Schattenturm
Duke und wollte sich von seiner Mutter wegdrehen, doch Wanda streckte den Arm aus und riss den Jungen an der Schulter zu sich herum.
»Verdammt, ich hab dir doch gesagt, dass mir die Sache mit dem mistigen Köter Leid tut!« Sie warf die Kippe auf die Erde und trat sie mit dem Absatz ihrer Stiefeletten aus. »Wer konnte denn ahnen, dass ihn ein paar Tritte gleich ins Grab befördern? Außerdem hat die Töle sowieso nur gekläfft.«
Schweigend ging Duke neben seiner Mutter nach Hause und starrte wie in Trance vor sich hin.
»Liebling?«, hörte er Wanda schließlich sagen. »Na, was sagst du, Liebling?«
»Was?«
» Was sagst du ?«
Dukes Herz klopfte laut. Über seinen Rücken rannen Schweißperlen. Er bemerkte Huh-Huh, der vor ihm stand, die Hände in die Hüften gestemmt. Huh-Huh lächelte. Erst jetzt sah Duke den neuen kleinen Hund.
»Der ist für dich«, sagte Huh-Huh.
»Danke, Sir«, sagte Duke und starrte auf das Tier.
»Wie willst du ihn nennen?«, fragte Wanda.
»Mistköter«, sagte Duke.
Wanda versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
»Du wirst uns jetzt sagen, wie du deinen süßen neuen Hund nennst!«, schrie sie. »Huh-Huh hat dir ein schönes Geschenk gemacht! Du solltest ein bisschen Dankbarkeit zeigen!«
»Ist schon gut«, sagte Huh-Huh beschwichtigend. »Er wird’s schon noch begreifen.« Er strich dem Jungen über den Kopf und zog die wütende Wanda ins Haus.
Duke nahm den kleinen mageren Hund in die Arme und machte sich auf den Weg zu Onkel Bill.
Bill stand mit ausgestrecktem Arm auf der Lichtung. Er hatte gerade einen der Bussarde fliegen lassen.
»Ist das Bounty?«, rief Duke.
»Ja«, sagte Bill. »Ich kümmere mich um ihn, bis Hank zurückkommt.« Er schaute auf den kleinen Hund. »Hast du schon einen neuen Hund bekommen?«
»Ja. Mom hat ihn mir geschenkt.«
»Dann werden wir gut auf ihn aufpassen.«
»Ich lass ihn schon nicht los«, sagte Duke.
»Das darfst du auch nicht, weil die Bussarde …«
Bill verstummte, als ein Wagen vor dem Haus hielt. Er reichte Duke den Lederhandschuh.
»Bounty tut nichts«, sagte er und wies mit dem Kinn auf den jungen Bussard. »Ich bin sofort wieder da.«
Duke setzte den Hund auf die Erde und klemmte ihn zwischen seine Unterschenkel, während er den Lederhandschuh überstreifte. Dann lockerte er den Druck seiner Beine, worauf der kleine Hund ausgelassen auf die Lichtung rannte.
Bounty stürzte sich wie der Blitz auf die Beute. Der Hund schrie, als der junge Bussard ihn mit seinen Fängen packte.
Dukes Augen wurden glasig. Wie durch Watte nahm er den Lärm wahr, das Schlagen der Flügel, das Krächzen des Vogels und die kläglichen Schreie des kleinen Hundes. Schließlich schärfte er seinen Blick und beobachtete die letzten Sekunden.
Dann war nur noch Stille.
»Was ist los?«, fragte Bill, der keuchend auf die Lichtung gerannt kam. Als er den toten Hund sah, blieb er stehen, als wäre er vor eine Wand gelaufen.
»War das Bounty?«
Duke nickte. Er starrte auf die Blutlache, die sich unter dem kleinen Körper des Tieres gebildet hatte.
»Oje, tut mir Leid«, sagte Bill. »Erst Sparky und jetzt das. Tut mir wirklich Leid, Kleiner. Aber der verdammte Vogel weiß es nun mal nicht besser. Sein Jagdtrieb, verstehst du …«
»Ist schon gut«, sagte Duke.
»Ich hätte dir sagen müssen, dass die Vögel unberechenbar sind.«
»Das hast du, Onkel Bill. Du hast es mir letzte Woche gesagt.« Er streichelte die große Hand des Mannes.
Eine Zeit lang standen sie schweigend da. Schließlich ging Bill ins Haus. Er kehrte mit einem Stapel Zeitungspapier zurück und legte ein paar Seiten auf den Boden, um das Blut des toten Hündchens aufzusaugen. Dann hob er den leblosen Körper auf, legte ihn auf die restlichen Zeitungen und wickelte ihn darin ein.
Als Bill das Schluchzen hinter sich hörte, drehte er sich um und sah Tränen über Dukes Gesicht laufen. Bill wischte die Hände am Arbeitsanzug ab, drückte Duke an sich und hielt ihn umschlungen, während der kleine Junge um einen Hund namens Sparky weinte.
7.
Das Telefon klingelte. Anna hob ab.
»Ja?«, sagte sie und lauschte. »Nein, Martha«, sagte sie dann. »Shaun ist um halb zwölf nach Hause gekommen … Das kann ich dir nicht sagen. Warte, ich geb dir mal Joe.« Sie reichte ihm den Hörer und verließ das Zimmer.
»Hallo«, sagte Joe und hörte Martha zu. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er schließlich. »Aber es gibt bestimmt eine Erklärung.«
Anna kam zurück, gefolgt von
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