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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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beinahe verblutet.
    Das war eine schlimme Zeit gewesen. Es hatte viele Wochen gedauert, bis Nadja wieder auf den Beinen war, körperlich und seelisch.
    Justus, der potentielle Vater, hatte ihr damals den Rest gegeben, als er eben jene neu entstandene Tatsache der Unfruchtbarkeit als Grund angab, sie verlassen zu wollen.
    Als Folge dieser Verletzung blieb bei Nadja die feste Überzeugung zurück, als Frau und Partnerin nicht mehr zu taugen. Sie war unvollständig. Keine vollwertige Frau und damit unbrauchbar.

    Peter war aufmerksam gewesen. Er hatte diesen Knoten gelöst und ihr auf liebevolle Art gezeigt, dass dieser unglückliche Umstand gar keine Bedeutung für ihn hatte.

Er
    Als das Licht satter wurde, ließ er sie in den Trog hinab und öffnete ihren Leib. Wie immer quoll schon im Schnitt des Messers der Darm hervor und drängte sich auf. Er fand das ekelhaft. Mit ihren Exkrementen wollte er sich nicht befassen. Das hatte er schon früher gehasst, wenn sein Vater schlachtete.
    Mit einem Ruck riss er das widerliche Geschlängel aus dem Bauchraum und schleuderte es in den Eimer zu seinen Füßen.

    Vor einiger Zeit hatte er sich endlich Einmalskalpelle gekauft, als er in Hannover unterwegs war. Mit ihnen konnte er die Gebärmutter und die Eierstöcke viel sauberer heraustrennen. Er ließ die Organe in eine Gefriertüte gleiten und beschriftete diese mit Datum und Namen.

    Als er den Bauchschnitt geklebt hatte und ihr Leib fast unversehrt aussah, wusch er sie von dem störenden Blut, dessen Spur noch auf ihrer Haut zurückgeblieben war und den bleichen Körper besudelte.

    Beim Säubern des Gesichtes kam ihm eine Idee. Der Halsschnitt war diesmal recht groß ausgefallen. Das wirkte martialisch. Es war besser, die Wundränder ebenfalls mit dem Hautkleber wieder zusammenzufügen.

    Die Haare löste er aus dem Zopfgummi, damit die braunen Locken das schöne Gesicht mit den Pausbacken umrahmen konnten. Wenn die Klebestellen noch ein bisschen getrocknet waren, würde er sie auf den Tisch legen können.

Das Konzert in der Bückeburger Stadtkirche
    Nach wochenlangen Proben brach endlich der Konzertabend an. Rieke trug ein grün-schwarz changierendes Abendkleid aus Seide mit großem Ausschnitt, das hervorragend zu ihren rotblonden Haaren passte. Sie wirkte fast wie ein Rauschgoldengel, wenn die Locken über die Schultern fielen.

    Frank Habichthorst beäugte seine Partnerin mit gemischten Gefühlen. Sie würde wieder im Mittelpunkt stehen und sich in der Rolle gefallen. Er selbst band sich eine Fliege um. Damit würde er sich einreihen in die Riege der Orchestermusiker und nur ein Teil des Ganzen sein, ohne aufzufallen.

    Jens, die zweite Geige, freute sich einfach darauf, völlig in Mendelssohns Musik aufgehen zu können und sich dabei gleichzeitig von Riekes Stimme und Aussehen berauschen zu lassen.

    Johann, die Klarinette, zog heute ausnahmsweise eine schwarze Cordhose an. Er wusch sich auch und nahm ein frisches Hemd aus dem Schrank, das nicht so wirkte, weil die vergilbten Stellen ins Auge stachen. Die Fliege war nicht mehr neu und schon etwas speckig, aber das interessierte niemanden, wenn er sein Instrument spielte.
    Niemand konnte jedoch wissen, was sich in Jens’ Gefühlsleben abspielte. Als er Rieke an diesem Abend sah, war er sprachlos. Ja, er liebte sie, und niemand sollte das wissen.
    Klara, die Sopranistin außer Dienst, musste sich in das langweilige Schwarz-Weiß des Choroutfits kleiden. Damit wurde sie sich auch optisch ihrer Degradierung bewusst. Ihre Schwester Gisela belächelte das insgeheim und nahm das Cello lustvoll zwischen die Beine.

    Wilfrieds Posaune glänzte wie nie zuvor in seinem Leben. Es war auch sein erstes Konzert, das er als Berufsmusiker bestritt. Die Lehrertätigkeit ermüdete ihn mittlerweile zunehmend, doch solange er den Großteil seiner Bezüge im Schuldienst erzielte, musste er sich weiter mit den Heranwachsenden herumschlagen. Längst hatte er Rieke in den sozialen Netzwerken ausfindig gemacht. Er überlegte, ob er ihr eine Privatnachricht zukommen lassen sollte. In ihr wollte er Rieke ein großes Kompliment für ihre Stimme aussprechen.

    Niemand hätte Leander angesehen, dass er nervös war. Souverän überspielte er sein Lampenfieber und zog sich in die Sakristei zurück. Dass er dort auf Rieke traf, die sich ebenfalls sammeln wollte, berührte ihn mit einem warmen Hauch. Er wünschte ihr viel Glück und floh in den Raum des Pastors, der ihm für die Dauer des Konzertes zur

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