lassen?
    Nach dem Frühstück bat Flaumige Wolke Aal und Mumr, die Taue, die auf dem Boden lagen, an den Bügeln vorn am Floß festzumachen.
    »Aber nur mit einem Ende«, verlangte die Dryade. »Und fest!«
    Aal und Mumr brachten Knoten zustande, die sich sehen lassen konnten.
    »Und jetzt?«, wollte Hallas wissen, der vorübergehend sein Gejaule und Gestöhne einstellte.
    »Jetzt warten wir«, antwortete Flaumige Wolke.
    Wir brauchten allerdings nicht lange zu warten. Mit einem Mal fiepte Kli-Kli und zeigte mit

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