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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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einmal schuldbewusst und zog ab. Deler warf der Elfin von der Höhe seines Schlupfwinkels aus einen anerkennenden Blick zu und kam wieder heruntergekraxelt. Hallas ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, allen zu verkünden, Zwerge seien Feiglinge. Deler konterte mit der Behauptung, Gnome seien lediglich zu behäbig, um auf Bäume zu klettern. Wären Aal und Lämpler nicht dazwischengegangen, hätten die beiden wohl ihren nächsten Streit angefangen.
    Wir wanderten Egrassa im Gänsemarsch hinterher, immer weiter durch den Wald. Alistan Markhouse bildete den Abschluss unseres kleinen Zuges. Den dreieckigen Eichenschild hatte er sich auf den Rücken geschoben, und seine Hand verließ nicht für eine Sekunde den Griff seines geliebten Langschwerts.
    Der Gänsemarsch hatte uns schon dreimal das Leben gerettet. Hallas regte sich mit echter Gnomensturköpfigkeit darüber auf und erklärte, das alles sei doch Kokolores und es bedeute wahrlich kein Vergnügen für ihn, ständig den Hintern eines Zwergs vor der Nase zu haben. Egrassa hatte dafür nur ein Grinsen übrig. »Bei der nächsten Gelegenheit werde ich dem verehrten Meister Gnom mit Vergnügen die Überraschungen Sagrabas vorführen.«
    Hallas zupfte sich den Bart und antwortete, er werde sich noch die dämlichsten Überraschungen bereitwillig ansehen.
    Die Gelegenheit dazu bot sich dann auch schon bald, nämlich als Egrassa mit einem Stock in der Erde herumstocherte. Prompt krachte der Boden weg. Wir starrten in eine tiefe Wolfsgrube, deren Grund so viele Pfähle aufwies, wie ein Igel Stacheln hat.
    »Was wäre wohl geschehen, wenn du nicht hinter mir gegangen wärst?«, fragte der Elf Hallas und entblößte triumphierend seine Fänge.
    Hallas hüstelte verlegen, nahm den Hut vom Kopf und kratzte sich den Hinterkopf. Doch ehe der Gnom die Vorteile des Gänsemarschs einräumte, musste ihn der Elf erst noch auf ein in den Büschen verborgenes Fangeisen und einen riesigen Balken im Blattwerk einer Eiche aufmerksam machen, der jeden unter ihm zu zermalmen drohte.
    »Wer stellt denn diese Fallen auf, Egrassa?«, fragte Lämpler, der sich gerade den Birgrisen von der rechten auf die linke Schulter legte.
    »Ich weiß es nicht.« Lächelnd sah der Elf Mumr an. »Es gibt zu viele Pfade, als dass wir alle im Auge behalten könnten.«
    »Aber du weißt doch immer genau, wo sich eine Falle befindet!«, beharrte Lämpler.
    »Ein bisschen Magie, mehr steckt nicht dahinter.«
    Natürlich hegte der dunkle Elf keineswegs die Absicht, die Geheimnisse seines Volks mit uns Fremdlingen zu teilen.
    Irgendwann musste Kli-Kli sein Wasser abschlagen und versank dabei bis zur Brust in einem Sumpf. Kaum hatten wir ihn herausgezogen, stand ein Elch vor uns. Angesichts seines mehr als drei Yard umspannenden Geweihs musste es sich bei dem Tier um den König der Elche handeln. Er schnupperte, sah uns mit seinen großen Samtaugen gelangweilt an und sprang auf langen, starken Beinen in den angrenzenden Tannenwald zurück. Kleine Tiere kannte Sagraba offenbar nicht. Hallas krächzte und bedauerte, den Elch nicht erlegt zu haben. »Dann hätten wir mal ordentlich Fleisch im Kessel gehabt!«
    Daraufhin bemerkte Deler nur fröhlich, der Verstand der Gnome müsse in ihrem Bart gelandet sein, sonst wüsste Hallas ja wohl, dass man sich mit einem derart kräftigen Ungeheuer besser nicht anlegt.
    Den ganzen Tag über zwitscherten und sangen die Vögel in den Zweigen. Die Eichen wiegten uns mit einem Lied des Waldes in den Schlaf, die Eulen schrien traulich in der Stille. Am vierten Tag unserer Wanderung sagte Miralissa, wir müssten von nun an auch nachts wandern, damit wir schneller vorwärtskämen. Jemand stöhnte leise (vermutlich ich), doch dem schenkte natürlich niemand Beachtung.
    Ein voller Mond am Himmel spendete ausreichend Licht, obendrein sahen die Elfen im Dunkeln offenbar genauso gut wie Katzen. Wir wanderten einen großen Teil der Nacht hindurch und rasteten erst in den Dämmerstunden, um nach dem Mittag weiter auf Hrad Spine zuzuhalten.
    Überhaupt lernte ich in den Nächten den eigentlichen Zauber von Sagraba kennen, wenn sich der Wald in eine wilde, fremde, geheimnisvolle, aber wunderschöne Welt verwandelte. Eichen und Ahornbäume griffen mit ihren dunklen Zweigen nach uns, ein mysteriöses Flüstern ging durch ihre Kronen, als raunten sich die Blätter, durch den Wind geweckt, etwas zu. Oder als unterhielten sich unbekannte Wesen miteinander. Zuweilen verfolgte uns auch das Funkeln

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