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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Messer. Eines, das mir vorkam wie ein Zweihandschwert. »Ich suche ein Buch, Garrett. Ein großes Buch. Du hast es nicht, oder?«
    Natürlich nicht. »Ich wünschte, ich hätte es.« Aber ihr Ton sagte mir, daß sie es mir nicht glauben würde. Winger würde sich nicht von schlichten Fakten durcheinanderbringen lassen.
    Ihr Messer kitzelte meine Gurgel. Ihre Hand war ruhig. Sie war Profi. Kein bißchen nervös. Ich auch nicht. Jedenfalls nicht sehr. »Ich habe es nicht. Wieso glaubst du, ich hätte es?«
    Das verriet sie mir nicht. »Ich werde suchen. Ich werde diese Bude hier auseinandernehmen. Wenn dir was an deiner Gesundheit liegt, komm mir nicht in die Quere. Wenn dir was an deinem Haus liegt, gib mir das Buch jetzt.«
    Ich schenkte ihr meinen Brauen-Blick-Trick und ein breites Lächeln als Zugabe. »Viel Spaß.«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Glaubst du, du könntest mich überwältigen? Denk nicht mal drüber nach.«
    »Ich unwürdiger Knecht? Nicht dran zu denken. Heh, alter Lachsack. Zeit für deinen Auftritt.«
    Winger blickte sich um. Ihre Messerhand blieb ruhig. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit wem ich redete. »Mit wem zum Teufel quasselst du?«
    »Mit meinem Partner.«
    Sie öffnete den Mund. Das war’s. Der Tote Mann verwandelte sie in eine belebte Statue. Im letzten Augenblick verwandelte sich ihre Miene in blankes Entsetzen. Ich wich vorsichtig dem Messer aus und stand auf. »Du hast wirklich Mumm«, sagte ich. Sie konnte noch sehen und hören. »Aber Mumm allein reicht nicht.« Keiner, der ordentliche Erkundigungen über mich eingezogen hatte, würde es riskieren, mich in meinem Haus anzugreifen. Der Tote Mann geht nicht viel aus, aber das hat ihn nicht daran gehindert, sich einen beträchtlichen Ruf zu schaffen.
    Ich tätschelte Wingers muskulöse Schulter. Sie war steinhart. »Man lernt nie aus, Süße.« Ich leerte meinen Humpen und ging über den Flur. »Wie lautet ihre Geschichte, alter Komiker?«
    Es gibt keine Geschichte, Garrett. Sie hat dir alles erzählt. Sie sucht ein Buch. Das ist ihr erster Job in TunFaire. Sie wurde von einem Mann namens Lubbock engagiert. Er hat ihr dreißig Goldtaler dafür gezahlt, daß sie dein Haus gründlich durchsucht. Und er will ihr weitere vierzig geben, wenn sie das Buch gefunden hat.
    »Sehr interessanter Zufall. Was weiß sie über die Bande von gestern?«
    Nichts. Anscheinend wurde sie aus genau diesem Grund engagiert. Sie kann niemandem etwas verraten, weil sie nichts weiß.
    »Vermutlich hat unser Freund Lubbock seine Nachforschungen gründlicher angestellt.«
    Vielleicht.
    »Sie hat einen Akzent.« Sie sprach zwar karentinisch, aber sie mußte von irgendwo weiter weg kommen.
    Hender. Im Mittleren Westen.
    »Noch nie gehört.«
    Das ist nicht überraschend. Die Bevölkerung beträgt weniger als hundert Seelen. Ein Bauerndorf. Ich mache dir einen Vorschlag. Da ich annehme, daß du genauso neugierig bist wie ich, solltest du sie beobachten. Der Kontakt zu ihr könnte interessant sein. Es ist wahrscheinlich, daß Lubbock nicht der richtige Name ihres Auftraggebers ist. Sie hält ihn selbst für ein Pseudonym.
    Das gefiel mir. Irgend etwas ging vor. Und ich konnte nicht herumsitzen und darauf warten, daß irgendwas passierte. »Richtig. Eierkopf kann ich nicht benutzen. Sie kennt sein Gesicht. Ich könnte kurz zu Morpheus rübergehen.«
    Kurz?
    Der sarkastische alte Clown kann mit einem Wort eine Menge ausdrücken. Er glaubte anscheinend, daß er genug Rücksicht auf meine Gefühle genommen hatte, und ließ mich jetzt wieder direkt wissen, was er von meinen Methoden hielt.
    »Ich bin schon weg.«
    Ich kam schneller zurück, als einer von uns erwartet hätte. Denn ich hatte Glück.
    Eierkopf saß immer noch auf der Treppe. Er hatte den Krug noch nicht geleert, den Dean für mein Joggen bereitgestellt hatte. Er hatte wieder Gesellschaft. Einen örtlichen Gauner mit dem Spitznamen Wiesel. Seinen richtigen Namen kannte ich nicht. Ich habe nie gehört, daß jemand ihn anders genannt hätte. Er war ein schmächtiger Kerl mit grauenvoller Körperhaltung, einem spitzen Gesicht, schiefen Zähnen und Ohren, die im rechten Winkel von seinem Kopf abstanden. Er hatte vermutlich Schwierigkeiten, selbst bei schwachem Wind geradeaus zu gehen.
    Sie nannten ihn aber nicht wegen seines Aussehens Wiesel. Jemand hatte ihn übersehen, als man die Gehirne verteilt hatte. Er war ein erstklassiger Blödmann.
    Und ein zweitklassiger Schläger.
    Er arbeitete für Kain

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