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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Notizblock aus der Tasche.
    Dass Frank Deegan zum ersten Mal in seiner Funktion als Polizeibeamter auf ihrem Sofa saß, trieb Martha Tränen in die Augen.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie.
    »Hattet ihr Streit?«
    »Nein, zwischen uns war alles in Ordnung.«
    »Hat Katie sich in der Schule mit jemandem gestritten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber du weißt, wie es mit jungen Mädchen ist. Vielleicht war sie eifersüchtig, oder andere Schüler haben sie schikaniert …«
    »Meine Katie bestimmt nicht.« Marthas Augen waren rot vom Weinen, und ihre Wangen glänzten nass von Tränen. »So etwas sieht ihr gar nicht ähnlich. Mein Gott, vielleicht liegt sie tot in einem Straßengraben, oder ein Vergewaltiger hat sie … hat sie …«
    »Bitte, Martha, denk nicht gleich an so was«, sagte Frank und strich ihr beruhigend über die Hand.
    »Shaun hat Katie um acht Uhr abgeholt«, sagte Martha. »Sie ist sofort zu ihm in die Diele gelaufen.« Martha schluchzte auf. »Ich habe mich noch nicht einmal von ihr verabschiedet!«
    »Dazu wirst du noch oft genug Gelegenheit haben«, sagte Joe, der auf der anderen Seite des Zimmers am Kamin stand. »Würden wir uns jedes Mal von unseren Kindern verabschieden, wenn sie das Haus verlassen, kämen wir zu nichts anderem mehr.«
    Martha lächelte matt und tupfte sich mit einem rosa Taschentuch die Augen ab.
    »Erzähl weiter«, forderte Frank sie auf.
    Martha zog die Nase hoch und nickte. »Katie kam gestern von der Schule sofort nach Hause«, sagte sie dann. »Sie hatte keine Hausaufgaben und ist deshalb sofort mit Shaun losgezogen, ohne ihre Schuluniform auszuziehen. Zum Essen kam sie dann wieder nach Hause. Anschließend ist sie nach oben und hat geduscht und sich geschminkt, was sie normalerweise nicht tut. Ich weiß noch, dass ich zu ihr gesagt habe, sie solle von der Schminke wieder etwas abwischen. Sie hat sich ziemlich darüber geärgert.« Martha verstummte und sah Frank in die Augen. »Ich weiß nicht, warum ich das mit dem Make-up gesagt habe. Katie sah sehr hübsch aus.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagte Frank.
    Richie Bates schwieg, machte sich jedoch eifrig Notizen.
    »Vielleicht hat sie mich gehasst, und ich habe es nicht gewusst«, stieß Martha hervor.
    »Unsinn«, sagte Anna, eilte an Marthas Seite und strich ihr über den Arm. »Sie liebt dich, und sie wird bald wiederkommen, ganz bestimmt.«
    Frank stellte Martha noch ein paar Fragen, brachte aber keine neuen Informationen mehr zu Tage.
    Niemand hatte die leiseste Ahnung, wo Katie Lawson steckte.
    Das Landhaus am Ende des schlammigen, überwucherten Pfades war fünf Meilen von Mountcannon entfernt und wurde seit fünfzehn Jahren nicht mehr bewohnt. Holzbretter waren über die zersplitterten Fenster genagelt, um mögliche Eindringlinge fern zu halten, die weniger entschlossen waren als Duke Rawlins, den so etwas nicht aufhalten konnte. Er rüttelte und zerrte an den verrotteten Fensterrahmen und riss Stücke morsches Holz heraus. Wenige Minuten später kroch er durch das Fenster auf der Rückseite des Hauses in die kleine dunkle Küche. Duke hustete und keuchte in der verbrauchten Luft und machte sich an dem verrosteten Türriegel zu schaffen, bis er endlich die Tür aufstoßen konnte, sodass frische Luft ins Innere strömte.
    Er erkundete das Haus und ließ den Lichtstrahl seiner Taschenlampe über staubige Möbel, verrottete Netzgardinen und verwitterte Gemälde mit religiösen Motiven gleiten, die schief an Wänden mit vergilbten Blumentapeten hingen. Die Schlafzimmer waren klein und düster. Nur durch winzige Fenster fiel Licht. Auf einem Sideboard lag ein umgekippter Bilderrahmen. Da die Sonne durch ein Loch in den Brettern fiel, hatte sich in der Mitte des Bildes ein heller, breiter Streifen gebildet. Duke riss es aus dem Rahmen und ließ es auf den Boden fallen. Dann zog er ein anderes Foto aus der Gesäßtasche und schob es in den Rahmen. Auf dem Foto war Onkel Bill in einer abgetragenen Jeans und einem verwaschenen blauen Hemd zu sehen. Sein rechter Arm war ausgestreckt, die rechte Hand durch einen Lederhandschuh geschützt. Hinter ihm ging die Sonne unter und warf einen orangeroten Schimmer auf sein braunes Haar und den Vollbart. Sein linker Daumen steckte unter einem braunen Ledergürtel, der für seinen dicken Bauch zu eng war. Er lachte übers ganze Gesicht. Solomon saß auf einer gebogenen Stange neben ihm, während Sheba soeben zur Landung auf seinem Arm ansetzte, um ihre Belohnung

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