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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hat.«
    »Ich weiß«, antwortete ich und rief in Gedanken: Walder!
    Ja?
    Weißt du, wo wir hinmüssen?
    In diesem Turm bin ich zum ersten Mal, aber alle Türme sind nach dem gleichen Muster erbaut. Deshalb musst du wahrscheinlich die Treppe nehmen.
    Und dann?
    Wenn der Magister das Ritual vollziehen will, wird er das im Saal des Rates tun. Der magische Spiegel verstärkt den Zauber.
    Also nach oben .
    Du weißt, woran mich diese Geschichte erinnert? Offenbar war nicht nur Semmel darauf versessen, im Spiel der Großen mitzumischen. Sei vorsichtig, sagte er und verstummte.
    »Willst du da noch lange rumstehen und auf einen Punkt stieren?«, fragte Kli-Kli.
    »Wir müssen nach oben.«
    Die Treppe aus dunkelviolettem Marmor wand sich bis in die Turmspitze hinauf. Anfangs setzten wir vorsichtig einen Fuß vor den anderen, weil wir fürchteten, außer Arziwus sei doch noch ein anderer Magier im Turm. Aber nach drei Stockwerken gingen wir entschlossener vorwärts.
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch bis Mitternacht?«
    »Eine gute Stunde«, antwortete Kli-Kli. »Das schaffen wir.«
    Im fünften Stockwerk entdeckte ich am Ende des hell erleuchteten Ganges einen Mann, der an die Wand gelehnt dasaß. Arziwus!, dachte ich. In meinem Innern gefror alles. Aber dann erkannte ich, dass der Mann nicht der Erzmagier war – und obendrein in einer reichlich merkwürdigen Stellung verharrte.
    »Kli-Kli«, rief ich die Koboldin, die sich schon auf dem Weg ins sechste Stockwerk befand.
    »Ja?«
    Schweigend zeigte ich auf den Unbekannten.
    »Den sollten wir uns mal näher ansehen!«, sagte sie.
    »Hast du sonst nichts zu tun?«
    »Wir müssen ihn uns ansehen, Schattentänzer. Man darf nichts Unbekanntes im Rücken haben.«
    »Also gut«, antwortete ich und hielt meine Armbrust bereit.
    Wir gingen den Gang hinunter. Der Mann rührte sich nicht. Als ich sah, um wen es sich handelte, stürzte ich auf ihn zu.
    Jemand hatte Roderick auf sehr unschöne Weise den Schädel eingeschlagen. Der Boden und die Wand, gegen die er sich lehnte, waren über und über mit Blut bedeckt.
    »Beim Dunkel!«, fluchte ich. »Wer war das?«
    »Das wissen wir doch wohl. Komm weiter, Garrett. Der Junge ist tot. Vermutlich ist er seinem alten Lehrer auf die Schliche gekommen – und der hat sich daraufhin von seinem Schüler getrennt. Wahrscheinlich hat Arziwus nur einmal mit seinem Stock zugeschlagen, und das schauerliche Werk war vollbracht.«
    »Roderick hat mir einmal das Leben gerettet. Er tut mir leid.«
    »Wenn wir uns nicht beeilen, können wir dir bald alle leidtun. Komm weiter, Garrett, ihm können wir nicht mehr helfen. Warum ist denn die Tür hier offen?«
    Erst jetzt fiel mir auf, dass die Tür neben Roderick einen Spaltbreit offen stand. Kli-Kli steckte sofort ihre neugierige Nase in den Raum.
    »Sieh dir das mal an, Garrett!«
    Der große Saal war mit Schachteln und allerlei seltsamen Sachen vollgestopft.
    »Die Artefaktenkammer!«, rief Kli-Kli. »Ob das Horn noch hier ist?«
    »Lass uns mal nachsehen«, schlug ich vor. »Aber schnell!«
    Im Lager gab es alles, angefangen von Schriftrollen mit Zaubersprüchen bis hin zu geheimnisvoll leuchtenden Gegenständen. Nur das Horn des Regenbogens und das Pferd der Schatten fehlten.
    »Hier dürften wir wohl vergeblich rumsuchen.« Kli-Kli gab als Erster auf.
    »Mhm«, brummte ich und starrte auf ein Regal voller bunter strahlender Kugeln.
    Eine von ihnen fesselte meine Aufmerksamkeit. Sie war von grauer Farbe und halb durchscheinend. Darin konnte ich zwei bekannte Silhouetten erkennen. Ich trat an sie heran. In diesem Augenblick ging ein schwaches Zittern durch den Turm.
    »Was ist das?«, fragte Kli-Kli und sah sich erschrocken um.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich.
    Es geht los! , rief Walder. Das Ritual ist eingeleitet worden!
    »Was heißt das?«, schrie ich aus vollem Halse. »Es ist doch noch nicht Mitternacht!«
    »Wovon redest du da, Garrett?«, fragte Kli-Kli.
    »Die Dinge stehen schlecht, Kli-Kli. Arziwus hat die Zeit nicht abwarten können!«
    »Und was sollen wir jetzt machen?«
    Doch bevor ich ihr antworten konnte, meldete sich erneut Walder zu Wort. Die Koboldin soll gehen! , bat er.
    »Was?!«
    Sie soll gehen, Garrett. Sie ist eine zu starke Schamanin. Ich bin ohnehin geschwächt, und wenn sie in der Nähe ist, bin ich geradezu gelähmt. Aber jetzt brauche ich meine ganze Kraft.
    »Und wie soll ich ihr das klarmachen? Sie wird mir doch kein Wort glauben!«
    »Garrett?«, rief Kli-Kli. »Was

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