Schattenturm
rede. Er hat versprochen, noch an der Formulierung zu feilen.«
»Wir leisten hier gute Arbeit. Da hat uns so ein Zeitungsschmierer gerade noch gefehlt«, sagte O’Connor. »Wir werden uns einen mächtigen Anschiss einfangen, weil wir angeblich keine Fortschritte bei den Ermittlungen machen.«
»So ist es doch auch. Wir wissen nichts«, sagte Frank. »Wir haben mehrere Verdächtige, aber keinen Beweis, um einen von ihnen zu überführen. Alles, was wir haben, sind eine Hand voll Leute, die uns bei den Ermittlungen helfen. Oder auch nicht …«
»Frank, hier haben Journalisten angerufen und keine Antworten bekommen. Oder sie wurden an Waterford verwiesen. Deshalb schreiben sie nun, es sei kein Wunder, dass hier Morde begangen und nicht aufgeklärt werden, weil es keine vernünftigen Polizisten im Dorf gibt.«
»Aber …«
»Ich weiß. Das ist der übliche Schwachsinn, den sie zu Papier bringen, um möglichst viele von ihren Revolverblättern zu verkaufen.«
Es dauerte einen Moment, bis O’Connor sich beruhigt hatte. »Irgendjemand hat dieses Mädchen getötet«, stieß er schließlich hervor und schlug mit der Hand auf Katies Foto. »Und ich will verdammt sein, wenn wir den Kerl nicht schnappen.«
Als Anna den Jeep vor dem Supermarkt parkte, legte Shaun ihr eine Hand auf den Arm.
»Mom, da drüben ist Mrs Shanley. Ich gehe mal schnell zu ihr und frag sie, ob es Arbeit für mich gibt.«
»Okay, wir treffen uns dann bei Tynan’s.«
Betty Shanley stand neben ihrem Auto, das sie vor der Bäckerei geparkt hatte. Mit zahlreichen Einkaufstaschen und Tortenkartons beladen, hatte sie Mühe, den Wagen aufzuschließen. Shaun lief über die Straße, um ihr zu helfen.
»Hallo, Mrs Shanley«, sagte er. »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Er griff nach den Tortenkartons, doch Mrs Shanley drückte sie an ihre Brust.
»Nicht nötig. Das schaffe ich schon.« Shaun schaute sie an. Sie wandte den Blick ab. Shaun errötete.
»Ich wollte nur wissen, wann Sie mich wieder brauchen. Oder kommen keine Gäste?«
»Doch, doch«, erwiderte sie und schaute an ihm vorbei. »Tja, tut mir Leid, aber jetzt macht jemand anders deinen Job. Der Sohn meiner Schwester, Barry, spart auf ein neues Auto, einen kleinen Renault. Darum habe ich ihm den Job versprochen.«
Black Hawk Down Barry mit dem rasierten Schädel. »Ach so. Ich kenne Barry. Er ist in meiner Stufe.« Etwas anderes fiel Shaun auf die Schnelle nicht ein.
Joe wartete gespannt, während Henson am anderen Ende der Leitung die Akten durchblätterte. Die unerträgliche Stille bereitete ihm beinahe körperliche Schmerzen. Joe hörte den Officer kauen und schlucken, ehe er den Hörer wieder in die Hand nahm.
»Ich hab’s. Rawlins, William. Starb im Gefängnis. Ihre Daten waren auch falsch. Er starb 1992, kann 1995 also schwerlich ins Gefängnis gewandert sein. 1988 wurde er wegen Mordes an einer Rachel Wade inhaftiert, ungefähr zu der Zeit des Frauen-Serienmörders. Aber die anderen Morde konnten ihm nicht nachgewiesen werden. Es war grauenhaft, was diesen Frauen angetan wurde. Und das am helllichten Tag.«
»Ich wollte Auskünfte über Duke haben. Duke Rawlins.«
»Der Bursche hieß mit zweitem Vornamen Duke.«
»Wie alt war er, als er starb?«
»Warten Sie … vierundfünfzig.«
»Das ist er nicht. Er muss jünger sein. Haben Sie keinen anderen Rawlins in Ihren Akten?«
»Ich glaube nicht, aber ich schau mal rasch nach. Bleiben Sie am Apparat.«
Joe konnte seine Ungeduld kaum zügeln, als er wartete, dass Henson seine Suche beendete.
»Ich hab da was«, sagte Henson zwei Minuten später. »Rawlins, Duke, geboren am 12. Februar 1970. Hat 1995 auf einem Parkplatz einen Fernfahrer erstochen und in Ely, Nevada, eingesessen. Sie hatten Recht. Ich muss mich entschuldigen. Hatte die Akte falsch abgeheftet.«
»War das alles?«, fragte Joe. »Keine Entführung, keine anderen Gewaltverbrechen?«
»Nein«, sagte Henson. »Was soll der Bursche denn noch auf dem Kerbholz haben?«
»Keine Ahnung«, sagte Joe. »Aber vielen Dank für Ihre Bemühungen. Ach, könnten Sie mir bitte das Verbrecherfoto faxen?«
»Kein Problem.«
John Miller stand im Zeitungsladen in einer Ecke und blätterte in einer Autozeitschrift.
»Ich hab zwar keinen Führerschein, bin aber trotzdem scharf auf Autos«, sagte er zu Anna, als sie versuchte, an ihm vorbeizuhuschen. Er schaute sie lüstern an und hob die Augenbrauen.
»Du solltest dich endlich mal entscheiden, John«, sagte Anna. »Einmal
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