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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wirklich hervorragend. Da jetzt alles unter Kontrolle ist, kann ich meinen verlorenen Schlaf nachholen.
    Nachholen? Klar. In all den Jahren, in denen ich mich schon mit ihm herumplage, war er vielleicht insgesamt sechs Monate wach.
    Ich ließ Eierkopf hinaus. Dann ging ich in die Küche und bat Dean, mir noch ein wunderbares Bierchen zu zapfen. »Ich muß ausgleichen, was ich durchs Schwitzen verloren habe.«
    Er sah mich finster an. Dean hat einige sehr fundierte Urteile über meine Art zu leben. Obwohl er nur mein Angestellter ist. Ich erlaube ihm, seine Meinung frei zu äußern. Wir haben eine Abmachung. Er redet, und ich höre nicht zu. So sind wir beide zufrieden.
    Wenig begeistert trat ich auf die Straße. Der alte Tate und ich sind nicht gerade Busenfreunde. Ich habe einmal einen Job für ihn erledigt. Danach respektierte er mich eine Zeitlang. Doch nachdem ich ein Jahr lang mit Tinnie ›Komm her – geh weg‹ gespielt habe, hat diese Einstellung etwas gelitten.
     
     

 
4. Kapitel
     
    Das Haus der Tates führt einen leicht in die Irre. Das soll es auch. Von außen wirkt es wie eine alte Lagerhalle, um deren Zustand sich keiner kümmert. Man begreift den Grund, wenn man davorsteht. Erstens: die Oberstadt. Unsere Herren sind Geier, die nur darauf warten, das Vermögen anderer durch die Mühlen des Gesetzes zu mangeln. Zweitens: die Slums darunter. Sie bringen äußerst gierige und unangenehme Zeitgenossen hervor, von denen manche für ein Kupferstück jedem das Innere nach außen kehren.
    Deshalb sieht das Haus der Tates aus, als sei es die Wiege der Armut.
    Die Tates sind Schuhmacher, die Armeestiefel und schicke Schühchen für die Ladies der Oberstadt herstellen. Sie alle sind Meister ihres Fachs. Und sie besitzen mehr Geld, als man ausgeben kann.
    Ich rüttelte an ihrem Tor. Ein junger Tate öffnete. Er war bewaffnet. Tinnie war die einzige Täte, die sich unbewaffnet vor die Tür traute. »Garrett. Lange nicht gesehen.«
    »Tinnie und ich haben uns gestritten.«
    Er runzelte die Stirn. »Tinnie ist vor ein paar Stunden ausgegangen. Ich dachte, sie wäre in Ihre Richtung verschwunden.«
    »Ist sie auch. Ich muß mit Onkel Willard sprechen. Es ist wichtig.«
    Der Junge bekam große Augen. Dann grinste er. Anscheinend glaubte er, daß ich endlich die Frage stellen wollte. Er riß das Tor auf. »Ich kann nicht garantieren, ob er Sie empfängt. Sie wissen ja, wie er ist.«
    »Sag ihm, daß ich nicht warten kann, bis es genehm ist.«
    »Anscheinend ist die Hölle eingeschneit«, knurrte er und schloß das Tor. »Rose wird am Boden zerstört sein.«
    »Sie wird es überleben.« Rose war Willards Tochter, sein einziges noch lebendes Kind. Sie war heißer als drei Scheiterhaufen und so verdreht wie ein Tau aus geflochtenen Schlangen. »Sie ist das reinste Stehaufmädchen.«
    Der Junge kicherte. Keiner der Tates konnte viel mit Rose anfangen. Sie machte immer nur Ärger und lernte nie etwas dazu.
    »Ich teile meinem Onkel mit, daß Sie da sind.«
    Ich wartete im Garten in der Mitte des Gebäudekomplexes. Er wirkte öde. Im Sommer ist er ein Kunstwerk. Die Tates wohnen alle in den Gebäuden um den Garten herum. Sie wohnen hier, arbeiten hier, werden hier geboren und sterben hier. Einige verlassen den Komplex angeblich nie.
    Der Junge kam wieder. Er wirkte gequält. Anscheinend hatte Willard ihn lang gemacht, weil er mich eingelassen hatte. Aber er hatte nicht gesagt, er solle sich den Schädel bei dem Versuch einschlagen lassen, mich rauszuwerfen.
    Dieser Gedanke belustigte mich. Der Junge war so groß wie ein Tate eben wird, etwa einsfünfundfünfzig. Willard hat mir mal verraten, in den Adern seiner Familie fließe Elfenblut. Deshalb waren die Mädchen so exotisch und wunderschön, während die Jungs zwar gutaussehend, aber so klein waren, daß sie unter einem Pferd hindurchgehen konnten, ohne sich den Kopf zu stoßen.
     
    Willard Tate war nicht größer als der Rest seines Clans. Er war fast ein Gnom. Sein Schädel war oben kahl, und graues Haar hing ihm vom Kopf bis auf die Schultern. Er beugte sich über die Werkbank und hämmerte Messingnägel in den Absatz eines Schuhs. Er trug einen Ten-Hageen-Zwicker mit quadratischen Linsen. Die sind nicht gerade billig.
    Eine schwache Lampe kämpfte vergeblich gegen die Finsternis. Tate arbeitete nach Gefühl. »Sie werden sich noch die Augen verderben, wenn Sie weiter am Licht knausern.« Tate ist einer der wohlhabendsten Männer von TunFaire und gleichzeitig einer

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