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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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warum hast du mir all das nicht schon vor einer Woche gesagt?! Oder vor einem Monat?!«
    Ich hatte den Eindruck, er grinste.
    »Weil das dem Spiel die Würze genommen hätte. Du bist der Trumpf im Ärmel des Herrn. Nun möchte er gern sehen, wie du eine Aufgabe bewältigst, wenn sie dir im letzten Augenblick gestellt wird.«
    Das muss man sich mal vorstellen! Die Welt steht vor einem Abgrund – und der Herr spielt seine Spielchen!
    »Warum lässt mich Arziwus dann frei herumlaufen?«
    »Bilde dir nichts ein, Dieb. Arziwus weiß zwar, dass du ein Schattentänzer bist, aber er ahnt noch nicht einmal etwas von deinem Handel mit dem Herrn und geht davon aus, dass du nicht den leisesten Schimmer hast, was hier gespielt wird. Was ist nun? Besorgst du das Horn?«
    »Hab ich denn eine andere Wahl?«
    »Ich fürchte, nicht. Entweder du entwendest dem Spieler das Horn des Regenbogens oder … Du machst dir kein Bild davon, was geschieht, wenn dieses Artefakt heute Nacht mit dem Pferd der Schatten vereint wird! Die Schalen an der Waage des Gleichgewichts werden zu Boden krachen! Die Großen Häuser werden untergehen! Und von eurer … von unserer Welt wird nicht das Geringste übrig bleiben. Dann ist das Spiel aus. Und zwar für immer. Daran ist dir doch wohl nicht gelegen, oder?«
    »Euer Spiel geht mich einen feuchten Kehricht an. Trotzdem werde ich das Horn besorgen. Was bekomme ich als Anzahlung?«
    »Dein Leben. Reicht das?«
    »Völlig. Und als Bezahlung?«
    »Bring mir das Horn, und du siehst mich nie wieder.«
    Dieser Vorschlag entzückte mich geradezu.
    »Ich bitte Garrett den Schatten, sich von mir unter Kontrakt nehmen zu lassen.«
    »Ich gehe den Kontrakt ein.«
    »Ich habe deine Worte vernommen, Dieb. Ich gebe dir den dringenden Rat, deine Aufgabe bis Mitternacht zu meistern. Um Mitternacht leitet der Spieler das Ritual ein – und dann wirst du ihm das Artefakt schwerlich noch entwenden können.«
    »Ich habe ohnehin meine Zweifel, ob ich überhaupt in den Turm des Ordens hineinkomme. Die Magier werden doch wissen wollen, was mich zu ihnen treibt.«
    »Arziwus hat alle Magier weggeschickt.«
    »Das macht die Sache nicht leichter. Ich muss trotzdem erst mal rein.«
    »Dabei kann ich dir nicht helfen. Mir ist der Weg in den Turm des Ordens versperrt.«
    »Was verspricht sich Arziwus eigentlich davon? Weiß er denn nicht, dass er unsere Welt damit vom Antlitz der Erde tilgt?«
    »Doch, sehr gut sogar. Aber es gibt genug Welten, da wird er sich schon in einer neuen einrichten.«
    »Auch wenn das Spiel vorüber ist?«
    »Aber natürlich! Der Sieger erhält einen Preis, und das Spiel beginnt von vorn.«
    »Einen Preis? Was denn für einen?«
    »Du bist doch in der Welt des Chaos gewesen, oder?«
    »Ja.«
    »Der Sieger erhält einen Schatten aus dieser Urwelt. Mit ihm kann er eine neue Welt schaffen. Eine Welt, in der er all die Fehler nicht mehr macht, die andere Welten des Universums noch aufweisen. Diese neue Welt ist sein Einsatz für das nächste Spiel.«
    Mit diesen Worten trat der Sendbote aus dem Schatten ins Mondlicht heraus. Ich erschauderte. Er war pechschwarz, hatte goldene Augen, und in seinem Rücken ragten Flügel auf – sonst aber sah er noch immer wie jener Jok Imargo aus, den ich in meinem Tagtraum gesehen hatte.
    Soll das Dunkel doch all diese Herren und ihre dummen Spiele holen! Eine Welt war für sie nicht mehr als ein Trumpf in einem ihrer Spiele! Und wenn sie eine Partie verhunzten, durfte Garrett es ausbaden.
    »Was soll ich machen, wenn ich das Horn habe?«, fragte ich.
    »Nichts weiter, es reicht schon, wenn du es an dich bringst, um das Ritual zu verhindern. Dann endet die Partie, der Spieler wird verletzlich, und der Herr kann ihn töten. Das Horn bleibt dann beim Orden.«
    Daraufhin schlug er mit den Flügeln – und löste sich in Luft auf.
    Ich wartete vor der Schenke, in der wir uns alle verabredet hatten. Noch immer war mir schleierhaft, wie ich in den Turm des Ordens eindringen sollte. Wie es im Turm selbst aussah, wusste ich auch nicht. Von außen wirkte er ja gar nicht so groß, aber trotzdem musste ich wohl damit rechnen, dass er im Innern magisch vergrößert worden war. Das hatte mich die Erfahrung gelehrt, die ich im alten Turm des Ordens im Verbotenen Viertel hatte machen dürfen.
    Irgendwann war mir eingefallen, dass Kli-Kli sich einmal damit gebrüstet hatte, sie sei im Turm des Ordens gewesen und könne deswegen jeden Raum mit geschlossenen Augen wiederfinden. Ich würde

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