Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Alistan kam auf uns zu.
    »Aber ich bin ein Narr! Trotzdem will ich feierlich schwören, jeglichen Albereien zu entsagen.« Kli-Kli hob mit bierernster Miene die Hand zum Schwur, ganz wie ein Gardist, der den Eid leistet.
    Alistan nickte, als schenke er dem Versprechen des Kobolds tatsächlich Glauben. Aal saß längst im Sattel und wartete nur auf den Grafen.
    »Wir brechen jetzt auf. Bleibt auf diesem Weg, biegt nirgendwo ab. Wir versuchen, Euch bis zum Abend wieder einzuholen.«
    »Wenn Ihr uns nicht auf dem Weg einholt, trefft uns in Ranneng. In der Schenke Zur gelehrten Eule «, sagte Miralissa zum Abschied.
    Alistan verabschiedete sich mit einem Nicken von ihr. Er und Aal stießen ihren Pferden die Hacken in die Seiten, stürmten den Weg zurück, dorthin, wo sie Egrassa und Kater zu finden hofften.
    »Hoch mit euch, Jungs!« Ohm klatschte in die Hände. »Auf die Pferde!«
    Dieser Tag war der bisher heißeste. Die Sonne brannte dermaßen erbarmungslos, dass selbst der unbezwingbare Arnch sein Kettenhemd ablegte und im Leinenhemd weiterritt. Met hatte selbst dieses ausgezogen und bot der ganzen Welt seine Muskelberge, die unzähligen Narben und das tätowierte Wilde Herz dar. Kli-Kli bat Marmotte um ein Tuch, das er sich um den Kopf band, nachdem er es zuvor mit Wasser aus seiner Flasche getränkt hatte.
    Der Weg wand sich zwischen den Feldern und dem niedrigen Gebüsch hindurch. Wir waren der Sonne hilflos ausgesetzt. Am Himmel stand keine einzige Wolke, das Blau schmerzte in den Augen, wir mussten ständig blinzeln. Die ganze Einheit erinnerte, von den unerschütterlichen Elfen abgesehen, an eine Herde übergeschnappter Doralisser.
    Die glühende Luft brandete mir in stürmischen Wellen durch die Lungen. Ich hätte mein Leben für einen Regenguss gegeben, auf dass er diese Sommerhitze zerschlüge wie ein Hammer das feine Porzellan der tiefländischen Meister. Nach zwei Stunden ununterbrochenen Galopps unter dem nimmermüden Auge der gestrengen Sonne lagen die Felder hinter uns, gingen im Horizont auf, wichen einer Hügellandschaft, die mit kleinen Kiefern reich bestanden war. Nun stieg uns statt des Dufts von Feldgräsern und Blumen das Aroma von Kiefernharz in die Nase, das unablässige Surren der Insekten und das Zirpen der Heuschrecken wurde von der unschuldigen Stille eines friedvollen Waldes abgelöst.
    Der Weg schlängelte sich durch die sanften Hügel hindurch, kletterte zuweilen auf einen von ihnen hinauf, um sich sogleich wieder in die Tiefe zu stürzen. Als die Pferde langsam müde wurden, drang Ohm in Miralissa, den Tieren wenigstens eine kurze Rast zu gönnen. Sie sollte wahrlich kurz sein. Ich war kaum von Bienchen runter, als ich bereits wieder aufsitzen musste, um weiterzupreschen, immer weiter … Wie mir das alles zum Hals raushing!
    Am Rand des Weges standen die Bäume dichter und versperrten uns mit ihren Blättern fast gänzlich den Blick auf den Himmel. Irgendwann machten die niedrigen schiefen Kiefern Espen und Birken Platz. Den Wegrand und die umgebenden Hügel nahm dichtes Unterholz ein. Die Baumwand bescherte uns angenehme Kühle, die Sonnenstrahlen peitschten nicht länger auf unsere Schultern ein, wir alle seufzten erleichtert, und Arnch legte selbstredend sein Kettenhemd wieder an.
    Die nächste Stunde ritten wir durch den recht kühlen Wald.
    Die gute Stimmung währte jedoch nicht lange. Wie sollte sie auch? Gewiss, die Sonne schmorte uns nicht mehr das Hirn, aber noch immer wussten wir nichts von Kater und Egrassa, obendrein hatten nun auch noch Alistan und Aal die Einheit verlassen, selbst wenn Letztere, sofern alles gut ging, am Abend wieder bei uns sein wollten.
    Alle waren angespannt und einsilbig. Lämpler hatte seine geliebte Flöte völlig vergessen, Kli-Kli verkniff sich seine stumpfsinnigen Scherze, selbst Deler und Hallas stritten sich nicht, und das war bislang noch nie vorgekommen. Deler blickte finster drein und strich über die Schneide seiner riesigen Streitaxt, Hallas schmauchte in einem fort seine Pfeife. Ohm schnauzte alle Nörgler an, sie mögen entweder aufhören zu jammern oder zurückreiten und gefälligst zu Hause bei der lieben Frau Mama bleiben.
    Wann immer sich der Weg einen Hügel hochschlängelte und der Wald uns nicht länger die Sicht nahm, drehte sich einer meiner Gefährten um. Wir entdeckten jedoch niemanden und wurden immer niedergeschlagener.
    Als Miralissa etwas mit Ell beratschlagte, biss sie sich mehrmals auf die Lippe, aus Hilflosigkeit

Weitere Kostenlose Bücher