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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Engeln befohlen über dir“ war sowieso eines seiner Lieblingsstücke aus dem Oratorium. Riekes Stimme hatte wahrhaftig etwas Überirdisches. Als er sie ansah, um ihr die Einsätze zu geben, fiel das Licht durch das Kirchenschiff der Bückeburger Stadtkirche in ihre rotblonden, langen Locken. Sie wirkte, als stünde sie im Feuer. Er war überwältigt. Diesen Augenblick der perfekten Kombination aus Ton und Bild sog er in sein Innerstes und bemerkte nicht, wie in dem Skelett ein Herz zu wachsen begann.

Er
    Da er jetzt genau wusste, wie sie sein musste, war er auch überzeugt davon, sie zu finden.
    Die sozialen Netzwerke waren hervorragend dafür geeignet, sich umzuschauen, vor allem, weil man dort auch nach Orten oder Regionen suchen konnte und einem die verfügbaren Frauen angezeigt wurden – wengistens die, die es zuließen. Manche wussten nicht einmal, wie leicht sie zu finden waren und ihm damit fast wie auf dem Präsentierteller serviert wurden. Er musste sie nur aussuchen, sich listig anpirschen, beobachten und zuschlagen. Was für leichte Beute sie waren.

Rieke
    Immer noch durchzog es Rieke heiß und kalt. Sie hatte die Puppe weggeschleudert und das widerliche Foto zerrissen. Jemand wollte sie schocken, ihr die innere Sicherheit rauben, jetzt wo ihre Stimme, ihr Gesang endlich gefragt war. Sie hatte kein Verständnis für diese Neider.
    Irgendwo in den Tiefen ihrer Seele verdrängte sie ihre wahren Befürchtungen, dass es Mitwisser geben könnte, von denen sie nichts ahnte. Dass der wahre Grund dieser Drohung ein ganz anderer war.
    Nicht einen Augenblick jedoch dachte sie daran, dass das Foto genau das vermitteln wollte, was es aussagte. Sonst hätte Rieke anderes reagiert. Sie wäre vielleicht mit dem Bild zur Polizei gefahren. Doch Rieke empfand das Foto nicht als Bedrohung für ihr Leben, sondern nur als den irren Auswuchs eines Spinners, der sie um ihren Gesangserfolg beneidete. Und sie wusste auch genau, wen sie da in Verdacht hatte.

Das Mädchen
    Aus einer harmlosen Erkältung war eine Lungenentzündung geworden. Kein Infekt, den die Jugendliche hatte, ging einfach so vorbei, ohne dass sie ein Antibiotikum brauchte. Mittlerweile war es die fünfte Erkrankung in kurzer Folge. Die Mutter war ratlos. Sie wusste sich nicht mehr zu helfen. Die Fehlzeiten in der Schule führten dazu, dass der Leistungsstandard nicht mehr zu halten war. Eine Katastrophe für ein Mädchen, das intelligent ist, aber dessen Möglichkeiten sich erschöpft hatten. Es hatte einige Zeit gedauert, bis endlich ein Arzt auf die Idee gekommen war, das Immunsystem des Mädchens untersuchen zu lassen. Das Ergebnis war befreiend und belastend zugleich. Eine angeborene Immunschwäche hatte sie, dies belegte der Labortest. Nun wussten sie zwar die Ursache der Infektionen, aber es gab keine Möglichkeit zur Heilung. Der fehlende Stoff im Blut konnte nicht ersetzt werden.

Er
    Als er ihr Foto im Internet sah, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Jetzt konnte er sie immer anschauen. Er hatte ein Bild von ihr. In natura war sie noch viel schöner. Der Zufall hatte sie ihm gesandt. Genau so hatte er sie sich immer vorgestellt. Nur war sie zu alt.
    Aber das war jetzt sekundär, denn er musste immer noch an die erste Probe mit ihr denken.
    Dieses Haar, das so im Licht der Abendsonne brannte, ihre Ausstrahlung, die ihn selbst in Flammen stehen ließ, und ihre zauberhafte Stimme.

    Sie war perfekt. Er wollte sie für sich!

Rot
    Der Fuß, der aus der Erde ragte, wirkte grotesk. Grellrot lackierte Zehennägel schmückten ein Körperteil, bei dem das Fleisch begonnen hatte sich aufzulösen. Die Insekten hatten sich längst an die kräftige Farbe gewöhnt und ließen sich nicht abschrecken. Sie krabbelten durch die Spalten zwischen den winzigen Gliedmaßen hindurch, labten sich und legten ihre Eier an feuchtwarmen Stellen ab. Die Frühlingssonne hatte schon Kraft, wenn sie durch die Zweige drang. Sie wärmte das sich verflüssigende Gewebe und sorgte dafür, dass ihm ein Duft entströmte, der auch andere Tiere anlockte.
    Ein Fuchs, dessen Nase sich in Reichweite befand, nutzte die Gelegenheit, an eine wenig kraftraubende Speise zu kommen.
    Doch er hatte die Situation unterschätzt. Es bedurfte einiger Anstrengung, bis der Fuß oberhalb der Fußwurzelknochen abriss und von ihm davongetragen werden konnte.
    Vielleicht hätte er es geschafft, ihn ganz bis zu seinem Bau zu bringen, wenn nicht ein ungehorsamer Hund seine Fährte aufgenommen hätte. Überleben

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