Schattenwanderer
Stumpfhirn«, brummte Alistan Markhouse. Er trug die gewöhnliche Uniform der Gardisten. Sollte die berühmte Rüstung, unter den Soldaten Vagliostriens bereits Legende, heute etwa nicht zum Einsatz kommen? »Das ist nicht interessant – das ist explosiv, teuerster Narr. Fürs Erste sind wir noch einmal davongekommen. Doch verzeiht, Euer Hoheit, aber so sehr wir uns auch bemüht haben, der Unaussprechliche hat von der bevorstehenden Reise erfahren.«
»Nicht nur er«, murmelte Miralissa. Heute trug sie keinen Schleier und hatte das blaue Kleid gegen ein smaragdgrünes gleichen Schnitts getauscht. »Inzwischen ist noch eine dritte Figur aufgetaucht. Dieser Herr.«
»Habt Ihr schon früher von ihm gehört?«, wollte der König von der Elfin wissen.
»Falls er existiert, hält er sich gut versteckt. Weder ich noch meine Gefährten haben je von einem Herrn gehört. Wir werden anordnen, die Familienarchive zu durchforsten. Vielleicht finden wir dort etwas.«
»Das bezweifle ich«, warf Ratte ein. »Die Königlichen Sandkörner haben dieser Tage unablässig nach Hinweisen gesucht und nichts finden können.«
»Was heißt hier nichts ?«, widersprach Stalkon. »Etwas haben sie doch gefunden.«
»Ach das…« Der Hauptmann der königlichen Wache winkte ab. »Das können wir vergessen.«
»Was meint Ihr?«, fragte Arziwus.
»Als wir die alten Chroniken durchgegangen sind, sind wir auch auf das Verhör eines gewissen Jok Imargo gestoßen, Euer Magierschaft. Der Mann, den alle Welt unter dem Namen Jok der den Winter brachte kennt. Glaubt man ihm, so ist er verraten worden und der Mord an dem Prinzen aus dem Haus der Schwarzen Rose ist eine Tat, die auf die Handlanger des Herrn zurückgeht. Natürlich hat ihm das damals niemand abgenommen. Jok wurde den Elfen übergeben.«
»Hat er den Elfen etwas vom Herrn erzählt, Lady Miralissa?«, wollte der Erzmagier wissen.
»Tut mir leid, Mylord, aber diese Geschichte kenne ich nicht.« Miralissa schüttelte den Kopf. »Es handelt sich um eine Angelegenheit, die mit dem Haus der Schwarzen Rose zusammenhängt, das Haus des Schwarzen Mondes hatte damit nichts zu tun. Wir müssen Ell danach fragen.«
»Ist das einer der Elfen, die Euch begleiten?«, fragte Arziwus.
»Ja. Er gehört dem Haus der Schwarzen Rose an.«
»Gehen wir fürs Erste davon aus, dass es diesen Herrn tatsächlich gibt und er ebenso gefährlich ist wie der Unaussprechliche. Wenn nicht gar gefährlicher. Schließlich haben wir immer noch nicht verstanden, was er eigentlich will«, sagte der König.
»Was er will, versteht sogar ein Oger«, widersprach Kli-Kli. »Verhindern, dass wir das Horn des Regenbogens bekommen.«
»Viele wollen nicht, dass das Horn Hrad Spine wieder verlässt. Der Orden hält es ebenfalls für zu gefährlich. Leider ist es jedoch auch unerlässlich. Hast du die Schriftrollen dabei, Garrett?«, fragte Arziwus.
Ich nickte widerwillig. Es hatte mich enorme Mühe gekostet, sie zu holen. Deshalb wollte ich die Pläne Hrad Spines und die anderen Aufzeichnungen ungern dem Orden überlassen. Nicht einmal zeitweilig.
»Lass sie mich sehen!«
Mir blieb nichts anderes übrig, als in meiner Tasche zu kramen und sie dem Erzmagier zu übergeben. Schließlich durfte ich dem Magister des Ordens von Vagliostrien ja wohl nichts abschlagen, oder?
Arziwus studierte die Papiere und spitzte die Lippen, sobald er auf etwas stieß, das ihn interessierte. Die anderen warteten geduldig, bis der Erzmagier seine Beobachtungen mit ihnen zu teilen gedachte. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und der mir bereits bekannte Leutnant der Garde betrat den Raum.
»Ich bitte um Verzeihung, Euer Hoheit, aber da sind Gnome.«
»Und was wollen sie, Ysmee?« Stalkon sah den Leutnant verwundert an.
»Die Gnome sagen, dass ein Kobold, der Euerm Narren verdächtig ähnlich sieht, ihre – genauer gesagt Eure – Kanone gestohlen hat, während sie sie reparierten.«
»Wie das?« Dem König – und auch allen übrigen Anwesenden – war schleierhaft, wie der kleine Kli-Kli es fertiggebracht haben sollte, die äußerst schwere Kanone zu stehlen.
»Die Gnome sagen, er habe gezaubert und die Kanone habe sich einfach in Luft aufgelöst.«
»Ist das wahr, Kli-Kli?«
Kli-Klis Miene ließ darauf schließen, dass er nur einen Wunsch hatte: sich unbemerkt davonzustehlen.
»Also, nicht ganz …«, nuschelte der Narr, während er die Spitzen seiner Schuhe eingehend betrachtete.
»Was heißt nicht ganz ?«, brüllte
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