SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Rechtsmedizin kann ich auch nicht erreichen. Weiß der Teufel, wo die steckt. Es ist zum Kotzen!“ Ulf fluchte und Peter musste grinsen.
„Ich schaue mal, ob ich die beiden erwische. Wo ist Bernhard?“
„Der hat wohl sein Telefon ausgestellt. Er hatte gestern Abend Rufbereitschaft. Ich war im Konzert, genau hier in der Stadtkirche. Und danach muss so ein Irrer eingedrungen sein. Unfassbar!“ Ulf sah nach oben zur Orgelempore und schüttelte am anderen Ende der Leitung den Kopf. „Das müsst ihr selbst gesehen haben!“
„Okay, ich hole Wolf ab. Wir sind gleich da!“ Peter stöhnte leise, als er sich in die Vertikale begab. Er hatte ein leichtes Defizit an Schlaf, fühlte sich aber so wohl wie schon lange nicht mehr. Nur hundemüde war er.
„Solltet ihr Nadja irgendwie erwischen …“, Ulf kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden.
„Ja, wir bringen sie mit!“, fiel Peter ihm süffisant ins Wort, legte auf und streichelte ihre nackten Brüste, die so verlockend vor ihm lagen. Er seufzte. Das musste bis später warten. Nadja blinzelte ihn verschlafen an. Die Berührung hatte sie geweckt.
„Wir müssen arbeiten“, sagte er sanft, „es gibt eine neue Leiche in der Stadtkirche. Tut mir leid! Ich hätte den Tag lieber anders mit dir verbracht.“
Sie streckte sich wohlig und gähnte. „Dann bestehe ich auf einer Wiederholung dieser Nacht!“
„Nur eine Wiederholung?“ fragte Peter.
Nadja schüttelte den Kopf und beide grinsten.
Er
Mit wohligem Schaudern dachte er an die letzte Nacht zurück. Es war nicht einfach gewesen, sie die schmale Treppe zur Orgelempore hochzutragen, ohne eines der alten Bilder von der Wand zu reißen. Er jonglierte den Körper an allen Hindernissen vorbei und legte sie auf der Orgelbank ab. Die Decke glitt ein wenig zur Seite und gab den Blick auf ihre Schenkel frei. Leichte Erregung stieg wieder in ihm auf. Für einen kurzen Moment überlegte er, sie noch einmal an heiligem Ort zu beschlafen. Doch er verwarf den Gedanken. Sie trug bereits seinen Samen in sich. Er hatte ihr die letzte Ehre erwiesen. Jetzt gab es für ihn nur noch seine Venus. Aber er würde die Brünette zu einem spektakulären Monument werden lassen, das niemand so schnell vergessen würde.
Das Monument
Als die Rintelner Kommissare und Nadja die Stadtkirche betraten, stockte ihnen der Atem. Über dem Altarbild mitten in der geschnitzten Empore unter dem Prospekt der Orgel hing eine Frau, die aussah, als sei sie gekreuzigt worden. Wortlos reichte Ulf Hofmann seinen Kollegen aus der Nachbarstadt das Fernglas. Er selbst setzte sich auf eine Kirchenbank und wartete ab. Auch bei ihm hatte es einige Zeit gedauert, bis er sich von dem Bild losreißen konnte. Ein Bild, das sowohl gruselig als auch störend und falsch wirkte. Etwas daran stimmte nicht. Er war nicht gleich darauf gekommen, was es war.
„Seltsam“, sagte Wolf und ging in den hinteren Bereich der Kirche. Als er wiederkehrte, sagte er: „Von Ferne könnte man denken, dass da wirklich der Gekreuzigte hängt. Das Gesicht ist nicht zu erkennen, die Haare verdecken es. Ein Lendentuch bedeckt den Schambereich. Selbst den Körper könnte man aus der Entfernung nicht eindeutig als weiblich zuordnen, weil er so geschickt drapiert ist. Komischerweise hat man wahrscheinlich auch sofort die Assoziation, einen Mann vor sich zu haben. Umso seltsamer ist es, beim Näherkommen zu entdecken, dass er Brüste hat. Das wirkt verstörend, finde ich.“
„Stimmt“, sagte Peter, „der Busen passt nicht ins Bild. Und darum ist es genau das, worauf du achtest. Möglicherweise ist das vom Täter gewollt.“
Nadja war inzwischen näher an den Altar herangetreten, wo bereits Seppi und Mimi von der Spurensicherung damit beschäftigt waren, Fotos zu schießen. Mimi schüttelte sich beim Anblick der Gebärmütter.
„Diesmal sind es sogar drei Organe, wie eine Triangel angeordnet! Die Eileiter bilden die Verbindung“, sagte Mimi verächtlich.
„Ich hoffe, dass ihr diesen Frauenverstümmler bald habt!“
„Mensch, das ist die heilige Dreifaltigkeit in weiblich!“, sagte Seppi. „Vielleicht geht es hier um glaubenstechnische Emanzipation, und die Bibel soll umgeschrieben werden.“ Dabei grinste er über das ganze Gesicht.
„Von der Blasphemie einmal abgesehen, ist das kein schlechter Gedanke“, überlegte Nadja laut. „Du solltest Wolf einweihen!“
„Mach du mal, ich habe hier noch zu tun. Die Organe verpacke ich gleich und nehme sie in der Kühlbox mit
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