SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Du weißt genau, was ich meine!“
Frank lachte mit abschätzigem Blick. „Immer wenn du sie brauchst, wärmst du diese alte Geschichte wieder auf. Das ist doch längst kalter Kaffee. Und wie stellst du dir das jetzt vor?“
„Du ziehst in die Einliegerwohnung drüben in der Scheune und suchst dir möglichst schnell eine neue Wohnung“, sagte Rieke. „Ich denke, dass ist in unser beider Interesse.“
„Das ist überhaupt nicht in meinem Interesse, höchstens in deinem. Und, hast du jetzt schon ein Techtelmechtel mit deinem Leander, dem du seit Ewigkeiten hinterherrennst?“
„Nein!“, sagte Rieke und wusste, dass es nur die halbe Wahrheit war. „Wir haben eine besondere Verbindung, das habe ich nie bestritten, aber das ist nicht der Grund für meine Trennung von dir.“ Wenigstens nicht der einzige, dachte sie bei sich. Sie wollte es ihm nicht so einfach machen.
Er sollte wissen, wie sein Verhalten sie verletzt hatte und dass die Beziehung letztendlich an den Spätfolgen dieses Verrates an ihr gescheitert war. Sie war niemand, der leichtsinnig etwas wegwarf. Nein, sie hielt eher zu lange an einer Verbindung fest, die längst brüchig geworden war.
„So leicht wirst du mich nicht los!“, sagte Frank mit drohendem Unterton in ihre Gedanken. „Ich habe das schon seit Langem kommen sehen mit dir und dem Dirigenten. Du hast ihn ja direkt angehimmelt. Aber du wirst schon sehen, was du davon hast. Lass dich mal weiter so schön manipulieren.“ Sein Lachen klang verächtlich.
„Ich habe es endgültig satt, mich von dir beleidigen zu lassen. Bitte richte dich in der Einliegerwohnung ein. Wir werden ab jetzt getrennte Wege gehen“, sagte Rieke traurig.
„Ich kann ja trotzdem noch für dich kochen. Das ist sowieso nur alles eine Frage der Zeit. Du allein kannst das Haus eh nicht halten und wirst reumütig zu mir zurückkriechen, wenn der dich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel! Der will dich nur vögeln. Ich habe seine Blicke gesehen.“
Rieke schüttelte es innerlich. Ihr wurde übel. „Nein, keine Gemeinsamkeiten mehr. Ich will das nicht! Dies ist ein endgültiger Schlussstrich! Und was meine finanzielle Situation angeht, das lass mal meine Sorge sein. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass du sehr viel zur Verbesserung beigetragen hättest.“
„Das wird dir noch leidtun!“, sagte Frank mit dunkler Stimme und noch finstereren Gedanken.
Frank
Frank Habichthorst konnte es nicht glauben, dass sein langjähriger Plan nicht aufgehen sollte. Mehr als acht Jahre hatte er daran gearbeitet, sich seine Versorgung im Alter zu sichern. Er hatte geglaubt, sie in der Beziehung zu Rieke gefunden zu haben, die immer sorgsam mit den Menschen ihrer Umgebung umgegangen war. Darum verstörte es ihn, dass er seine Macht über sie verloren hatte. Er konnte das gar nicht verstehen, es hatte so lange Zeit vortrefflich funktioniert, trotz seines einen Fehltritts damals.
Jetzt war er wieder an dem Punkt angelangt, an dem er schon so oft gewesen war. Er musste sich jemand Neues suchen, der ihn versorgen wollte. Doch die Zeit arbeitete nicht für ihn. Das war in jüngeren Jahren einfacher gewesen. Was, wenn er niemanden mehr fand? Wenn er nun tatsächlich in eine kleine Wohnung ziehen musste, wo er nicht einmal mehr Klavier spielen konnte?
Ihn so ins kalte Wasser zu stoßen war unfair und gemein. Das würde sie büßen müssen.
Leander
Es war ein großes Glück, dass Leander und Luise Winterstein längst getrennte Schlafzimmer bewohnten. So blieb Luise verborgen, dass Rieke ihrem Mann mit einer SMS auf seine Nachricht antwortete. Ja, sie wollte sich gerne mit Leander dort am Schießstand im Harrl treffen, wenn die meisten Bückeburger bereits auf dem Weg zu irgendeinem Osterfeuer waren. Die Gefahr, gesehen zu werden, war eher gering.
Er liebe sie auch, hatte er geschrieben. Seitdem konnte sie es kaum noch abwarten, ihn zu treffen. Sie wollte wieder in diese tiefen Augen schauen, deren Farbe sie bis heute nicht hatte ergründen können und aus denen sie die Gefühle lesen konnte, die er für sie empfand.
Aber es waren noch so viele Stunden bis zum Abend. Genug Zeit für jemanden, der diese für seine finsteren Zwecke nutzen wollte.
Wilfried
Bisher hatte Rieke ihm auf seine Nachricht noch nicht geantwortet. Er hatte sie und ihre entzückende Tochter in einem sozialen Netzwerk ausfindig gemacht. Aber er wollte noch nicht aufgeben. Vielleicht war sie nicht so viel am Computer. Immerhin hatten sie mit der Musik
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