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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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eine Welle aus Lava. Die Lähmung war nur das Vorbeben gewesen. Sie kannte das. Und obwohl sie auf ihn vorbereitet war, traf sie der Schmerz mit einer Kraft, die ihr die Luft nahm. Das Monster hatte zu fressen begonnen. Es weidete sich an ihren Eingeweiden und hinterließ ein Brennen im Nichts zwischen Hals und Magen, dort, wo die Seele ist.

    Die Seele hatte nicht genug Zeit gehabt, sich in Sicherheit zu bringen. Leichtsinnig hatte das Glück sie gemacht, wie eine Motte, die im Licht der Kerze deren Wärme zu sehr genießt. Sie hatte Tanzen gelernt. Darum hatte sie sich ganz heraus gewagt. Weit, weit, viel zu weit, wie sie nun wusste. Doch es war zu spät. Brandmale überzogen die dünne Haut. Nicht einmal jetzt konnte sie fliehen. Die Lähmung war zu stark, die Wunden zu groß. Aber sie konnte nicht sterben. Die Seele war an den Körper gebunden.

    Rieke hasste ihren Körper. Er war unversehrt. Sie gehörte zu den Behinderten, denen man ihr Handicap nicht ansah, weil sie es in sich trugen. Das Monster hatte ihre Seele zu einem grotesken Gebilde verstümmelt. Narben unterschiedlichen Alters waren verblichene Zeitzeugen der Vergangenheit. Sie hatten die Seele schwer und unflexibel gemacht. Als ob ihr die Luft ausgegangen war, lag ihr Gewebe schlaff zwischen den Rippen. Nur ab und zu leuchtete bleich ein Stückchen unversehrte Seelenhaut wie ein Versprechen hervor.

    Rieke konnte den inneren Schmerz nicht aushalten. Der Tanz um die Wärme des Lichts war schön gewesen. Doch dann hatte die Flamme auf einmal zu flackern begonnen und das Monster geweckt.

    Es tat gut, wie das Blut an ihrem Oberschenkel herabrann. Wie Perlen reihten sich immer neue Tropfen aus den Schnitten in eine rote Schlange, die sich um Riekes Bein schmiegte und langsam hinabwand. Rieke hatte ihr eigenes Monster heraufbeschworen. Den Körper musste sie ins Gleichgewicht bringen mit ihrer Seele. Endlich spürte sie sich wieder. Es tat so weh und gleichzeitig so gut, sich mit dem Messer zu quälen.

    Wäre das Unnennbare nur ihr selbst geschehen – wieder einmal – das Unfassbare, das Unsägliche, sie hätte das Monster in ihrem Kopf bezwingen können. Sie wäre gewappnet gewesen. Gegen falsch verstandene Liebe. Fehlgedeutete Zeichen. Doch das Tier hatte gewonnen. Die Flamme hatte für den Moment der Verlockung geflackert und alles zerstört.

    Als Rieke sich im Schein der Kerze schnitt, betrachtete sie zufrieden die symmetrische Anordnung auf beiden Oberschenkeln. Sie hatte es in der Hand, die Narben dort anzulegen, wo sie sie haben wollte. Ihr Körper war nicht fremdbestimmt. Das sollte er niemals mehr sein.
    Der äußere Schmerz war jetzt fast so stark wie der innere. Die Flamme vor ihren Augen zitterte klein und blau, als hätte sie die Hitze in sich eingefroren, aus Angst, sie könnte ausgeblasen werden. Doch Rieke hasste das Licht nicht trotz seines Schattens. Einmal noch wollte sie die Wärme so ganz nah spüren.

    Der Flamme blieb keine Wahl, als Rieke den Unterarm ganz dicht über ihre Spitze hielt, obwohl sie sich wegduckte. Die Hitze brannte ein ebenmäßiges Loch ins Fleisch. Und endlich tat es so weh, dass Rieke nichts Inneres mehr spürte. Es war geschafft. Jetzt konnten beide heilen. Die Seele kroch in ihr Versteck und hinterließ mit dem Brandgeruch eine Spur aus Wundsekret. Nur Rieke wusste, wo sie hinging und wo man sie jemals wiederfinden konnte.

    Vorsichtig stellte sie das Licht in eine Laterne. Es war sanft und schrecklich zugleich. Aber sie wollte es bewahren vor dem eigenen Flackern und vor der Zerstörungskraft des Atems. Denn die Flamme hatte Rieke zugleich das Sehen und Tanzen gelehrt – und sie gebrandmarkt.

    Das Monster jedoch war satt. Zufrieden zog es sich zurück in seinen Kokon aus gesponnenen Gedankenfäden.

Eingeweide
    Die der falschen Person zugeordneten Eingeweide beschäftigten Wolf Hetzer und Peter Kruse immer noch, als sie aus Todenmann in Richtung Dienststelle fuhren. Im Heck des Wagens saß Lady Gaga, Wolfs Schäferhündin, die derzeit ein etwas einsames Dasein fristete, seitdem Moni eine Auszeit auf Teneriffa genommen hatte.

    „Weißt du eigentlich jetzt, wann Moni zurückkommt, Wolf?“, fragte Peter behutsam. Er wusste, wie sehr sie Wolf fehlte.
    „Nein, immer noch nicht. Ich denke, ich werde aber jetzt doch bald hinfliegen und sie besuchen.“
    „Schreibt ihr euch denn?“, wollte Peter wissen.
    „Sicher, wir mailen, ihre Schwester ist glücklicherweise online. In den letzten Tagen hatte ich

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