Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
und der Zwerg vertieften sich in einen zweistündigen Streit über die Vor- und Nachteile von Waffen mit langem Schaft. Wie immer ging die Auseinandersetzung mit regelmäßig geballten Fäusten und einer reichen Zahl an Flüchen einher.
    Marmotte lauschte den Flüchen auf Gnomisch mit dem Interesse eines Sprachgelehrten. Einige der aufgeschnappten Wörter versuchte er nachzumurmeln und sich einzuprägen, um irgendwann in fröhlicher Runde mit seinen neu erworbenen Kenntnissen zu prahlen.
    Wie zu erwarten gewesen war, brachte der Streit zwischen dem Zwerg und dem Gnom kein Ergebnis. Jeder beharrte auf seiner Meinung. Ein gutes Stündchen später entschied Deler mannhaft, sie beide hätten für heute genug Wein, andernfalls müssten sie schon bald ein neues Fässchen besorgen. Und die Wahrscheinlichkeit, ein solches während der Reise aufzutreiben, sei doch äußerst gering, ja, gar nicht vorhanden. Aus irgendeinem Grund amüsierte diese Vermutung Lämpler, der als Letzter ritt, und er entlockte seiner Flöte die grauenvollsten Töne. Ob ich mich je an dieses Gedudel gewöhnen würde?
    Den Hut tief ins Gesicht gezogen, pflegte Lämpler stolz seine Einsamkeit und wechselte nur ab und zu ein Wort mit Kater, der vor ihm ritt und auf die vier Pferde mit unserem Gepäck achtete.
    »Hör mal, Marmotte«, fragte ich den Soldaten, der gerade Triumphator fütterte.
    Das Tierchen, das auf dem Hals des Pferdes saß, knabberte mit dankbarem Gesichtsausdruck an einem Zwieback.
    »Warum heißt Mumr Lämpler?«
    »Och«, druckste Marmotte, während er seinem geliebten Ling eine weitere Portion Zwieback hinhielt. »Er wollte mal eine Lampe löschen …«
    »Eine von den magischen Lampen, die es in der Straße der Funken gibt«, mischte sich Hallas in das Gespräch ein. »Er hat mit irgendeinem Dummkopf gewettet, dass er diese Lampe löschen kann.«
    »Und hat er es geschafft?«, fragte ich neugierig.
    »Pah! Also … er hat einen Eimer angeschleppt und ihn vom Dach eines Hauses ausgekippt«, antwortete Hallas.
    »Und?«
    Alles musste man dem Gnom aus der Nase ziehen!
    »Er hat daneben gegossen!«
    »Oh, ich hab schon getroffen!« Lämpler, der gehört hatte, dass wir von ihm sprachen, gesellte sich zu uns. »Nur nicht das, was ich treffen wollte.«
    »Genauer gesagt, du hast das getroffen, was du auf gar keinen Fall hättest treffen sollen«, stellte Deler gehässig klar.
    »Ihr hättet mir halt nicht euer Zwergengebräu geben sollen!«, empörte sich Lämpler.
    »Der Grimm der Tiefe ist kein Gebräu!«, polterte Deler.
    »Und ob!« Hallas stellte sich auf Lämplers Seite. »Und was für ein Gebräu! Hätte Mumr dieses Zeug nicht getrunken, hätte er den Magier vielleicht nicht begossen!«
    »Ach du!« Der Zwerg konnte nicht glauben, dass ihm der Gnom in den Rücken fiel. »Du hast doch selbst den Grimm gerühmt! Aber kaum steht ein Magier mit nassen Hosen da, verziehst du dich in die Büsche!«
    »Ich? In die Büsche?« Hallas’ Bart sträubte sich wütend. »Gnome schlagen sich niemals in die Büsche!« Nach kurzem Nachdenken fügte er allerdings noch hinzu: »Nicht um einer Gefahr zu entkommen, meine ich.«
    Der Zwerg schnaubte verächtlich und schob sich den topfartigen Hut tief ins Gesicht, um zum Ausdruck zu bringen, dass das Gespräch mit dem wetterwendischen Gnom für ihn beendet sei.
    »Es hilft dir gar nichts, wenn du dir den ollen Napf deiner Katze über die Ohren ziehst.« Hallas ließ einfach nicht locker. »Habe ich etwa mit Mumr gewettet, dass er es nie schaffen würde, die magische Lampe zu löschen?«
    »Willst du behaupten, ich sei so dämlich gewesen?«, blaffte Deler.
    Ich trat Bienchen in die Seiten und ritt nach vorn, an die Spitze des Zuges, um den nächsten Streit zwischen Zwerg und Gnom hinter mir zu lassen. Die beiden brachten es einfach nicht fertig, einen Tag lang friedlich miteinander auszukommen. Immer mussten sie sich an den Kragen gehen. Ich schloss zu Miralissa und Markhouse auf.
    »Wenn wir in diesem Tempo weiterreiten, brauchen wir noch gut zwei Wochen bis zur Isselina und von dort aus noch einmal genauso lange bis zum Grenzkönigreich, danach eine weitere Woche bis zu den Wäldern Sagrabas«, erklärte die Elfin dem aufmerksam zuhörenden Markhouse.
    »Also insgesamt knapp anderthalb Monate?«, fragte Mylord Alistan, der nachdenklich auf seinem Bart kaute. Erst jetzt bemerkte er, dass ich neben ihnen einherritt.
    »Nur, wenn wir nirgendwo Schwierigkeiten bekommen.« Egrassa neigte häufig dazu,

Weitere Kostenlose Bücher