SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
gesund. Sie braucht meine Hilfe. Mit meiner Unterstützung ist vieles leichter für sie. Das Klima dort ist mir auch sehr gut bekommen.“
Wolf war es, als zöge ihm jemand nun endgültig den Boden unter den Füßen weg. Er räusperte sich.
„Tut mir leid, ich weiß jetzt gar nichts dazu zu sagen. Es fühlte sich alles so richtig an zwischen uns, auch wenn wir noch nie miteinander geschlafen haben. Das hatte für mich auch einfach keine Priorität. Ich habe dich als einen so wunderbaren Menschen kennengelernt, mit dem ich mein Leben teilen wollte. Alles andere war mir egal. Nun hatte ich gehofft, dass ich dir ebenso wichtig bin, aber so scheint es nicht zu sein.“
Moni konnte nicht verhindern, dass nun doch Tränen über ihre Wangen liefen.
„Du bist mir sehr wichtig, wichtiger als alle anderen Menschen!“, sagte sie. „Aber auf einer anderen Ebene. Ich sehe dich als meinen besten Freund an, nicht als meinen Geliebten oder Ehepartner. Dazu bin ich einfach nicht mehr bereit. Ich möchte ein selbstbestimmtes Leben führen. Auf der anderen Seite fühle ich eine Verantwortung für meine Schwester. Es wäre einfacher, wenn sie hierher zu mir zöge, aber sie verträgt das Klima in Deutschland nicht, vor allem nicht in der kalten Jahreszeit. Also muss ich hin!“
Wolf schluckte den Kloß hinunter. „Das muss ich wohl akzeptieren, so schwer es mir fällt. Ich liebe dich trotzdem, und das wird auch so bleiben. Ich möchte, dass du das weißt, ohne dass du dich irgendwie unter Druck gesetzt fühlst. Im Grunde ändert sich doch nichts zwischen uns!“, sagte er mit einem schmerzenden Stechen in der Brust.
„Schön, dass du das genauso siehst. Wir lieben uns und führen trotzdem unser eigenes Leben. Das Lieben kann uns niemand wegnehmen“, bestätigte sie seine Worte.
Wolf nickte wehmütig.
„Das Haus werde ich nur an jemanden vermieten, der sich auch um Lady Gaga kümmert.“ Moni tätschelte der Hündin den Kopf, die sich mittlerweile unter den Esstisch gelegt hatte.
Da begriff Wolf, dass der Plan in Monis Kopf schon Gestalt angenommen hatte und bereits sehr weit gediehen war. Er war sprachlos und fühlte sich von der Tatsache überrollt, dass sie aus Deutschland weggehen wollte. Er hatte wohl befürchtet, dass sie sich gegen eine Beziehung mit ihm entscheiden könnte, aber dass sie ihn so ganz verlassen wollte, damit kam er nicht zurecht.
Es war Nadja, die ihn aus dieser Lethargie riss, die soeben von ihm Besitz ergriffen hatte. Er war froh, als ihre Stimme aus dem Telefonhörer in sein Ohr drang.
„Hi Wolf, ich bin eben mal rüber in die Rechtsmedizin gefahren und habe interessante Neuigkeiten. Wir können jede Gebärmutter aus der Stadtkirche nun zuordnen. Ich habe die Untersuchungen gestern gleich in Auftrag gegeben.“
„Schieß los, ich bin gespannt!“, sagte Wolf und war froh über die Ablenkung.
„Ich auch“, lachte sie, „vor allem bin ich gespannt, was du zu meinen Ausführungen sagst und ob du zu demselben Schluss kommst. Eine Gebärmutter konnten wir der Toten aus Petzen zuordnen. Du weißt schon, die Frau, die am Pranger hing. Eine weitere gehört zu der Ermordeten, die auf dem Grabstein des Jetenburger Friedhofes lag. Und die dritte – man höre und staune – ist der Stadtkirchenleiche entnommen worden. Das ist neu, dass er die Gebärmutter der anwesenden Toten vor Ort drapiert, ihr quasi das eigene Organ selbst zu Füßen legt. Und noch etwas ist verwunderlich. Auch diese Gebärmutter war eingefroren. Das kann ich an den geplatzten Zellen erkennen, auch wenn sie ja nur ganz kurz im Eisschrank gelagert worden sein kann. Was sagt dir das, Wolf?“
„Nun lass mich doch erst nachdenken, du hattest schon mehr Zeit dazu. Vermissen wir denn noch Frauen oder Organe von irgendwelchen Toten?“
„Nein!“
„Gut, dann hat er reinen Tisch gemacht? Ist es das, was du denkst, Nadja?“
„Du bist auf dem richtigen Weg, Wolf!“
„Du glaubst, dass er seine Werke vollendet hat? Darum auch diese monströse Inszenierung?“
„Es ist doch schon merkwürdig, oder? Warum legt er auf einmal alle Organe hin, die er noch hatte? Oder sind da doch noch welche, von denen wir nichts ahnen? Warum ändert er mit jeder Toten sein Muster?“, fragte Nadja.
„Ich weiß es nicht. Will er uns verwirren? Oder meinst du, er wird jetzt aufhören, falls dies sein finaler Akt war? Und wenn ja, warum beendet er seine Serie jetzt?“, überlegte Wolf laut.
„Vielleicht, weil etwas geschehen ist, dass ihn
Weitere Kostenlose Bücher