SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Rieke wissen. „Ich will jetzt schlafen.“
„Na gut, dann mach ich es mir eben selbst“, sagte Frank und streckte sich genüsslich.
„Das glaube ich jetzt nicht!“ Rieke war wütend und angeekelt.
Doch Frank drehte sich glücklicherweise mit einem Brummen zur Seite. Hätte er sein Vorhaben in die Tat umgesetzt, wäre Rieke aus dem Bett geflüchtet. Ihr Entschluss stand fest. Und heute war er noch bekräftigt worden. Sie würde sich von Frank trennen.
Es hatte keinen Sinn mehr. Sie suchte nur noch nach dem richtigen Moment.
Seit längerer Zeit schon stand sie bei ihm unter Beobachtung, und es wurde immer schlimmer. Traf sie sich mit Freundinnen, zog er dies ins Lächerliche und warf ihr vor, betrunken nach Hause gekommen zu sein. Ging sie spazieren und kam später zurück, als er angenommen hatte, machte er dumme Sprüche und fragte sie, ob sie bis zur Nordsee gegangen sei.
Sie war dies gründlich leid und lauschte dem gleichmäßigen Atem aus dem Nachbarbett. Er war eingeschlafen. Endlich konnte sie ihren eigenen Gedanken nachhängen. Sie wanderten zu einem Menschen, der sie noch nie enttäuscht hatte, zu jemandem, der sie immer in dem unterstützte, was ihr selbst wichtig war, zu einem Mann, mit dem eine Verbundenheit entstanden war, die sich ganz langsam entwickelt hatte und nun ans Licht drängte.
Sie stellte sich vor, wie es sein könnte, wenn er sie berührte, wenn er im Bett hinter ihr lag und sich an sie schmiegte. Mit diesen Gedanken schlief sie ein. Dabei war es ihr, als ob sie ihn körperlich spüren konnte.
Felix und Lena
In jener Nacht, als endlich alles ruhig war, hatte Lena ihrem Bruder das Ungeheuerliche erzählt, und beide saßen aufgewühlt im Schein der Nachttischlampe.
Es musste etwas geschehen, koste es, was es wolle. Darin waren sich beide einig. Sie wussten nur noch nicht was.
Er
Es duldete keinen Aufschub. Er musste sich der Brünetten so bald als möglich entledigen, damit er alles bereit machen konnte für sie. Sie wollte er am Leben lassen, mit ihr wollte er alt werden. Doch dazu musste er einiges ändern in diesem Gebäude. Er wollte es für sie schön machen. Es sollte zu ihrer beider Heimat werden.
Der letzten Toten, die er soeben noch beschlafen hatte, wollte er ein wirklich würdiges Finale bereiten. Er würde ihr all die übrig gebliebenen Gebärmütter zu Füßen legen.
Und niemand würde darauf kommen, dass er es gewesen war, der sie dort drapiert hatte an diesem sakralen Ort, der zuvor noch erfüllt gewesen war von einer engelsgleichen Stimme.
Es hatten etliche Menschen einen Schlüssel und damit Zugang zur Stadtkirche. Wer sollte ausgerechnet ihn im Verdacht haben?
Noch war es früh genug. Sie war unter der Wärmelampe temperiert geblieben und noch nicht steif. Nachdem er die Tote in einen schwarzen Plastiksack gehüllt hatte, legte er sie behutsam in den Kofferraum und gab die gefrorenen Organe dazu. Es waren noch drei, die Drei war ihm heilig, wie die heilige Dreifaltigkeit. Er war gerade noch drei gewesen, als seine Mutter blutüberströmt vor seinen Augen starb.
Gegen zwei Uhr fuhr er über den Kirchplatz und parkte rücklings zum Beet direkt gegenüber der Tür zur Sakristei. Dort konnte er sie zwischenlagern. Falls jemand kam, war das die sicherere Alternative beim Transport in die Kirche.
Es gelang ihm, vollkommen ungesehen durch die Tür zu gehen. Er trug schwer an ihrem Körper, denn sie war nicht gerade das, was man als schlank bezeichnen konnte. Mühsam schleppte er sie die schmale Treppe nach oben zur Orgel. Dort würde er seine letzte Inszenierung vornehmen, passend zu Karfreitag.
Kreuzigung
Wie jeder normale Mensch hatte sich auch Peter Kruse auf einen freien Tag gefreut, vor allem weil Nadja in seinem Arm lag, als er aufwachte. Der Grund des Aufwachens war allerdings weniger angenehm. Schon wieder klingelte dieses widerliche Gerät, das sich Mobiltelefon nannte. Am Apparat war ein vollkommen genervter Kommissar aus Bückeburg, der kein Wort zu viel verschwendete.
„Kannst du bitte mit Wolf zur Stadtkirche kommen?“, fragte Ulf.
„Ich habe keine Aktien in diesem Verein!“, grummelte Peter und versuchte seinen Arm unter Nadjas Hals hervorzuziehen, um sie nicht zu stören.
„Nerv mich nicht mit deinem Geschwätz. Es ist jetzt kurz nach sechs und ich gucke auf eine Gekreuzigte. Also würdest du bitte deinen Arsch aus dem Bett schwingen und mit Hetzer nach Bückeburg kommen? Der geht nicht an sein Handy. Und die Serafin von der
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