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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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dem Finger in Richtung Heck. Hallas stöhnte und sprang sogar auf, Mumr packte seinen Birgrisen, Ergrassa den Bogen.
    »Deine Pfeile sind hier nicht nötig, Elf!«, fuhr Flaumige Wolke ihn an. »Das sind Freunde.«
    Der Elf nickte zwar, hatte aber keine Eile, seinen Bogen zu senken.
    Es waren zwei Wesen, und sie jagten mit gleichmäßigen Flügelschlägen und unüberbietbarer Anmut hinter unserem Floß her. Schließlich gingen sie tiefer, glitten über dem Wasser dahin und berührten mit ihren Bäuchen beinahe den Fluss, holten uns ein – und stiegen wieder auf.
    »Drachen!«, stieß Hallas aus und knautschte den Hut zusammen. »Bei allen irdischen Stollen und meiner Hacke, das sind Drachen!«
    »Schlimmer!«, bemerkte der Elf. »Das sind Wyvern!«
    Unterdessen hatten die Wyvern eine stattliche Höhe erreicht, segelten kurz im bedeckten, herbstlichen Himmel und schossen dann im Sturzflug wieder nach unten.
    »Träumt nicht!«, befahl Flaumige Wolke. »Wenn sie wieder über uns sind, werft ihnen die Taue zu!«
    Sofort stürzten Lämpler und Aal zu den Seilen. Die Wyvern näherten sich erneut dem Floß. Ganz kurz sah ich in die lodernden Schlitzaugen der »Drachen«. Die kräftigen Pfoten ergriffen geschickt die Taue.
    »Haltet euch fest!«, schrie Sonnenlichter Strahl.
    Und wo bitte schön?!, dachte ich noch – da spannten sich schon die Taue.
    Das Floß wurde jäh nach vorn gezogen – und ich fiel auf den Rücken. Ich konnte noch von Glück sagen, dass ich nicht im Wasser gelandet war! Nur die Dryaden, Aal und Egrassa hatten es geschafft, sich auf den Beinen zu halten. Kli-Kli hatte Hallas unter sich begraben, der deswegen einen erlesenen Fluch in Gnomensprache über den Fluss schickte.
    Die Wyvern zogen das Floß so schnell hinter sich her, dass das Wasser schier kochte. Jedes Schiff, das sah, mit welcher Geschwindigkeit wir uns hier fortbewegten, würde vor Neid platzen und auf der Stelle auf das nächste Riff auflaufen.
    Die Wyvern waren nicht größer als Kühe, verfügten aber über unglaubliche Kräfte. Wegen der breiten Flügel, dem langen, biegsamen Hals, dem schmalen, keilförmigen Schlangenkopf und den beeindruckenden Krallen werden sie häufig mit Drachen verwechselt. Dabei sind Drachen zwar wesentlich größer, aber keinesfalls von dem unbezwingbaren Wunsch beseelt, von Menschen gesehen zu werden und sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Drachen zeichnen sich auch nicht durch eine zänkische, blutrünstige Natur aus. Wyvern dagegen sind gefährlich, ihnen kommt man besser nicht in die Quere. Sie sind unberechenbar, aufbrausend und äußerst kampfesfreudig, obendrein verfügen sie über keinen ausgeprägten Überlebenssinn (weshalb sie sich manchmal sogar auf eine ganze Einheit elfischer Bogenschützen stürzen).
    Sich mit einer solchen Kreatur anzulegen, das ist, als packte man sich eine wütende Ringelnatter in die Hosen. Früher oder später schnappt sie nach einem. Im Grunde sind Wyvern in unseren Landen selten anzutreffen, im Norden leben sie nur in Sagraba und in den südlichen Ausläufern des Zwergengebirges. Wirklich heimisch sind sie im Tiefland oder in den Wäldern I’aljalas. Sie verspeisen ausnehmend gern Vieh, verschmähen aber auch Menschen nicht. Deshalb war es umso erstaunlicher zu beobachten, wie diese Geschöpfe uns halfen. Die Dryaden hatten sich einmal mehr als Töchter des Waldes erwiesen, indem sie sich die geschuppten Untiere gefügig gemacht hatten.
    Hallas stieß eine weitere unflätige Tirade aus, in der er aller Welt verkündete, was er von gewissen Kähnen, gewissen Wyvern und gewissen Stumpfhirnen hielt. Mumr bat ihn, den Bogen nicht zu überspannen und endlich den Mund zu halten, sonst würden unsere geflügelten Pferde den Gnom samt seiner geliebten Streithacke am Ende tatsächlich verschmausen – und uns andere womöglich gleich mit.
    Hallas ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, rückte die Binde über seinem Auge zurecht, schielte zu den Wyvern hinauf – und murmelte seine Schuftigkeiten nur noch. Kli-Kli betrachtete unsere Zugtiere dagegen mit einem solchen Ausdruck, dass ich schon fürchtete, sie hecke wieder einen Streich aus – weshalb ich es für geboten hielt, sie in ein Gespräch zu verstricken.
    Ich fragte Kli-Kli nach Glo-Glo und seinen Plänen in Bezug auf meine Person, die sich innerhalb der Koboldgemeinde doch einer solchen Beliebtheit erfreute. Doch kaum hatten wir uns in unsere Unterhaltung vertieft, da gesellte sich erst Mumr, dann Aal zu

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