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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Glanz Großmond zu unterwerfen. Sobald er erledigt war, würde man wieder zur Tagesordnung des Krieges übergehen.
    Das alles interessierte den Toten Mann weit mehr als mich. Ich habe meine fünf Jahre bei den Marines abgerissen und überlebt. Daran will ich nicht zurückdenken. Der Tote Mann tut das dagegen gern. Glanz Großmond ist sein Steckenpferd.
    Jedenfalls … ich schlief nicht gut und war weit weniger leutselig als gewöhnlich, als ich aufstand. Das will etwas heißen. Denn an einem normalen Morgen bin ich nur aus Mildtätigkeit menschlich. Der Morgen ist die mieseste Tageszeit. Und je tiefer die Sonne im Osten steht, desto lausiger ist die Zeit.
    Der Krach in den Straßen fing an, als ich meine Füße auf den Boden setzte.
    Eine Frau schrie. Sie hatte Angst. Es gibt nichts, was mich so stark elektrisiert. Ich stand im Erdgeschoß mit einem ganzen Waffenarsenal in der Hand, bevor ich überhaupt zur Besinnung gekommen war. Jemand hämmerte gegen meine Tür, schrie meinen Namen und wollte herein. Ich linste durch das Guckloch. Ein Teil meines Hirns funktionierte bereits. Ich erkannte ein Frauengesicht. Es war verzerrt vor Schrecken. Ich fummelte mit dem Riegel herum und riß die Tür auf.
    Eine nackte Frau stolperte herein. Ich glotzte sie eine halbe Minute an, bevor mein Gehirn arbeitete. Dann blickte ich mich auf der Straße um. Ich sah nichts außer einem Ding, das etwas größer als ein Klammeraffe war. Es war ähnlich gebaut, aber haarlos und rot. Statt Arme besaß es fledermausähnliche Flügel und einen spatenähnlichen Knubbel am Ende seines Schwanzes. Es hüpfte und flatterte und plusterte sich auf. Ein Rattenmann der städtischen Müllabfuhr schlenderte heran. Als das Ding sich nicht mehr rührte, schaufelte er es in seinen Müllkarren. Der Kumpel der Kreatur beschwerte sich nicht und wollte auch den Leichnam nicht haben. Den morCartha sind ihre Toten Wurst.
    Jetzt trieben sie es also schon am Tage. Wenn man das überhaupt ›Tag‹ nennen konnte. Schließlich war es noch finster. Ich persönlich glaube nicht, daß der Tag anfängt, bis die Sonne mir direkt auf die Birne scheint.
    Ich schlug die Tür zu und drehte mich um. Die Frau war zusammengebrochen. Was ich in dem wenigen Licht sah, reichte, um mir die Haare zu Berge stehen zu lassen.
    Wie gesagt, sie war splitterfasernackt, aber sie konnte sich diesen Aufzug leisten. Mit der Linken umklammerte sie ein unordentlich verschnürtes Päckchen. Ich konnte es ihr nicht aus den Fingern winden.
    Der Ausdruck: ›Da war ich platt‹ taucht heutzutage häufig auf, aber man befindet sich eigentlich selten in einer Situation, die ihn rechtfertigt. Diesmal paßte er. Ich war platt. Und wußte nicht, was ich tun sollte.
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen nackte Frauen. Schon gar nicht, wenn sie hübsch sind und in meinem Haus herumlaufen. Und ganz besonders nicht, wenn ich sie jage und sie sich nicht allzuviel Mühe geben, mir zu entkommen. Aber ich hatte noch nie einer die Tür geöffnet, die bereits fertig gekleidet für dieses Rennen war. Und ich hatte es schon gar nicht erlebt, daß eine hereingekommen und sofort in eine tiefe Ohnmacht gefallen war, aus der ich sie beim besten Willen nicht befreien konnte.
    Ich überlegte immer noch, was zu tun war, als Dean seinen Dienst antrat.
    Dean ist mein Haushälter und Koch, falls Sie es sich noch nicht gedacht haben. Er ist ein sauertöpfischer, aber sentimentaler alter Knabe von ungefähr tausend Jahren, der eigentlich als Frau hätte geboren werden sollen, weil er eine großartige Ehefrau abgeben würde. Er kann kochen und hält das Haus in Schuß, und seine scharfe Zunge würde Xanthippe vor Neid erblassen lassen. Er warf der Frau einen Blick zu. »Ich habe den Teppich vor kurzem gereinigt, Mr. Garrett. Können Sie Ihre Spielchen nicht auf den ersten Stock beschränken?«
    »Ich hab sie gerade erst reingelassen, Dean. Sie ist so reingekommen. Ich hab nur die Tür aufgemacht, da ist sie reingestolpert und in Ohnmacht gefallen. Vielleicht haben die morCartha sie ja geschlagen. Jedenfalls kann ich sie nicht mehr aufwecken.«
    »Müssen Sie sie so schamlos anstarren?«
    »Und du? Zählst du etwa den Fliegenschiß an der Decke?« So alt war er noch nicht. Niemand wird jemals so alt. Und bei der Lady lohnte sich auch ein zweiter Blick. Sie war das netteste Päckchen, über das ich seit langer Zeit gestolpert war. »Verdammt, ja, ich muß sie anstarren. Wie oft lassen sich die Götter schon

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