Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
behandeln.
    Sie war auch nicht wie eine Lady gekleidet. Jede Menge abgeschabtes Leder, das genauso dringend eine Reinigung brauchte wie sie selbst. Sie war von oben bis unten mit Metall behängt. Sie sah aus wie eine Jägerin und wirkte, als könnte sie einer Donnerechse mit einer Hand den Hintern versohlen. Auf jeden Fall hätte sie sie mit ihrem Atem außer Gefecht gesetzt.
    Ihr Name sagte mir nichts. Sie mußte neu in der Stadt sein. Von einer solchen Amazone hätte ich gehört, wenn sie schon länger hiergewesen wäre.
    »Ja, ich bin Garrett. Und?« Ich rang immer noch nach Luft. Es war nicht der Augenblick für Höflichkeiten.
    »Ich suche Arbeit. Bin neu in der Stadt.«
    »Sie machen wohl Scherze?«
    »Die Leute, mit denen ich geredet habe, meinten, wir könnten ab und zu eine Art Team bilden.« Sie sah Eierkopf an und deutete auf mich. »Ganz schön schwächlich für seinen Ruf.«
    Zarth grinste. »Die Leute übertreiben gern.« Ihm gefiel’s. Der Riesenblödmann. Bei seinem Grinsen schwante mir Übles. Was erwartete mich noch?
    »In der Stadt gibt es für Jäger nicht viel zu tun«, erklärte ich ihr. »Wir fangen unser Abendessen beim Schlachter an der Ecke.«
    »Nicht die Art Jäger, Schlaukopf. Menschenjäger. Kopfgeldjäger.« Und nur für den Fall, daß ich es immer noch nicht kapiert hatte: »Spürhund.« Ihr Blick war scharf und fest. Sie gab sich wirklich Mühe, hart zu wirken. »Ich will Kontakte herstellen. Versuche, neu anzufangen. Und möchte kein ungeschriebenes Gesetz übertreten.«
    Für eine Frau ihrer Größe hatte sie kleine Hände. Ihre Fingernägel waren sauber geschnitten. Aber ihre Handflächen verrieten, daß sie harte Arbeit gewohnt war. Sie sahen aus, als könnte sie mit ihnen Bretter zertrümmern. Oder Rücken. Mir war zum Lachen zumute, aber es war vielleicht klüger, meine Belustigung für mich zu behalten. Scheiß auf die zehntausend Leute, die behaupteten, ich wäre nicht besonders klug. »Was wollen Sie von mir?«
    »Warum gehen wir nicht hinein, machen eine kleine Pause und trinken den einen oder anderen Humpen? Dann verrate ich Ihnen, was ich kann.«
    Eierkopf stand hinter ihr. Er grinste über beide Backen. Sie mußte schon versucht haben, sich ihm anzudienen. Ich ließ mir nichts anmerken. »Einverstanden. Warum nicht?« Ich hämmerte gegen die Tür und warf Zarth giftige Blicke zu. Er dachte, er hätte mich reingelegt. Dafür würde ich mich revanchieren. Und zwar gleich, nachdem ich es ihm wegen der falschen Rundenzahl heimgezahlt hatte. Was ich sofort in Angriff nehmen wollte, nachdem ich mich wegen sechs oder sieben anderer Dinge auf meiner Liste gerächt hatte.
    Dean machte auf. Er sah Winger ehrfürchtig an. »Was glotzt du so, Winzling?« fuhr sie ihn an. Sie polierte ihre stahlharte Oberfläche.
    »Dean, wir gehen in mein Büro. Bring uns einen Krug. Nachdem du abgeschlossen hast.« Kein Freibier mehr für Zarth.
    Ich trat zur Seite. »Am Ende des Flurs.« Ich folgte Winger, während Dean abschloß. Sie sah sich um. als versuchte sie, sich jeden Spalt in der Wand einzuprägen. Vermutlich lag Eierkopf draußen im Dreck und schüttelte sich vor Lachen.
    »Setzen Sie sich«, befahl ich Winger und deutete auf den Kundensessel. Er ist aus Holz. Und steinhart. Seine Aufgabe ist es, Besuche abzukürzen. Normalerweise sitzen meine Klienten nur so lange darauf, wie unbedingt nötig ist, um mich in das Wesentliche einzuweihen. Die Trivialitäten ersparen sie mir. Theoretisch. Die schlimmsten Jammerlappen genießen es geradezu, zu leiden.
    Winger sah sich um, als pirschte sie durch Feindesland. »Suchen Sie was Besonderes?«
    »Als Frau in einem Männerjob muß man immer aufpassen.« Noch so’n starker Spruch.
    »Kann ich mir vorstellen. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Wie gesagt, ich bin neu hier. Ich muß Kontakte knüpfen. Sie können vermutlich ab und zu eine Hilfe brauchen. Wenn Sie Leute suchen.«
    »Vielleicht.« Ihre Unruhe machte mich nervös. Sie führte etwas im Schilde.
    Dean brachte den Krug. Ich schenkte zwei Humpen voll. Winger leerte ihren mit einem Zug und starrte dann auf das Bild hinter mir an der Wand. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Eleanor hat diese Wirkung. Der Mann, der sie gemalt hatte, war ein verrücktes Genie. Er hat ihrem Porträt ein undefinierbares Grauen eingehaucht.
    Mein Blick glitt wieder zu Winger. Sie bewegte sich so schnell, daß ich kaum ihr Gesicht erkannte, bevor sie mir das Messer an die Gurgel hielt. Ein langes

Weitere Kostenlose Bücher