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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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vorbehalten war. Sie lag in seinen Armen und fühlte sich seltsam geborgen, bis ihr das Foto wieder einfiel.

Leander
    Er hatte sie gerade noch auffangen können, als sie fiel. Vorsichtig hielt er sie und legte ihren Kopf an seine Schulter. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder zu sich kam und ihn mit großen Augen ansah.
    Das war ein Moment, in dem die Zeit plötzlich völlig stillstand. Blicke tauchten in einander ein und erklärten sich dem anderen. Sie sagten, was jeder im Grunde genommen längst wusste, aber nicht gestehen wollte. Doch heute hatte es eine Andeutung gegeben, ein vages Versprechen.
    Rieke hauchte Leander einen Kuss auf die Wange und entschwand mit Tränen in den Augen. Sie ließ einen vollkommen perplexen Dirigenten zurück, der sich in der Sakristei sammeln musste, bevor er wieder unter die Leute gehen konnte.

Rieke
    Die meisten Konzertbesucher waren längst gegangen. Frank Habichthorst war auch nicht zu entdecken, als Rieke mit leicht geröteten Augen wieder ins Kirchenschiff trat. Neben dem Taufbecken warteten ihre Kinder. Mein Gott, das Lenchen, sie musste sie beschützen, nur wie? Würde der Name ihres Sohnes auf einem der nächsten Fotos zu lesen sein? Sie hatte überhaupt keine Ahnung, wer ihr und ihrer Familie da schaden wollte.

    „Mama, du warst wundervoll!“, schwärmte Lena, und ihr Bruder musterte sie mit einem Seitenblick. „Ja, du auch“, lachte sie.
    Felix Sternhagen nickte. „So ist es recht, liebes Schwesterlein. Es muss für den verhassten Bruder auch mal ein Lob abfallen!“
    „Bitte nicht streiten an so einem schönen Abend!“, bat Rieke. Sie sah im Augenwinkel, dass Luise Winterstein auf sie zukam.
    „Haben Sie meinen Mann gesehen?“ fragte sie.
    „Nein“, log Rieke und wusste selbst nicht genau warum. Es war doch nichts geschehen, dessen sie sich schämen müsste. Luise, auffällig wie immer, war ihr einfach unangenehm. Jetzt zuckte sie mit den Schultern und rauschte ab wie eine Matrone.
    Felix und Lena grinsten. Sie kannten ihre Mutter genau und wussten, dass sich ihr bei dieser Begegnung die Nackenhaare aufgestellt hatten.

    „Wo ist eigentlich Frank?“, fragte Rieke ihre Kinder.
    „Keine Ahnung, ist mir auch egal!“, gab Felix zurück. „Ich vermisse ihn bestimmt nicht!“
    Lena zuckte mit den Schultern.
    „Der heult jetzt, weil er nicht im Mittelpunkt stand!“, lachte Felix und Lena grinste.
    „Nun seid doch nicht so“, bat Rieke, „er hat auch gute Seiten.“
    „Hab noch keine bemerkt, außer dass er kocht, aber das ist auch immer wieder derselbe Fraß.“
    „Mama, zu dir ist er anders. Du kennst ihn nicht richtig!“, sagte Lena leise.
    „Die Hausarbeit hat er schon seit Jahren auf uns abgewälzt. Durch Lenas Krankheit bleibt fast alles an mir hängen. Und dann krieg’ ich auch noch dauernd einen drauf, weil es ihm nicht gut genug ist. Soll er die Scheiße doch selber machen.“
    „Es tut mir leid, dass ich so viel arbeiten muss, und jetzt noch das Singen, aber es bringt uns auch Geld in die Kasse“, seufzte Rieke. „Ihr wisst doch, dass wir sonst nur schwer über die Runden kämen. Frank verdient wenig mit seinen Unterrichtsstunden.“
    „Kein Wunder, es kommt ja auch kaum noch jemand. Die meisten hat er eh vergrault. Und für die Musikschule macht er gar nix mehr, der faule Sack!“, brummte Felix.
    „Es ist nicht so einfach heute“, sagte Rieke resigniert. Lena nahm ihre Hand.
    „Sei nicht traurig, Mama“, flüsterte sie, „du sollst heute glücklich sein. Du hast ganz toll gesungen.“
    Rieke betrachtete ihre Tochter wehmütig. Die Angst kroch ihr wieder den Nacken hoch. Irgendjemand hatte nichts Gutes im Sinn. Eine dunkle Ahnung war da in ihr, wieso dies so war, aber sie konnte sie nicht greifen.

Frank
    Leicht betrunken kam Frank nach Hause, als schon alles schlief. Seine schlechte Laune war durch den Alkohol nicht besser geworden.
    Er ließ sich ins Bett fallen und knipste demonstrativ das Licht an.
    Rieke erwachte mit einem Ruck und Panik in den Augen.

    „Bist du wahnsinnig, mich so zu erschrecken?“
    Er lachte.
    „Ich finde das nicht lustig!“, schimpfte Rieke.
    „Oh, Madame, verzeihen Sie! Die Diva ist empört.“ Frank bemühte sich, deutlich zu sprechen.
    „Du hast getrunken!“, sagte Rieke angewidert.
    „Klar, was sonst“, Frank zuckte mit den Schultern, „die Diva war ja mit ihren Speichelleckern und ihrem Dirigenten beschäftigt.“
    „Was soll das, Frank?“
    „Da läuft doch irgendwas mit diesem Leandro.

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