SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
wollte.
Er
In dieser Hinsicht war er ehrlicher zu sich selbst. Er wusste, dass er Rieke für sich wollte. Ganz und für immer. Nur noch nicht jetzt. Es wäre aufgefallen, wenn sie so kurz vor dem Konzert verschwunden wäre. Diesmal wollte er alles noch besser planen. Das einzige Manko seiner Venus war ihr Alter. Zwanzig Jahre jünger und unbefleckt wäre sie sein erträumtes Lebensziel.
Wie jedoch sollte er die Zeit überbrücken, bis er sich ihrer bemächtigen konnte? Welche List konnte er anwenden, um sie möglichst unbemerkt von der Bildfläche verschwinden zu lassen? Oder war das gar nicht notwendig, weil ihn sowieso niemand verdächtigte?
Da lief ihm der Zufall in Form einer üppigen Brünetten über den Weg, die vor seinen Augen stolperte und froh war, dass er ihr die Hand reichte. Gerne ließ sie sich von dem charmanten Herrn auf einen Kaffee einladen und sagte zu, als er danach fragte, sie wiederzusehen.
Wilfried, die Posaune
Auch Wilfried war aufgeregt. Es war auch sein erstes Konzert mit den Bückeburger Sinfonikern. Aber er konnte im Orchester in der Summe der Instrumente untertauchen. Das war besser, als wenn er als Solist hätte auftreten müssen.
Es war jetzt einige Zeit her, seit er ohne seine Mutter lebte. Das Verrückte an dieser Sache war, dass er auf der einen Seite wahnsinnig froh darüber war, die alte Hexe los zu sein, sie aber auf der anderen Seite irgendwie doch vermisste.
Seine Mahlzeiten waren seitdem eher karg, und Hemden bügelte er nur, wenn er sie wirklich dringend brauchte. Das hieß nicht, dass er nachlässig war. Mit der Sauberkeit in der Wohnung stand es zum Besten.
Gerne hätte er endlich eine Frau gehabt. Beim Chatten ergab sich zwar virtueller Kontakt mit einigen Damen, aber keine war bereit, sich mit ihm zu treffen.
Diese Rieke, die im „Elias“ die Sopran-Soli sang, beeindruckte ihn stark. Sie war eine besondere Frau mit lieben Augen. Wann immer es ihm gelang, versuchte er in den Probenpausen in ihrer Nähe zu sein. Sie hatte jedoch keine Augen für ihn, und er war sich bewusst, dass sie auch nie welche haben würde.
So sprach er meist mit der Cellistin Gisela, einer beleibten Dame mittleren Alters, die einen Pferdeschwanz trug und immer fröhlich war.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester Klara, die gelegentlich mit ihrem Sopran ausgeholfen und gleichzeitig mit ihrer schlechten Laune die Stimmung im Orchester vergiftet hatte.
Klara, der zweite Sopran
Hass ist ein Gefühl, das manche Menschen stärker empfinden können als andere. Klara war ein Meister darin. Ihr ganzes Leben lang fühlte sie sich schon von anderen Menschen übervorteilt. Immer waren andere besser als sie. Niemals stand sie in der ersten Reihe. Auf dem Instrument hatte es ihre Schwester Gisela weit gebracht. Sie hatte in Göttingen und Hannover gespielt. Klara selbst war nie von solchem Ehrgeiz besessen gewesen, wollte aber ebenso viel erreicht haben. Leider flog ihr nichts von allein zu.
Klaras geballter Hass konzentrierte sich momentan allerdings eher auf Rieke, die es geschafft hatte, sie von ihrem angestammten Platz als Sopranistin des Bückeburger Sinfonieorchesters zu vertreiben. Ihr blieb nur die Chance, als Sopran zumindest im Chor ein wenig mit von der Partie zu bleiben.
Er
Das Blut floss noch besser ab, wenn er sie nach dem Schächten kopfüber hängte. Sie entleerten sich sonst nicht ganz. Er musste nur den ersten, starken Blutschwall abwarten, dann zog er sie an einer Kette mit Fleischerhaken hoch. Immer schwächer werdend strömte der rote Lebenssaft aus ihr heraus. Die Haut wurde blasser. Ihm gefiel diese vornehme Helligkeit der Oberfläche, die jetzt noch ganz warm war. Sie bildete einen guten Kontrast zu den dunklen Haaren, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte, damit das Blut sie nicht benetzte. Er streichelte sie. Wie weich sie war.
Um die Knöchel hatte er ihr ein Tuch gebunden, damit das Seil nicht zu sehr einschnitt und ihren Körper durch hässliche Male entstellte.
Ihre Körperspannung hatte längst ganz nachgelassen. Er bewunderte ihre großen Brüste, die nun wegen der Schwerkraft in die entgegengesetzte Richtung zeigten und so ganz anders aussahen.
Aus ihr tropfte es immer noch. Er wollte ihr die Zeit lassen, ganz auszubluten, und setzte sich vor die alte Schlachterei in die Frühlingssonne.
Das Mädchen
Die zunehmend schlimmen Infekte schwächten den schmalen Körper der Heranwachsenden. Sie hatte kaum noch Kraft. Aufenthalte in unterschiedlichen
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