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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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bei allen Gliedern des Sendboten schwören, dass sie gelogen hatte! Trotzdem war sie meine einzige Hoffnung.
    Als die Koboldin dann endlich auftauchte, zog ich sie beiseite und quetschte sie aus. Natürlich witterte sie sofort, dass etwas im Schwange war, und drang so in mich, dass ich ihr nolens volens alles gestand. Als sie die Wahrheit über Arziwus erfuhr, nickte sie bloß. Und als ich mit der Sprache herausrückte, was der Herr von mir verlangt hatte, bestand sie darauf, mich zu begleiten.
    Ich bat sie, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen, brachte Einwände dagegen vor, drohte ihr, hoffte auf ihr Gewissen, appellierte an ihren gesunden Menschverstand – doch nichts half. Kli-Kli stand wie eine beleidigte Unschuld da und sagte, entweder komme sie mit oder sie verweigere mir jede Auskunft über den Turm – und dabei wisse sie ganz genau, wie man in den Turm komme, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Da gab ich auf. Wenn der Koboldin ihr eigener Kopf nichts wert war, warum sollte ich mich dann um ihn sorgen? Den anderen, die bereits in der Schenke saßen, sagten wir nichts von dem kleinen Spaziergang, den wir planten. Schwerter würden im Turm vermutlich kaum etwas ausrichten.
    Der Platz mit dem blassblauen Turm des Ordens war völlig leer und von Schnee bedeckt. Im Mondlicht und im Schein der magischen Laternen schien der Turm aus einem Eisblock gehauen. Nur im obersten Stockwerk brannte ein Licht. Ich fing an zu zittern. Mein Traum von dem Grauen fiel mir wieder ein. Ein hellseherischer Traum war das gewesen. Das Gleichgewicht könnte wirklich zerstört werden.
    »Und? Wie kommen wir rein, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?«, wollte ich von Kli-Kli wissen.
    »Pass auf!«
    Sie stolzierte auf die reich beschnitzte Tür zu und blieb davor stehen. »Bitte sehr.«
    »Wie soll ich das verstehen?«, zischte ich giftig.
    »Durch diese Tür kommen wir in den Turm, ohne Aufmerksamkeit zu erregen«, antwortete Kli-Kli völlig gelassen.
    »Kli-Kli«, beschwor ich sie und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Machst du dich über mich lustig?«
    »Keine Spur! Die Magier haben natürlich alle anderen Wege versperrt. Was meinst du, was wir da für Aufmerksamkeit erregen würden?«
    Wie hätte es anders sein können? Sie hatte mich mal wieder verschaukelt!
    »Bist du überhaupt jemals im Turm gewesen?«
    »Ja. Zusammen mit dem König. Aber aus irgendeinem Grund durfte ich nicht nach oben.«
    »Warum hab ich dich dann mitgeschleppt?«
    »Damit ich deinen Hals rette. Außerdem verstehe ich etwas von Magie.«
    »Kli-Kli! Stell dich nicht dümmer, als du bist! Du weißt genau, dass du gegen den Magister des Ordens nichts ausrichten kannst.«
    »Hör mal, Garrett, wir sollten hier nicht unsere Zeit vergeuden. Mach dich mit deinen Nachschlüsseln ans Werk, bevor wir noch jemandem auffallen.«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass die Magier Schlösser in ihre Tür eingebaut haben. Die haben sich bestimmt was anderes einfallen lassen.«
    »Dann krieg raus, was! Bin ich der Dieb oder du?!«
    Kli-Kli hatte recht, wir sollten hier nicht wie zwei Stumpfhirne vor dem Allerheiligsten des Ordens rumstehen. Und den Kopf konnte ich ihr später waschen (falls es überhaupt ein Später gab).
    Ich streckte die Hand nach dem Türring aus und zog ihn vorsichtig zu mir heran. Nichts. Ich zog fester. Dasselbe Ergebnis.
    Öffne dich! , flüsterte Walder. Und da ging die Tür des Turms mühelos auf.
    »Oho«, stieß Kli-Kli begeistert aus. »Wie hast du das denn angestellt?!«
    »Reine Glückssache«, nuschelte ich und dankte einmal mehr dem Schicksal, dass es mich mit dem toten Erzmagier zusammengeführt hatte. »Warte in der Straße auf mich. Wenn ich in einer Stunde nicht wieder da bin, geh zum König.«
    »Aber sicher«, sagte die Koboldin und schlüpfte durch die Tür in den Turm. »Ehrlich, Garrett-Barett, hast du etwa gedacht, ich würde dir alle Heldentaten allein überlassen?«
    »Kli-Kli!«
    »Ich weiß, dass ich so heiße. Finde dich damit ab, dass du mich nicht los wirst.«
    »Und wenn ich dich hier fessle?«
    »Das würde ich dir nicht raten! Dann beiß ich dich!«
    Ich spie aus. Zum Dunkel mit dieser Koboldin!
    »Gut! Aber dass du mir nicht vor die Füße läufst.«
    »Wann hätte ich das je getan?«, fragte sie.
    Wir standen in dem hell erleuchteten Eingangssaal im Erdgeschoss. Von ihm gingen drei Gänge und eine Treppe ab.
    »Und sei leise!«, verlangte ich.
    »Der Turm ist wesentlich größer, als es von außen den Anschein

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