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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Matratzen würden viel Geld kosten, dachte er. Er betastete ihren Bauch und hatte das Gefühl, dass das Kind quer lag. Vorsichtig versuchte er den kleinen Körper im Leib zu drehen, aber er bewegte sich keinen Millimeter. Vielleicht lebte das Kind schon nicht mehr. Sie konnte hier schon seit Stunden liegen. Er seufzte. Es blieb nur eine Möglichkeit, wenn er wenigstens versuchen wollte, sie zu retten. Die Chance war gering, aber er wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Dass sein dreijähriger Sohn in der dunklen Ecke des Zimmers stand, blieb dem Vater verborgen, als er zurückkehrte und das große Schlachtermesser unterhalb des Bauchnabels ansetzte. In diesem Moment wollte der Junge schreien, doch das Entsetzen ließ ihn stumm bleiben. Mit großen Augen sah er zu, wie das Messer seine Bahn zum Schambein zog, Mutters Wimmern noch verzweifelter klang und Vater schließlich ein schrumpeliges blaues Etwas aus dem Bauch zog. Es bewegte sich nicht. Es atmete auch nicht. Die Lungen seines Bruders würden sich nie mit Luft füllen. Er war bereits tot, noch bevor er geboren war.

    Dass sein Sohn im Zimmer gewesen war, bemerkte der Vater erst, als der Kleine hinauslief. Er wusste auch nicht, was er gesehen hatte. Und selbst wenn, wäre das zweitrangig gewesen. Ihm ging es jetzt nur darum, seine Frau ins Krankenhaus zu bringen. Sie lebte noch. Er zerriss ein altes Laken und band dies fest um ihren Bauch. Dann nahm er sie vorsichtig auf den Arm und trug sie zum Wagen. Ihre rotblonden Locken wehten im Morgenwind.

    Das war das Letzte, was er von seiner Mutter sah, die er so sehr liebte. Sie verstarb, noch bevor sie das Krankenhaus erreichten.
    Er aber stand am Fenster und wartete. Es waren Bilder und Töne in seinem Kopf, die keinen Platz fanden und in ihm herumirrten.

Wolf
    Wolf traute seinen Augen nicht, als er um die Ecke bog. Neben der Bank, direkt am Luhdener Klippenturm, stand eine braun-schwarze Hündin, die ihm bekannt vorkam. Auch Lady Gaga schien sie zu kennen, denn sie stand schwanzwedelnd, aber etwas hochbeinig in geringem Abstand vor ihr.

    „Frau Ebeling!“, rief Wolf erfreut, „das ist aber schön, dass die Hunde sich mal wiedersehen“, und fand es selbst auch ganz angenehm, Anna Ebeling zu begegnen. Sie war bei den Befragungen ein hilfsbereiter und freundlicher Gesprächspartner gewesen, wenn ihre Rolle im vergangenen Fall auch zunächst etwas undurchsichtig gewesen war. Doch das hatte sich aufgeklärt. Anna Ebeling war nichts vorzuwerfen.
    „Ach, Herr Hetzer, oder soll ich Herr Hauptkommissar sagen?“
    „Nein, Wolf bitte. Ich ermittele ja nicht, ich bin hier privat unterwegs!“, lachte er.
    „Gut“, sagte sie und lächelte ihn an, „ich heiße Anna. Aisha kennst du ja.“
    „Oh ja, ein wunderbarer Hund. Ich dachte allerdings, die beiden Hündinnen verstehen sich nicht so gut.“
    „Sieht jetzt nicht so aus“, stellte Anna fest, „aber es ist auch immer etwas anderes, wenn sie nicht in ihrem eigenen Revier sind.“
    „Was hast du denn gegessen?“, fragte Wolf und schielte auf ihren Teller.
    „Ein Schmalzbrot!“
    „Und, kann man das empfehlen?“
    „Auf jeden Fall. Ich esse das hier immer, wenn ich zum Turm gehe.“
    „Ach, dann gehst du öfter hier hoch, Anna?“
    „Aisha und ich sind wahre Turmspezialisten. Wir wechseln immer mal zwischen dem Idaturm, dem Luhdener Klippenturm und dem Süntelturm, damit es nicht so eintönig wird.“
    „Dann fehlt euch noch der Klütturm in Hameln“, sagte Wolf schmunzelnd, „da könnten wir zusammen hingehen, wenn ihr mögt.“
    „Gerne“, sagte Anna und Wolf bestellte sich ein Schmalzbrot zu seinem Bier.
    „Möchtest du auch noch etwas trinken?“, fragte er.
    „Nein danke!“, erwiderte sie, „aber wir können trotzdem mit euch zurückgehen.“

    Wolf nickte und fand, dass der Tag eine gute Wendung nahm.

Rieke
    Durch die Gelassenheit ihres Sohnes hatte sich Rieke halbwegs beruhigt. Er hatte das Foto an sich genommen und wollte der Sache nachgehen. Die hässliche Puppe schmiss sie in die Restmülltonne.
    Nein, sie würde sich nicht unterkriegen lassen! Sie war keine der Frauen, die leicht in Panik gerieten. Seitdem sie im Licht der Öffentlichkeit stand, musste sie damit rechnen, dass sie auch Neider hatte.

    Eine Melodie aus dem „Elias“ summend, ging sie zum Schuppen und schob ihr Fahrrad heraus. Dann stieg sie auf und fuhr in Richtung Scheie. Es war nicht sonderlich warm an diesem Ostersamstag. Aber es lag eine Ahnung von

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