Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Schmerz über Nacht völlig abgeklungen, als hätte ich nie auf einem Pferd gesessen. Das hatte ich Ell zu verdanken, der mir gestern Abend etwas aus einem Fläschchen in den Wein gegeben hatte. Was immer es gewesen sein mochte, es hatte geholfen.
    »Wir sind heute spät dran«, bemerkte ich zu Mumr. »Sollten wir nicht längst aufgebrochen sein?«
    »Lady Miralissa wartet noch auf einen Boten«, antwortete mir Lämpler, der unter dem Bett nach etwas tastete.
    Schließlich zog er den Birgrisen hervor, schulterte ihn und ging zur Tür. »Lass uns frühstücken, Garrett.«
    »Ich komme«, sagte ich und wollte Armbrust und Klinge an mich nehmen.
    Hmm, seltsam. Sehr seltsam. Die Klinge fand ich problemlos, aber die Armbrust schien spurlos verschwunden. Lämpler würde sie ja wohl nicht mitgenommen haben, oder?
    Plötzlich drang durch das offene Fenster das Geräusch eines Armbrustschusses herein, gleich darauf das verängstigte Gegackere der Hühner. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster – und ich stürzte schimpfend aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
    Einige Wilde Herzen hatten bereits gefrühstückt. Sie begrüßten mich und erkundigten sich höflich, wie ich geschlafen hatte. Nicht minder höflich teilte ich ihnen mit, vorzüglichen Schlaf genossen zu haben. Aber ich konnte weder mich noch sie täuschen.
    »Wohin des Weges, Garrett?«, wunderte sich Hallas, der in einer Hand ein Stück Speck hielt, in der anderen ein Ende Räucherwurst und sich damit einem ernsthaften Problem gegenübersah: Wo zuerst reinbeißen? »Wenn du dich nicht ranhältst, ist nichts mehr da!«
    »Bin gleich wieder hier!«, versicherte ich und trat aus dem Haus.
    Arnch, Kater und Schandmaul verfolgten aufmerksam einen höchst originellen Wettkampf zwischen Aal und einem kleinen, mir nur zu gut bekannten Subjekt. Zum offenkundigen Missfallen des Herbergsvaters versuchten die beiden, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Hühner zur Strecke zu bringen. Rund fünfzehn Hühnerleichen lagen bereits im Sand.
    Aal schoss aus einer Sklot, die er von Markhouse geliehen hatte. Kli-Kli – denn um niemand anderen handelte es sich – feuerte aus meiner Armbrust auf die Hühner.
    »Amüsierst du dich auch gut?«, fragte ich den Kobold.
    »Guten Morgen, Garrett!«, sagte Kli-Kli und erledigte mit einem zielsicheren Schuss das nächste Tier. »Zehn zu sechs. Ich habe gewonnen!«
    Die letzten Worte galten Aal, der zustimmend nickte und nicht einmal daran dachte zu widersprechen.
    »Herzlichen Dank, dass ich deine Armbrust benutzen durfte.« Mit diesen Worten überreichte mir der Narr die Waffe.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, es dir erlaubt zu haben.«
    »Leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage«, murrte der Kobold. »Ich bin die ganze Nacht durchgeritten und habe mir den Hintern wund gerieben, nur um euch einzuholen! Danach durfte ich mir dieses kleine Vergnügen ja wohl gönnen!«
    »Und weshalb bist du gekommen, wenn du die Frage gestattest?«
    »Täusche ich mich oder höre ich Unmut aus deinem Ton?« Der Narr sah mir aufmerksam in die Augen. »Ich bin gekommen, um Miralissa etwas zu bringen, über das der König noch nicht verfügte, als ihr aufgebrochen seid.«
    »Dann sitzen wir also deinetwegen hier fest?«, schnaubte der Garraker.
    »Überhaupt«, sagte der Narr und erstickte damit alle etwaigen Einwände vorab im Keim, »werde ich euch den Rest des Weges Gesellschaft leisten.«
    »Als Narr? Das hat uns gerade noch gefehlt!«, bemerkte Schandmaul.
    Er war mit Kater an uns herangetreten, während Arnch die Bolzen aus den Hühnerleichen zog und sich dem aufgebrachten Wirt der Goldenen Henne ins Benehmen widmete.
    »Trage ich etwa meine Kappe?« Der Narr deutete beredt auf seinen Kopf.
    Dort saß keine Narrenkappe mit Glöcklein, auch war das karierte Gewand einer schlichten Reisekleidung und einem Umhang gewichen.
    »Ich werde mit euch reisen, nicht um euch zu unterhalten, sondern um euch zu führen. Die Gegend, in die wir müssen, ist meine Heimat. In Sagraba kenne ich mich nicht weniger aus als die Elfen. Außerdem bin ich ein Vertrauensmann des Königs.«
    »Ich an Stelle des Königs, mein teurer Narr, würde dir nicht einmal meinen Nachttopf zur Aufbewahrung anvertrauen«, rief Schandmaul.
    »Weil du gar keinen Nachttopf hast!«, mischte sich Kater ein und knuffte Schandmaul in die Seite.
    »Ob ich einen habe oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle!«, blaffte Schandmaul. »Verzeih mir, Kobold, aber einen weiteren Bürger gegen

Weitere Kostenlose Bücher