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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ich.

Kapitel 9

    Der Handel
    Zwei Tage nach dieser Jagd stellte mein Magen gen Abend sein zorniges Gebrüll ein. Dennoch wollte der peinigende Hunger nicht abziehen. Selbst der Versuch, meinen leeren Magen mit einer Flasche des besten Weins meines Lebens zu beschwichtigen, fruchtete nichts. Gewiss, zunächst ging es mir bestens, und ich vergaß all meine Sorgen. Dann aber obsiegte die Trunkenheit, und es erging mir wie einem Doralisser, der sich die Kante mit stinkendem Krudr gegeben hatte. Als ich wieder erwachte, wollte mir schier der Kopf zerplatzen. Gemeinerweise fand sich da aber nur noch am Grund der Flasche etwas Wein.
    Nein, mich hatte nicht der Wahnsinn gepackt. Wirklich nicht! Ich hatte tatsächlich seit zwei Tagen nichts gegessen und mich allein von einer Flasche Maidinger Rebe ernährt. Dieser vierhundert Jahre alte Wein war zwar phantastisch, unbenommen! Selbst in den Kellern eines Königs oder von Priestern fand man dergleichen nicht allzu oft. Trotzdem hätte ich die wertvolle Flasche mit Freuden gegen einen einzigen Zwieback eingetauscht – nur dass es hier niemanden gab, der mir diesen Tauschhandel anbieten konnte.
    Seit die Untoten mit mir Fangen gespielt hatten, hockte ich in einer Grabstätte fest. Genauer gesagt auf einer Grabstätte.
    Wie ich hier herauf (Sagoth sei Dank, nicht hinein!) gelangt war? Ganz einfach! Mit diesen vermaledeiten Verfolgern im Nacken hatte ich mir schnellstens ein sicheres Plätzchen suchen müssen. Und einer der Särge, die weiter oben standen, entsprach ganz meinen Wünschen.
    Bleibt die Frage, wie ich irgendwo gut fünf Yard hinaufgelangen konnte (wobei ich in dem Augenblick sicher noch höher gekommen wäre, beispielsweise bis ganz hinauf zum Mond).
    Doch der Reihe nach!
    Ich stürmte in den nächsten Saal. Er war nicht sonderlich groß und wurde von acht Fackeln erhellt. Vor einer Wand schimmerte Wasser in einem Becken. Es gab zwei Ausgänge – durch die Tote hereinquollen. Und auch durch den Eingang setzten mir meine Verfolger schon nach. Mir blieben nur Sekunden. Ich nahm Anlauf, überwand mit einem Sprung das drei Yard breite Becken und landete auf einem Sarkophag. Hier klammerte ich mich an Vorsprüngen und Höckern in der Wand fest und kraxelte weiter auf einen Sarg in der zweiten Schicht hinauf.
    Nun atmete ich erst einmal durch und sah mich um. Von hier oben bot sich mir ein einmaliger Anblick. Fünf Yard unter mir glitzerte schwarz das Wasser, im Saal drängelten sich die Toten (es mussten sich sämtliche Mieflinge aus den Heldengräbern eingefunden haben). Sie standen reglos da und stierten mich schweigend an. Toll, da hatte ich ja mal wieder sagenhaftes Glück gehabt! Oder hatten mich die Toten etwa in diese Falle gelockt? Vielleicht hatte sie aber auch jemand hergetrieben …
    Wie auch immer, sobald ich mich nach unten wagte, würden sie mich verspeisen. Bliebe ich jedoch hier oben sitzen, würde ich Hungers sterben. Ich konnte nur hoffen – und mit den Toten das Spielchen spielen, wer zuerst den Blick senkte. Letzteres hing mir freilich bald zum Hals heraus, da die Fratzen meiner Bewacher allzu widerwärtig waren.
    Immerhin konnte ich erst einmal neue Kräfte sammeln. Die Hatz hatte mich völlig ausgelaugt. Als ich wieder ruhig atmete und mir auch das Herz nicht mehr aus der Brust springen wollte, betrachtete ich den Sarg genauer. Der Steinkasten war drei Yard lang und ein Yard breit, also bestens geeignet, um einen ungebetenen Gast zu beherbergen. Auf dem massiven Deckel stand: Dem geschätzten Mundschenken von Herzog Pathy VI . Den Namen des Mundschenks hatte man aus irgendeinem Grund vergessen einzumeißeln. Ebenso wie das Todesjahr. Dafür hatte ein origineller Kopf auf dem Sarg die bemooste Flasche hinterlassen.
    Mein Blick ruhte voller Skepsis auf dieser Gabe. Der Name und die Jahreszahl auf der Flaschenwand kündeten von einem Wein, der mindestens vierhundert Jahre alt war. Da ich sonst nichts weiter zu tun hatte, holte ich mein Messer heraus, schnitt das Siegel am Korken durch und drückte diesen in Ermangelung eines entsprechenden Utensils in die Flasche. Ich roch an der Flasche, kostete und nickte anerkennend. Dieser Wein dürfte ein hübsches Sümmchen wert sein.
    Ich hegte noch immer die Hoffnung, diesen Ort lebend zu verlassen, aber nach etwa einer Stunde musste ich einsehen, dass diese miesen Strünke nicht im Traum daran dachten, sich zu trollen. Doch selbst wenn die Zombies abzögen, war mir nicht unbedingt Rettung gewiss. Bei meiner

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