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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ihm unwirsch.
    »Das solltest du aber!« Marmotte hatte sich bereits sein Kettenhemd aus der Satteltasche eines der Lasttiere geholt und zog es über das Hemd. »So ein Eisenwams kann dir nämlich mitunter das Leben retten.«
    »Selbst gegen eine gewöhnliche Armbrust schützt mich ein einfaches Kettenhemd nicht, von einer Sklot ganz zu schweigen!«
    »Aber nicht alle haben Sklote, unsere Feinde kämpfen auch mit anderen Waffen! Zieh es an, schaden kann es auf keinen Fall!«
    Sollen sie mich doch in hundert Stücke reißen! Ich kann kein Eisen auf der Haut haben! Mein ganzes Leben bin ich ohne dieses Zeug zurechtgekommen. Jetzt kam ich mir in einem Kettenhemd nicht besser vor als manch einer im Sarg. So ein Ding war eng und unbequem. Gut, denen im Sarg, denen machte die Enge nichts mehr aus.
    »Nimm dir ein Beispiel an den anderen!« Kli-Kli gab keine Ruhe.
    Die Wilden Herzen hatten inzwischen allesamt ihre Rüstungen angelegt. Also, wenn man mich fragte, verlangte dieses Feuer, nur weil es groß war, keineswegs nach solchen Vorsichtsmaßnahmen.
    Auch die Elfen hatten sich gewappnet, sie trugen dunkelblaue Kettenhemden mit Brustplatten aus Stahl, in die die Embleme ihrer Häuser eingraviert waren. Bei Miralissa ein Schwarzer Mond, bei Ell entsprechend eine Schwarze Rose. Der Elf setzte sich einen Helm auf, der das ganze Gesicht bedeckte, Miralissa stülpte sich eine Kettenhaube über, unter die sie den dicken Zopf und den dichten Pony schob. Hallas, der etwas trug, das an Fischschuppen erinnerte, half Deler, die stählernen Beinschienen zu schnüren. Der Zwerg tauschte den Hut gegen einen flachen Helm mit Nasen- und Wangenschutz.
    Um nicht wie ein weißer Doralisser auszusehen, musste also auch ich Rüstung anlegen. Das Kettenhemd lastete mir schwer auf den Schultern, unwillkürlich verzog ich das Gesicht.
    »Du wirst dich schon daran gewöhnen!«, tröstete mich Lämpler.
    Er trug einen Panzer, der aus dicht aneinandergesetzten Stahlscheiben bestand.
    Als er meinen Blick auffing, lächelte er. »Das ist ein hervorragendes Stück für alle, die gern den Birgrisen schwingen.«
    Mumr verzichtete auf einen Helm und band sich lediglich einen dünnen Streifen Stoff um die Stirn, damit ihm die Haare nicht in die Augen fielen.
    »Sollen wir los?« Ohm sah Miralissa fragend an.
    »Ja«, befahl sie und fügte hinzu: »Übernimm du das Kommando!«
    Ohm wunderte sich keineswegs über diesen Befehl, schließlich wusste die Elfin nicht so gut wie er, wozu die Wilden Herzen in der Minute der Gefahr fähig sind.
    »Hallas, Deler – nach vorn mit euch! Ihr habt solide Panzer, für den Fall, dass …« Den Rest ließ Ohm ungesagt. Es war ohnehin allen klar, was darunter zu verstehen war: für den Fall, dass ein Angriff mit schweren Armbrüsten erfolgte … denn dann mussten die Soldaten in den besseren Rüstungen die Aufmerksamkeit der Schützen auf sich und weg von ihren weniger gut geschützten Kameraden lenken.
    »Hast du mich etwa vergessen, Kommandant?«, erklang es hinter mir. »Ich begleite die beiden.«
    Da ich die Stimme nicht erkannt hatte, drehte ich mich um. Statt des alten Kettenhemdes trug Arnch einen schweren Panzer und einen Vollhelm mit schmalen Sehschlitzen, der an eine Eichel erinnerte. Dazu Arm- und Beinschienen, Kettenärmel und einen Rundschild. Mit einem Wort, eine Stählerne Stirn.
    Bis auf Lämpler, Met und die Elfen trugen zudem alle Schilde. Bei Delers Schild stak aus der Mitte ein spitzer Dorn heraus. Wenn man jemandem so etwas aus purer Seelengüte ins Gesicht rammte, hatte die Welt wieder einen Toten mehr. Soweit ich es verstand, hofften meine Gefährten auf eine hübsche Keilerei und wären sehr enttäuscht, sollte sich erweisen, dass in dem Dorf nur ein gewöhnliches Feuer wütete, das einem betrunkenen Bauern anzulasten war.
    Diesmal ritten wir sehr langsam, spähten aufmerksam ins Unterholz und erwarteten jede Sekunde einen Hinterhalt. Ich hielt die Armbrust bereit und vermochte immer noch nicht zu fassen, dass wir eines zufälligen Feuers wegen ein solches Aufhebens machten. Andererseits musste man angesichts der jüngsten Ereignisse und Rätsel wohl mit jedweder Gemeinheit seitens des Schicksals rechnen.
    Obwohl wir noch ein gutes Stück bis Markstein zu reiten hatten, schwängerte Rauch die Luft, und es roch nach Feuer. Kli-Kli verzog das Gesicht, als litte er Zahnschmerz, denn der Rauch kratzte in der Kehle und brannte in den Augen. Der Kobold trug nebenbei bemerkt kein Kettenhemd – was die

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