Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
Vom Netzwerk:
Duke spähte zu den Tänzerinnen hinüber und sah, dass jemand ihm winkte. Er blinzelte ins Scheinwerferlicht. Als er einen alten Freund seiner Mutter erkannte, knallte er die Flasche auf die Theke und lief hinaus.
    Duke fuhr Donnie nach Hause.
    »Denk daran, was ich dir vorhin gesagt habe, okay?«, sagte Duke. »Donnie? Donnie!«, rief er und rüttelte an Donnies Schultern. »Bist du am Pennen?«
    »Lass mich schlafen«, lallte Donnie.
    Duke schlug ihm ins Gesicht.
    »He, was soll das denn?«, rief Donnie aufgebracht. Doch allein schon Dukes drohender Blick ließ seine Wut verrauchen.
    »Ich habe mit dir geredet«, knurrte Duke. »Ich finde, das ging zu leicht. Unser Plan. Heute. Verstehst du? Sie war fast so was wie eine Komplizin, dieses Mädchen.«
    »Sah mir gar nicht danach aus«, meinte Donnie.
    »Glaubst du nicht, dass sie in ihrer Wohnung zu bereitwillig auf deine Wünsche eingegangen ist, als sie wusste, dass am anderen Ende fünfzig Dollar auf sie warteten?«, stieß Duke hervor. »Glaubst du nicht, dass so ein Mädchen bereitwillig alles tut? Lass dir gesagt sein, so eine würde für Geld noch schlimmere Dinge tun als das, was wir mit ihr gemacht haben. Für Geld macht eine Nutte alles. Und denk an die Drogen. Du hast sie doch aufgestöbert, oder? Und war das schwer? Oder ist sie nicht mit einem völlig Fremden, der gerade fünfzig Dollar auf ihren Nachtschrank gelegt hat, durch die Tür spaziert?« »Ja, aber …«, sagte Donnie. »Hör auf zu jammern.«

21.
     
    Joe saß am Küchenfenster und schaute aufs Meer hinaus. Sein Blick folgte einem kleinen Fischerboot, das eine weiße Spur durchs Wasser zog.
    Anna näherte sich ihm. Ihre Schritte waren auf den Bodenfliesen kaum zu hören.
    Ohne ein Wort zu sagen, drückte sie Joe die E-Mail in die Hand.
    »Was ist das? Von wem ist die Mail?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Anna. »Sie wurde Shaun an seine E-Mail-Adresse in der Schule geschickt. Es ist kein Absender angegeben, und wenn man die Zeile anklickt, erscheinen nur Symbole und Zahlen. Es ist das Foto vom Leuchtturm, das Brendan an dem Abend von Katies Beerdigung aufgenommen hat. Aber dieses Foto ist nicht von Brendan. Es sieht aus, als hätte jemand die Aufnahme von der anderen Straßenseite aus gemacht.«
    Anna sah, dass Joes Mundwinkel zuckten.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    »Wenn es etwas gibt, das du mir verheimlichst …«
    »Nein, es gibt nichts«, sagte Joe. »Calmez vous« , fügte er hinzu. Joe sprach selten Französisch, und das war bei seiner schlechten Aussprache auch gut so. Er verzog die Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln.
    Anna explodierte. »Du bist ein Lügner! Hältst du mich für blöd?«
    »Ich kann dir jetzt nichts sagen.«
    »Das ist mir egal! Ich bin es leid. Du verkriechst dich in dein Arbeitszimmer, flüsterst am Telefon, verheimlichst mir Dinge …«
    »Das musst du gerade sagen.«
    »Nein, nein, nein.« Anna hob die Hand. »Lass uns nicht wieder davon anfangen. Entweder du verzeihst mir oder nicht. So einfach ist das. Du kannst mir diese Sache jetzt nicht ständig auftischen, um deine Heimlichtuerei zu rechtfertigen.«
    Joe zuckte die Achseln.
    Anna schlug ihm auf die Schulter. »Connard! Scheißkerl! Es gibt viele Dinge, die ich über dich weiß, Joe. Aber das meiste davon wissen auch die anderen. Du bist klug, humorvoll, beherrscht …« Anna verstummte. »Ach, weißt du, ich bin nicht in der Stimmung, dir Komplimente zu machen.«
    Joe lachte. Anna ging darüber hinweg und fuhr fort: »Dann gibt es ein paar Dinge, die mir vertraut sind, weil ich deine Frau bin. Deine Aufrichtigkeit, deine Liebe, deine Einfühlsamkeit. Und dann gibt es all die Dinge, die du vor mir verheimlichst und die ich niemals zu sehen bekomme. Aber ich spüre es jedes Mal, wenn du mir etwas verschweigst. Ich habe keine Ahnung, was jetzt in deinem Kopf vorgeht.«
    »Mein Gott, warum willst du alles wissen?«
    »Ich will nicht alles wissen, aber ich will nicht belogen werden. Alle belügen mich.«
    »Nein, tun sie nicht.«
    »Komm schon, Joe. Meine beiden Männer belügen mich. Und ich stehe wie eine Närrin da.«
    »Aber eine sehr erotische«, sagte er und zog sie an sich. »Du bist sehr sexy, wenn du wütend bist.«
    »Ich finde das gar nicht komisch.«
    »So ist es auch nicht gemeint«, sagte Joe, doch seine Miene war düster, als er Anna an sich zog und ihr übers Haar strich.
    Was Shaun und Anna übersehen hatten, war die verschlüsselte Mitteilung am Ende der Mail:
    Diese E-Mail

Weitere Kostenlose Bücher