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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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vorhatte, begann sie zu schreien und rannte los, verzweifelt bemüht, am Leben zu bleiben. Donnie folgte ihr dichtauf. Alexis lief stolpernd weiter, bis der erste Pfeil sie traf und ihre linke Niere durchbohrte.
    »Zehn Punkte«, rief Duke lachend. Als sie zusammenbrach, flog der zweite Pfeil durch die Luft und verpasste sie um wenige Zentimeter.
    »Verdammt«, fluchte Duke und lief zu ihr. »Verdammt.« Zusammen mit Donnie beugte er sich über sie und lauschte ihrem flachen Atem.
    »Hört auf …«, flüsterte sie. Ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander. »Bitte.« Sie schaute Donnie in die Augen. Er starrte sie gebannt an.
    »Okay.« Duke drehte sie auf den Bauch, schob das Messer unter ihren Körper, stieß zu und fügte ihr die erste klaffende Wunde zu.
    Als Duke mit ihr fertig war, stand er auf, ging zum Pick-up und zog zwei Schaufeln unter der Plane hervor. Eine warf er Donnie zu. Bevor Duke zu graben anfing, ging er noch einmal zu Alexis, die mit dem Gesicht im Dreck lag, und trat ihr gegen die blutigen Rippen.
    Dann stapfte er zu einem Baum in der Nähe und stieß die Schaufel in die harte Erde. »Verdammt, Donnie. Komm her und hilf mir!«
    Sie gruben, bis sie mit schweißdurchtränkten T-Shirts vor einem flachen Grab standen. Duke packte Alexis’ Handgelenke, schleifte sie rasch über den Boden, sodass kleine Kieselsteine in die Luft flogen, und warf sie in das Loch. Sie bedeckten die Leiche mit Erde, Ästen und Zweigen. Dann setzte Donnie sich in den Pick-up, während Duke sich mit feierlicher Miene ans Grab stellte und die Hände faltete.
    »Leb wohl, Alexis«, sagte er. Als er lächelnd davonging, summte er die Erkennungsmelodie von Dallas.
    Donnie saß in der Amazon-Bar an der Theke und umklammerte seine fünfte Flasche Bier.
    »Schau dir in die Augen, Junge. Das eine spielt Billard, und das andere zählt die Punkte«, sagte Jake, der Kellner.
    »Wie soll ich mir denn selbst in die Augen sehen?«, fragte Donnie.
    »Wie schade, dass dein Dad dir nicht öfter eins aufs Maul gehauen hat«, meinte Jake und schüttelte den Kopf.
    »Mit meinen Augen ist jedenfalls alles in Ordnung«, sagte Donnie. Er schaute auf die fast nackten Mädchen, die auf dem niedrigen Podest vor ihm um die Stangen herumtanzten.
    Eine der Tänzerinnen kam mit strahlenden Augen auf die beiden Männer zu.
    »Das verdammte Podest ist viel zu niedrig, Jake«, schimpfte sie und stieß ihren spitzen Finger in die Luft. »Ich kann nicht arbeiten, wenn diese Trucker mich die ganze Nacht begrabschen. Ich bin gerade mal fünf Zentimeter größer als sie. Wie soll ich ihnen da auf die Flossen hauen?«
    »Ich hätte auch nichts dagegen, deine Titten zu begrabschen«, sagte Donnie, der sich auf dem Hocker aufrichtete. Als sein Fuß von der Metallstange rutschte, hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren und krallte sich an ihr fest. Sie schlug seine Hand weg.
    »Verpiss dich, Riggs.« Sie drehte sich zu Jake um. »Eine andere Sprache versteht der Bursche nicht.«
    Jake lachte.
    »Sind die echt?«, fragte Donnie und zeigte auf ihre Brüste.
    »Klar doch«, sagte sie. »Glatt, straff und hundert Prozent amerikanisch. Aber für dich, mein Schatz, werden sie immer ein Traum bleiben.« Sie klopfte mit den Fingernägeln auf die Theke, damit Jake ihr zuhörte.
    »Zuerst machst du mich geil, und dann lässt du mich hängen«, brummte Donnie und warf die Hände in die Luft. »Du solltest ihr mal die Meinung sagen, Jake.«
    Jake achtete nicht auf die Bemerkung und wandte sich dem Mädchen zu. »Das Podest bleibt, wie es ist, Schätzchen. Vielleicht solltest du dir höhere High Heels kaufen.«
    Sie starrte ihn giftig an und stolzierte davon.
    »Du bist scharf auf mich, gib’s zu«, rief Donnie ihr hinterher.
    Ohne sich zu ihm umzudrehen, hob sie mit der Anmut einer Tänzerin einen Ellbogen in die Luft und streckte den Mittelfinger aus.
    »Mann, die sieht in jeder Situation zum Vernaschen aus«, seufzte Donnie.
    Jake begann zu singen. »Mit siebzehn hab ich meine Unschuld verloren …«
    Donnie warf einen Bierdeckel nach ihm. »Ich bin fast achtzehn«, sagte er.
    »Und was willst du tun, Junge?«, fragte Jake. »Sie in den Arsch ficken?«
    Die Tür wurde geöffnet. Duke betrat die Kneipe und setzte sich neben Donnie.
    »Zwei Bier, Jake«, sagte er.
    »Hi, Duke«, sagte Donnie. »Jake macht mir das Leben schwer.«
    »Wir müssen reden«, sagte Duke.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Donnie.
    »Gleich«, sagte Duke. »Kipp das runter, dann hauen wir ab.«

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