SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Was für ein schwuler Name!“, sagte Frank verächtlich.
„Das stimmt nicht, was soll das? Ich mag ihn, mehr nicht“, antwortete Rieke und hatte Zweifel an ihren eigenen Worten. Da war etwas Unbestimmtes, nicht Greifbares, das sehr stark war.
„Na, der will auf jeden Fall was von dir. Ich sehe doch, wie er an deinen Lippen hängt, wenn du singst oder sprichst. Hast du mal seine Augen gesehen? Der hat nur eins im Sinn, dich flachzulegen!“
„Das ist ekelhaft. Könntest du bitte damit aufhören?“, bat Rieke.
„Wenn du damit aufhörst, diesen Hinkelstein anzuhimmeln“, gab Frank zurück.
„Er heißt Winterstein. Ich möchte nicht, dass du ihn lächerlich machst. Er hat dir nichts getan.“ Rieke wurde ärgerlich.
„Doch, der Kerl gefährdet alles, wofür wir jemals gearbeitet haben, und weiterbringen wird er dich auch nicht, du wirst schon sehen. Was hat er dir alles versprochen? Du solltest schon etliche andere Auftritte gehabt haben und was war? Nix war, alles Essig, nur leeres Geplapper. Und demnächst gehst du mit ihm auf Tournee“, sagte Frank.
„Mit deiner Eifersucht setzt du alles aufs Spiel, und ich habe nach so einem anstrengenden Abend keine Lust auf diesen Quatsch.“ Rieke legte sich wieder hin, rollte sich in ihre Decke ein und schloss die Augen.
„Oh, Madame ist beleidigt. Na, dann gute Nacht. Du wirst schon sehen, was du davon hast!“, sagte Frank süffisant und löschte das Licht.
Rieke konnte lange nicht einschlafen. Sie ärgerte sich über Frank, vor allem über diese diffuse Drohung, die er zuletzt ausgesprochen hatte.
Luise
Eine Stimmung von großem Unmut hatte bereits von Luise Besitz ergriffen, als Leander Winterstein endlich aus der Sakristei kam.
„Soll ich hier die Nacht verbringen, oder was?“, meckerte sie und drehte sich weg, als er ihren Arm nehmen wollte. „Lass mich!“
„Nun sei doch nicht so, Luise! Das war doch ein schöner Abend. Wir wollen ihn nicht im Streit ausklingen lassen“, bat Leander und versuchte, sie in den Arm zu nehmen. Das Kirchenschiff war schon fast ganz leer.
„Kannst du dieses Angrabbeln bitte lassen? Ich hasse das!“ Luise schlug seine Hand weg.
„Wie du meinst!“, flüsterte Leander resigniert und nahm seine Partitur unter den Arm.
Gemeinsam, jedoch nicht zusammen, verließen sie die Kirche und gingen in ihr Zuhause, das schon lange keines mehr war.
Leander
In Leander standen die Gedanken nicht mehr still. Er fühlte noch immer die Spur des Kusses auf seiner Wange. Ja, da war immer irgendetwas Diffuses gewesen zwischen ihnen. Ein Wohlgefühl, eine Ahnung, eine Hoffnung vielleicht. Etwas, das stark war, ohne dass es heraufbeschworen werden musste. Es kam von allein und ohne Mühe aus seiner Knospe hervor, in der es lange gereift hatte. Nun war es bereit, sich zu entfalten und ganz Besitz von ihnen zu ergreifen.
Luise hatte das eheliche Schlafzimmer längst abgeschlossen, als Leander unter die Decke des Gästebettes schlüpfte. Dort lag er lange wach und dachte an Rieke, nach der er sich sehnte. Dann wieder sah er Luise vor sich, das Haus, das gewohnte Leben. Hier wusste er, was er hatte, aber auch, was er nicht hatte und niemals haben würde: Liebe! Doch Leander sehnte sich nach Liebe. Sie war ihm wichtiger, als alles andere auf der Welt. In Riekes Augen hatte er sie gesehen. Das hatte ihn umgehauen. Und so hatte sich das Schiff, das er war, längst aus dem Hafen losgerissen. Es trieb aufs offene Meer ohne Furcht, denn der Leuchtturm am Horizont zeigte ihm, wo er sicher anlegen konnte.
Rieke
„Warum sagst du denn gar nichts mehr?“, flüsterte Frank ins Dunkel.
„Weil du dich unmöglich benommen hast“, antwortete Rieke.
„Ich mache mir halt Sorgen um dich. Dieser Kerl beeinflusst dich, er manipuliert dich. Mich konnte er von Anfang an nicht ausstehen. Aber sei’s drum. Du musst wissen, was du tust. Ich sehe nur alles, was wir hatten, und unsere schönen Liederabende den Bach runtergehen.“ Frank griff nach ihr. „Na, wie wärs?“
Rieke rückte ein Stück zur Seite.
„Glaubst du, du kannst mich beleidigen und dann Sex mit mir haben?“
„Wieso, ich hab dich nicht beleidigt. Das war nur die Wahrheit.“
Frank hustete.
„Wenn du mir vorwirfst, dass ich mich beeinflussen und manipulieren lasse, ist das eine Beleidigung. Und dabei bist du es doch, der mir hier die Luft abschnürt und alles kontrolliert, was ich tue.“
Frank lachte. „So ein Quatsch, also was ist nun?“
„Was ist wie?“, wollte
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